Freitag, April 19, 2024

Kern schwört auf Augenlicht seines Hundes: Keine eigene Partei

Keine eigene Partei

Hartnäckig halten sich die Gerüchte, dass Ex-Kanzler Christian Kern mit einer eigenen Partei bei der nächsten Nationalratswahl antreten könnte. Im “Krone”-Sonntagsinterview dementierte der ehemalige SPÖ-Chef dieses Vorhaben jedoch.

Wien, 04. Juli 2022 | In den Umfragen würde es für Christian Kern gut aussehen. Laut “Krone” würden sich 45 Prozent nach einer neuen Partei sehnen. Als Spitzenkandidat wurde der ehemalige SPÖ-Kanzler genannt. In einer “Österreich”-Umfrage würde eine “Partei der besten Köpfe” unter Kern auf Platz drei mit 20 Prozent landen. Das bedeutet, nur zwei Prozentpunkte hinter der SPÖ beziehungsweise einen Prozentpunkt hinter der ÖVP.

Kern dementiert beim Augenlicht seines Hundes

Am Sonntag dementierte Kern gegenüber der “Krone” jedoch vehement, dass er an einer Parteigründung bastle. Er schwor zudem, dass es keine Geheimgespräche – wie gerüchteweise kolportiert – mit etwa Reinhold Mitterlehner oder Othmar Karas gegeben habe: “Beim Augenlicht meines Hundes (Sammy, Anm.)”. Er sei mit seinem Unternehmen ausgelastet.

Wirklich los kommt Kern allerdings nicht von der Politik, wie er selbst zugab: “Sie kann mich gar nicht loslassen, denn die Politik bestimmt heute noch viel mehr unser Leben als noch vor zehn oder 20 Jahren.”

Auch zum Ausscheiden seines Nachfolgers Sebastian Kurz äußerte sich Kern wie schon im Salon Pilz deutlich: “Es wäre gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich nach dem Abgang von Sebastian Kurz und die Umstände, die dazu geführt haben, nicht eine gewisse Genugtuung verspüren würde. Denn das waren ja keine fairen Wahlen, weil hier Steuergeld missbraucht wurde. Aber mir reicht die Rolle des Altkanzlers.”

ÖVP soll sich in Opposition erneuern

Ratschläge von der Seitenlinie in Richtung SPÖ wollte Kern keine abgeben. Auch nicht bei der Frage, ob Burgenlands Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil bei eine Nationalratswahl der bessere SPÖ-Kandidat als Pamela Rendi-Wagner wäre. Er selbst, Kern, werde weiterhin SPÖ-Mitglied bleiben. “Partei und Fußballclub, sowas wechselt man nicht”, auch nicht, wenn er bei manchen Entscheidungen der Sozialdemokraten “die Faust in der Hosentasche ballen” müsse.

Für die ÖVP gab es hingegen schon Ratschläge von Kern: “Nach 37 Jahren ist es Zeit, dass die ÖVP sich in der Opposition erneuert. Das wird dem Land guttun.” Denn momentan hätte die Volkspartei laut Kern gute Chancen, dass sie dem Beispiel der in den 90er Jahren in Italien zerbröselten “Democrazia Christiana” folgen könnte.

“Wenn Leute mitkriegen, was da gespielt wird, dann viel Glück”

Die aktuelle Lage angesichts der Inflation bezeichnete Kern als sehr ernst. Von der Politik forderte er, die Gaspreise zu deckeln. Dadurch würden die Strompreise sinken und so wiederum auch die anderen Preise.

Die Schuld daran sieht er bei den Leuten, die von der Energiekrise profitieren: “Einerseits werden Menschen an den Rand der Existenz gedrängt und auf der anderen Seite überlegen sich Energiekonzerne, wie sie die Dividende erhöhen. Mein altes Unternehmen, der Verbund, wird 7.2 Milliarden Euro mehr Gewinn machen. Wenn die Leute mitkriegen, was da gespielt wird, dann wünsche ich denen, die das verantworten, politisch wirklich viel Glück.”

(bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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21 Kommentare

  1. Warum dann die Umfrage des Tages?
    Wenn er wieder in die Politik wollte die Sozen nähmen ihn sicher mit Handkuss und rotem Teppich.
    Eine Splitterpartei die der SPÖ Stimmen kostet? (Generell den Großparteien)

  2. Kern braucht keine eigene Partei gründen. Es würde genügen, wenn er für die SPÖ antritt.

    • Kern ist dieselbe Mogelpackung wie Macron, Trudeau, Ardern und wie sie sonst alle heißen aus Onkel Klaus‘ Gruselkabinett des großen Neustarts.

  3. Ja, die verantwortungslosen Politiker in der Regierung sind für diese Hyperinflation verantwortlich. Wann kommen Nehammer und Kogler endlich zur Vernunft?

    Ich wußte, dass der Kern ein Rennrad hat, aber nichts von einem Hund.

  4. Wieso glaubt ihr eigentlich alle, dass er der neue Heilsbringer sein wird? Nachdem Kurz abgesägt wurde – Karl zu doof ist – ist das einfach die nächste Konzern-Marionette, die uns zugemutet wird. Der Typ, konnte nie etwas, kann nach wie vor nichts und wird auch in Zukunft nichts können – ein Studium in „Gewschwätz-„Wissenschaften““ hat er abgeschlossen – Toll 👍🏻
    Selbst ein Bewehrungseisen hat mehr volkswirtschaftlichen Nutzen als der Typ.

  5. Ich bin der Überzeugung, dass Kern einer der wenigen Politiker ist, die in der Lage sind, die kommenden Krisen zu meistern.

  6. Für mich kommt Kern, seitdem er im Sold des russischen Staates gearbeitet hat, als Politiker und keiner anderen politischen Funktion in Österreich nicht mehr infrage. Für so integer kann ich ihn gar nicht halten, als dass ich Putin die allergeringste Chance kann, auf Österreich Einfluss zu nehmen.

    Fragen wie doch Selenskyj, ob er ihn einstellen würde.

  7. Verzeihen ist ein großes Wort. Wenn nicht einmal der Parteivorstzende ( ÖVP )gemerkt hat was hinter seinem Rücken passiert ( Spenden sammeln absägen abmontieren ) das da jemand vielleicht unprofessionell frustriert ist,macht ihn meiner Meinung menschlich vorallem wenn ich mir die Kustfiguren der türkisen genauer betrachte.

  8. also ich für meinen teil verzeih dem kern nie, dass er uns den kurz nicht erspart hat.
    wenn er gleich nach seinem antritt neuwahlen ausgerufen hätte anstatt mit der övp weiter zu machen, wäre uns kurz mit sicherheit erspart geblieben.
    und damit vieles mit dem wir jetzt konfrontiert sind.

    ausserdem war er auch damals schon nicht der grosse heilsbringer.

    https://www.hagerhard.at/blog/2016/09/die-kernschmelze/

    • Immerhin war sein gegenüber bei Amtsantritt Reinhold mitterlehner und dann gings eh ruck-zuck mit Vollgas in die Sch….e

    • Kern vorzuwerfen, dass er nicht wegen eines Umfragehochs in Neuwahlen gegangen ist, ist unfair und abwegig. Das könnten Sie Mitterlehner ebenso vorwerfen, wenn das überhaupt als verantwortungsvolles Verhalten durchgeht. Sie können Kern nicht für die ÖVP-Machenschaften verantwortlich machen und noch weniger für das beschämende Wahlverhalten des Durchschnittsösterreichers, das sich schon lange vor Kern manifestiert hat.
      Tatsächlich hat Kern zwei Fehler gemacht, die Sie ihm wirklich vorwerfen können: Er hatte das Engagement von Silberstein zu verantworten und er hat die SPÖ und Österreich viel zu früh hängen lassen.
      Wenn wir den pathetischen Begriff “Heilsbringer” bemühen müssen: Genau das wäre Kern geworden, wenn man ihm eine Chance gegeben hätte. Schon alleine deshalb, weil er über Intellekt, Reflexionsvermögen und Problemlösungsorientierung verfügt – im Gegensatz zu jedem seiner Nachfolger. Kern wäre zum “Heilsbringer” geworden, weil er in seinem letzten Wahlkampf den Beschluss gefasst hatte, die Medienkorruption in Österreich zu beenden. In dieser Medienkorruption liegt der Schlüssel zur politischen Misere in Österreich.

  9. Ich hab kein Problem mit Hr.Kern sehe aber den Diskurs losgetreten von der Krone eigentlich als entbehrlich bzw. als Schwächung der SPÖ & Rendi Wagner.

  10. Rückblickend war der Hr. Kern vlt. doch nicht so schlecht. Ein schwacher Charakterzug von ihm war, dass er so leicht beleidigt war. Ein bisschen mehr Dickhäutigkeit und es wär schon gegangen.
    Die Fr. Rendi Wagner ist dagegen inhaltlich eigendlich ein Nichtarl. Als einfache Ministerin hät Sie vermutlich sehr gut gepasst und Ihre Sache sogar hervorragend gemacht. Die Zugspitze ist eine Ebene zu hoch.

    • Kern wurde sogar als “Prinzessin” verniedlicht, aber ich sehe das mehr als bewusst gesteuertes Bild. Wenn Sie ihm den frühen Rückzug vorwerfen, teile ich Ihre Kritik. Kern allgemein zu wenig Resilienz nachzusagen, allerdings nicht. Kern ist der einzige Spitzenpolitiker, der auch für selbstironische Äußerungen zu haben ist. Dazu bedarf es Intellekts, Reflexionsvermögens und einer gesunden kritischen Distanz zu sich selbst. Diese Fähigkeiten sind sogar herausragende Eigenschaften von Kern. Mir fiele kein zweiter Spitzenpolitiker ein, der diese Fähigkeiten in sich vereint.
      Das permanente Beleidigtsein ist eine absolute Kurz-Domäne. Jedesmal wenn er etwas verbockt hat, hat er Österreich angeraunzt, wie unangenehm die Konsequenzen nur für ihn seien.

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