Freitag, März 29, 2024

Neues Pflichtfach für AHS und Mittelschule – 1. bis 3. Klasse

1. bis 3. Klasse

Ab Herbst steht mit “Digitale Grundbildung” ein neuer Pflichtgegenstand auf dem Stundenplan der Schüler in den ersten drei Klassen der AHS-Unterstufe bzw. Mittelschule.

Wien, 05. Juli 2022 | Am Dienstag wurde nun der Lehrplan für das Fach kundgemacht – er soll das inhaltliche Gegenstück zur im Herbst 2021 begonnenen Ausstattung der Schüler mit günstigen Endgeräten sein. Auf dem Programm stehen aber nicht nur sogenannte “informatische” Kompetenzen, sondern auch Medien- und Anwendungskompetenz.

Nun Pflichtfach

Ganz neu ist der Gegenstand nicht. “Digitale Grundbildung” fand sich schon bisher als sogenannte “verbindliche Übung” auf dem Lehrplan – also ohne Benotung. Die Schulen hatten außerdem die Wahl: Sie konnten für die verbindliche Übung zwischen zwei und vier Wochenstunden über die gesamten vier Jahre AHS-Unterstufe bzw. Mittelschule gerechnet reservieren (also im Schnitt zwischen einer halben und einer Stunde pro Klasse Anm.) bzw. sie auch anstatt eigener Stunden in den Fachunterricht anderer Gegenstände integrieren.

Das geht jetzt nicht mehr: Grundsätzlich muss nun in jeder Klasse eine Stunde pro Woche für das Fach reserviert sein. Die Schüler bekommen auch Noten. Dass das neue Fach die “Begleitung” für die Ausstattung mit Endgeräten ist, zeigt sich auch am Umstand, dass er vorerst nur in jenen Schulstufen unterrichtet wird, die diese im Herbst schon bekommen haben werden. Das sind vorerst die erste, zweite und dritte Klasse AHS-Unterstufe/Mittelschule (5. bis 7. Schulstufe). Erst ab 2023/24 sind auch die vierten Klassen (8. Schulstufe) umfasst.

Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) nannte die Umwandlung in ein Pflichtfach in einer Aussendung einen “historischen Moment in den österreichischen Schulen”. “Digitale Grundbildung bedeutet in diesem Fach, nicht einfach einen Computer zu bedienen. Schülerinnen und Schüler sollen damit schon früh lernen, sich in der digitalen Welt zu bewegen, sie zu gestalten und Informationen daraus zu verarbeiten.” Das Fach sei “die Grundlage für ein selbstbestimmtes Leben mit der Digitalisierung im privaten und beruflichen Bereich.”

Suchmaschinen, Social Media und Viren

Thematisch geht es unter anderem um die Nutzung von Suchmaschinen im Internet (1.Klasse), das Erfassen, Filtern, Sortieren, Interpretieren und Darstellen von Daten (2. Klasse), die Erklärung des Begriffs “Social Media” bzw. das Verständnis, welche Interessen das jeweils anbietende Unternehmen hat (ebenfalls 2. Klasse) oder den Schutz von Geräten und Inhalten vor Viren bzw. Schadsoftware/Malware (3. Klasse).

Einerseits sollen die Schülerinnen und Schüler also lernen, wie sie etwa Tabellenkalkulationsprogramme bedienen oder den Code eines selbst entwickelten Computerprogramms verändern können, damit es schneller und stabiler läuft. Andererseits soll aber auch vermittelt werden, unter welchen Bedingungen Bilder oder Fotos anderer Menschen verschickt werden dürfen oder wie man Fake News erkennt.

Im Begutachtungsprozess gab es Kritik daran, dass das Fach mit Inhalten überfrachtet wurde. Je nach Blickpunkt wurde kritisiert, dass zu viel Informatik (das ja ohnehin später als eigenes Fach unterrichtet wird) und etwa zu wenig Medienbildung auf dem Lehrplan steht oder umgekehrt. Vor allem Vertreter der Industrie bzw., der Wirtschaftskammer machten geltend, dass Medienbildung in die Lehrpläne anderer Fächer integriert werden sollte und Digitale Grundbildung vor allem Informatikkompetenzen vermitteln sollte.

Seit Mai werden jene Lehrkräfte, die schon bisher die Verbindliche Übung “Digitale Grundbildung” unterrichtet haben, in sogenannten Massive Open Online Course (MOOC) fortgebildet. Im Herbst startet dann ein Hochschullehrgang im Ausmaß von 30 ECTS für bereits im Dienst stehende Lehrerinnen und Lehrer. Ab 2023/24 ist dann ein eigenes Lehramtsstudium geplant. Als nächster Schritt werden die Informatik-Lehrpläne der Oberstufen überarbeitet, um die Inhalte der Digitalen Grundbildung darauf abzustimmen.

(apa/bf)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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14 Kommentare

  1. Lesen lernen und Lernen lernen wären die beiden wichtigsten Unterrichtsfächer. Aber selbiges haben die vermittelnden Pädagogen leider auch nicht gelernt…
    Hier muss es viel heller werden!

      • Lieber ManFromEarth, traurig mit anzusehen, wie Wissenschaft instrumentalisiert und selbst in den Kosmos getragen wird…
        Es muss dringend heller werden!

        • …. heute ist wiedermal ein wunderbarer Tag, ein Tag auf den das Schicksal ohne weiteres hätte verzichten können…. 😩

          • Lieber ManFromEarth, Ihr Hinweis erinnert mich an ein vor einigen Wochen von uns geführtes Gespräch, über die Freiheit von Wissenschaften wie es in der Präambel für selbige so schön heißt. Ich habe Ihnen schon damals meine kritische Sicht über die Abläufe und Umsetzung in dieser Branche dargelegt und sehe mich heute, leider einmal mehr bestätigt…
            Trotzdem muss es heller werden!

          • Macht braucht Kontrolle, aber auch die Erkenntnis welche Verantwortung damit einhergeht. Mein obiger Satz meint nicht explizit die Wissenschaft, er meint Menschen denen dieser Tag übel mitgespielt hat, Menschen innerhalb meines Horizonts, Menschen denen ich üblicherweise Rat und Trost spenden kann, nur heute nicht, heute zeigte das Schicksal nicht ganz so viel Nachsicht mit diesen Menschen. Für jeden einzelnen gab es eine eigene persönliche Obsession.
            Meine Kraft ist begrenzt, meine Möglichkeiten auch.
            “Der Mensch plant – und Gott lacht”, die Interpretation eines Tschechischen Sprichworts, formuliert von einer ausgezeichneten tschechischen Psychologin und Medizinerin.

            Wünsche Allen Menschen das der morgige Tag besser beginnt als der heutige endet.

            Wünsche Ihnen ein reibungsloses Werken!

          • Lieber ManFromEarth, ich habe mich auf Ihre Anfangsinformation bezogen. Mir ist bekannt, in welch schwierigem und kraftaufreibendem Umfeld Sie engagiert sind. Meine Bewunderung für Ihren Enthusiasmus und Ihren Einsatz ist grenzenlos. Lassen Sie sich von Rück- bzw. Tiefschlägen nicht entmutigen, Sie leisten eminent wertvolle Arbeit. Leider bleibt selbige gesellschaftlich weitestgehend anonymisiert und unbedankt. Ohne näheres zu wissen, meine ich Sie zu verstehen. Auf vis major haben wir alle keinen Einfluss, wir müssen selbige ertragen…
            Wünsche Ihnen noch eine erholsame und gute Nacht, damit Ihre Energietanks sich wieder befüllen mögen.
            Es muss immer heller werden!

  2. Österreichs Schulsystem ist International unterste Schublade:
    Es braucht folgende Fächer:
    1) Richtig Selbständig Lernen
    2) Richig Fremdsprachen lernen (3 Sprachig nach HS; 5 Sprachig nach Matura) Top Lvl
    3) Richtige Ernährung
    4) Geldanlage bzw. Vermögensaufbau (90% der Ö. Habe hier keine Ahnung)
    5) Richtig Debattieren. (-> siehe aktuelle Debatten; In anderen Ländern ist die Gesellschaft heil)

    6.) Digitalisierung Ok

    Beim Rest nur Basics. Dann Stärken stärken.

    • Noch generell zur Matura: Duales Work-Schoolsytem fördern.
      Klassische Full Time Matura und vor allem Full Time Studieren ist eine Falle. Da kommen dann 30 jährige Verpeilte Menschen raus, die keine Ahnung vom Leben haben.
      Von den Dr. rede ich da noch gar ned.

    • Richtige Ernährung ist zu wenig. Gesundheitserziehung würde Millionen einsparen, vom Leid ganz zu schweigen. Und richtige Ernährung bringt auch nichts, wenn ums Eck der Mc Donalds lauert, keiner mehr kocht und die Kinder von klein auf an Süßes gewöhnt werden.

      • Danke. Richtig. Mental Health Training ist mir auch noch eingefallen. Wird schon an einigen Privaten Internaten unterrichtet.

        Mit Brainstorming bringen wir mehr zusammen, wie der Bildungsminister und die komplette Regierung. 👍

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