Freitag, März 29, 2024

Proteste in den Niederlanden eskalieren – Bauern wollen ganzes Land lahmlegen

Proteste in den Niederlanden eskalieren

Seit Tagen gehen Bauern in den Niederlanden auf die Barrikaden. Mit Traktoren und Heuballen wollen sich hunderte Landwirte gegen geplante Umweltauflagen wehren. Die Proteste werden immer radikaler.

Amsterdam, 06. Juli 2022 | Die Protestaktionen der niederländischen Bauern haben mittlerweile Ausmaße genommen, die das Land so wohl noch nie erlebt hat. Am Montag blockierten hunderte Landwirte Zufahrten zu Großlagern der Supermärkte. Mehr als 20 Distributionszentren der großen Supermarktketten waren betroffen. Der Zentrale Verband des Lebensmittelhandels nannte die Blockaden “total unakzeptabel” und sprach bereits von ersten Versorgungsengpässen.

Auch Urlauber spürten die Folgen des Protests. Denn erstmals hatten auch Fischer aus Solidarität mit den Bauern mit ihren Booten die Häfen blockiert. Mehrere Stunden lang konnten die Fähren nicht zu den Inseln fahren, und so mussten auch Urlauber mit langen Wartezeiten rechnen, warnten die Reedereien. Europas größter Hafen aber, der Hafen von Rotterdam, war nicht von den Aktionen betroffen.

Proteste werden heftiger

In den vergangenen Wochen hatten Bauern mehrfach auch gewalttätig gegen die Auflagen zur Reduzierung des Stickstoffausstoßes protestiert. Die Proteste begannen vergleichweise ruhig. Doch bald eskalierte die Lage. Autobahnen wurden blockiert, eine Polizeikontrolle wurde gestürmt und das Gelände rund um das Privathaus von Agrarministerin van der Wal geentert.

Zudem ließen die Bauern Gülle regnen. „In den Niederlanden platzt die Stickstoff-Bombe“ , umschrieb die belgische Zeitung „Gazete van Antwerpen“ die offene Schlacht ums Feld im Nachbarland.

Lebensmittel werden knapp

Von den jüngsten Blockaden waren vor allem Marktführer Albert Heijn und Jumbo betroffen. Aber auch Coop, Plus, Aldi und Lidl spürten die Wut der Bauern. Marc Jansen, Direktor des Zentralen Lebensmittelverbandes, rief die Behörden zum Eingreifen auf. “Das kann nicht länger so weiter gehen”, sagte er im Radio. “Wir haben nichts mit dem Konflikt von Staat und Bauern zu tun.” Regionale Medien berichteten bereits von leeren Regalen in einigen Supermärkten. Vor allem frische Produkte wie Brot, Gemüse, Obst und Milch würden knapp.

Landwirte blockierten auch wie bereits in den vergangenen zwei Wochen mehrfach einige Autobahnen und Zubringer. Vereinzelt kam es zu langen Staus gerade an der deutschen Grenze etwa bei Enschede, Venlo und Eindhoven. Doch die Probleme auf den Straßen hielten sich nach Angaben der Verkehrsbehörden in Grenzen.

Die Bauern hatten aufgerufen, “das gesamte Land lahmzulegen”. Doch die angekündigten Blockaden der Flughäfen blieben vorerst aus.

Umweltmaßnahmen Auslöser für Proteste

Die Emissionen von schädlichen Stickstoffverbindungen sind in dem Land seit Jahrzehnten zu hoch. Nun bestimmte die Regierung, dass sie national bis 2030 um rund 50 Prozent reduziert werden müssen, bei Naturgebieten sind es sogar mehr als 70 Prozent. Das wird nach Einschätzung der Regierung zum Aus für etwa 30 Prozent der Viehbetriebe führen. Denn vor allem die Viehzucht ist nach der Berechnung der Behörden für das Stickstoffproblem verantwortlich. Das höchste Gericht des Landes hatte 2019 bestimmt, dass die Stickstoffnormen nicht länger überschritten werden dürfen.

Die Niederlande haben etwa 53.000 landwirtschaftliche Betriebe und sind weltweit einer der größten Exporteure von Agrarprodukten. Im vergangenen Jahr betrug das Ausfuhrvolumen rund 105 Mrd. Euro.

(mst/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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49 Kommentare

  1. Was im Bericht nicht steht: Die Regierung will die Bauern zwingen, ihre Höfe aufzugeben, andernfalls werden sie enteignet. So wie manche Konzerne sich gegenüber der indigenen Bevölkerung aufführen und den Regenwald vernichten, so hält es auch die Regierung in Holland gegenüber ihren Bauern.

  2. All die linken Jubler und Pseudo-Grünen sollten jedenfalls der Realität ins Auge schauen, Mark Rutte ist bekanntermaßen ein young global Leader wie z.Bsp. auch Justin Trudeau, ein Schwab-Jünger wie er im Buche steht. Der vermeintlich volksnahe Rutte ist in Wahrheit dem Schwab-Slogan “sie werden nichts mehr besitzen und glücklich sein” viel näher als seinem eigenen Volk. Ich kann nur hoffen, dass nun endlich auch die Mistgabeln zum Einsatz kommen, und zwar nicht nur in Holland. Der sogenannte “green deal” entpuppt sich gerade als das, was in Wirklichkeit von langer Hand geplant wurde und nun rigoros umgesetzt wird. Der “great reset”, von welchem übrigens letztendlich auch die Grünen selber betroffen sein werden. Die Grünen werden ganz besonders als die Schuldigen ausgemacht werden von der Bevölkerung, wenn die Armut zu Verteilungskämpfen führen werden. Wünsche denen schon jetzt viel Spass…….

  3. In den USA haben sie den Military Industrial Complex als verstecktes Jobs Programm, und bei uns in Europa haben wir den Agrarian Industrial Complex um die fetten Oligarchen glücklich zu halten.

  4. 1. In den Niederlanden werden auf 60% der österreichischen Fläche doppelt so viele Rinder,
    5x so viele Schweine und 10x so viel Geflügel gehalten wie in Österreich.
    2. Es werden Futtermittel um 50 Mrd. € importiert und landwirtschaftliche Produkte um 100 Mrd. €
    exportiert.
    3. Grenzwerte der Bodenbelastung werden seit Jahren um ein vielfaches ignoriert und überschritten
    Auch die Gülle wird exportiert (und dann oft auf hoher See verklappt).
    4. Das eine Änderung der Grenzwerte (bzw. deren scharfe Kontrolle) kommt, war den Landwirten
    jahrelang bekannt.

    Ich hoffe die holländische Regierung knickt gegenüber diesen gierigen ignoranten nicht ein.

  5. Alles abgesegnet von unseren gewählten Volksvertretern in Brüssel, die nur unser Bestes wollen. Wenn man bösartig ist, könnte man auch behaupten, die Politker, von denen natürlich keiner bestochen wurde, räumen auf Wunsch der Agrarkonzerne die kleinen Bauern aus dem Weg. Schon mal bemerkt, dass es keine Rückholaktionen von Kleinbauern gibt, obwohl man dort angeblich auch Nicht-EU-Konforme Nahrungsmittel kaufen kann?

  6. Diesmal muss ich ZZ wirklich ein großes Lob aussprechen.
    Noch immer das einzige Medium von den österreichischen Leitmedien inklusive dem ORF, welches über diese unfassbaren Entgleisungen in Europa überhaupt berichtet hat

    • Sehr geehrter Hr. Dealer,
      wir die Regierung, halten sehr viel von Freiheit und der damit Verbundenen Meinungsäußerung. Daher werden wir Ihnen und ZZ in Kürze einen Besuch abstatten um auch Sie von unserer Meinungsfreiheit zu überzeugen.
      Hochachtungsvoll Ihre Bundesregierung

  7. Oh Freude oh Freude, endlich sickert dieser Protest mal zu den Mainstream-Medien durch. Bisher wurde der Aufstand gegen die WEF-Globalistenagenda der niederländischen Polit-Verräter ja so gut als möglich totgeschwiegen. Im grünlinksextremen Standard und im regierungstreuen Boulevard-Blätterwald findet man bis heute keine Meldung davon. Liegt vermutlich daran, dass die systemtreuen Einheitsmedien nicht wollen, dass die Bevölkerung vielleicht auf dumme Gedanken kommt und auch zu protestieren beginnt.
    (So blöd kann ja übrigens niemand sein zu glauben, dass klimafaschistische Maßnahmen in so einem Miniland wie den Niederlanden irgend einen Sinn hätten.)

  8. kleine medienanalyse: zu dem thema hab ich kein wort im orf, standard, presse, krone, oe24 und heute gefunden! nur der linke und der rechte ‘rand’ – wenn man so will – zackzack und report24 berichten darüber.

    dafür hab ich jetzt x-mal erfahren, dass daniela katzenberger mit einem fan im bett war…
    die gleichschaltung des österreichischen mainstreams ist echt nicht mehr komisch.

  9. Ohne inhaltlich auf die auslösenden Protestaktionen eingehen zu wollen, finde ich das Verhalten des Souveräns wunderbar. So sollte der kritische Pöbelianer auf Ungerechtigkeiten, oder politische Fehlentwicklungen reagieren-wichtig auch immer ein friedlicher Ablauf.
    Den Entscheidern muss bewusst werden, dass sie nicht (so wie bei uns…) hemmungslos, willkürlich und korrupt agieren können…
    Da wird es schon heller!

  10. Was in dem APA Artikel (nicht überraschend) fehlt: Die Bauern haben die Wahl, entweder freiwillig aufzugeben und sich zu verpflichten, nie wieder als Bauer zu arbeiten, oder sie werden enteignet. Das ist ein glatter Verstoß gegen Art. 15 der Charta der Grundrechte der Europäischen Union.
    Aber gut, auch bei uns werden Grundrechte einfach so mal abgedreht, wenn die Politik sich einen Notstand erfindet und den über gekaufte Medien in den Äther bläst.

    • Sie sollen 10% ihres Betriebes einstellen…. Für viele der Tod… Gerade die kleinen die eh am Limit leben würden ihre Existenz verlieren… Die grossen Spüren es im Umsatz würden es überleben jedoch mit Tricks….viele der grossen haben keine Grundstücke die sie aufgeben können… Es geht dem kleinen an den Kragen und die grossen würden wachsen.

      • Unter dem Strich sogar ein nachhaltiger Wohlstandsgewinn und ganz gratis über die Skalenerträge, bis hin zu Gesundheits- und Umweltverbesserungen.
        Wenn das aber wirklich so passiert, dann müssen die Verlierer auch nachaltig abgertigt werden müssen und müsste man das wohl auch ganz anders angehen.
        Anscheinend aber will man nun sogar den Aufstand?
        Vielleicht geht es nicht anders und besser ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende…?

        • Die grossen “Konzerne” die die Tiere in Ställe halten haben keine Grünfláchen die sie aufgeben können….so wird der kleine abgemurxt um den grossen zu unterstützen….

          • Jeder Veränderungsprozess hat Sieger und Verlierer.
            Wir haben noch immer keine Kultur aber auch keine Gesetze, dass es hier immer einen fairen Ausgleich geben muss und im Zweifel mit einem nachweislichen Übergewicht der Verlierer!
            Würden wir das machen, würde es vermutlich wesentlich mehr positive Veränderungen und mit weniger Schäden geben.
            Aktuell werden Veränderungen meist als ein Sozialkrieg über verschiedene Parteien und Interessenvertretungen ausgetragen, oft mit Existenzleichen versehen.
            Das lob ich mir die gute alte Sozialpartnerschaft von Anton Benia und dessem damaligen Wiedersachern in der ÖVP

    • Echt jetzt? Ich dachte, der Job eines österreichischen Journalisten besteht darin, APA-Meldungen abzuschreiben, Fakten totzuschweigen und dem Volk die eigene Meinung zu vermitteln?

  11. “…und das Gelände rund um das Privathaus von Agrarministerin van der Wal geerntet.” – war was ich gelesen hab.

  12. Jetzt weiß ich auch, warum wir rasch Vegetarier werden sollen und auch bald die Kunstflreischproduktion auf Hochtouren anlaufen wird?
    Ob da in Österreich der Andreas Hofer bald wieder aus der Lade hüpfen wird?

  13. Man bekommt hier eher den Eindruck das den Bauern die Umwelt egal ist und sie nur wie bisher weiter produzieren wollen.

    Die Landwirtschaft ist die einzige Branche die ich kenne, die bei fallenden Preisen mit einer Erhöhung der Produktion reagiert, liegt wahrscheinlich an den Einflüsterern von Bauernbund, Lagerhaus und Raika.

    • Stimmt, das ist wirklich aberwitzig. Die Bauern versuchen seit Jahren das Gesetz von Angebot und Nachfrage ad absurdum zu führen und fallen damit regelmäßig auf die Schnauze. Lernfähig scheinen sie aber auch nicht zu sein. Bei uns haben alle riesige Ställe gebaut obwohl sie nix für die Milch bekamen. Keiner ist auf die Idee gekommen, dass man ja etwas anderes produzieren könnte als Milch. Weil der Großvater war schon Milchbauer und der Enkel muss das auch sein da ist es egal, dass seine Milch als Milchpulver in Afrika landet weil der EU Markt hoffnungslos übersättigt ist. Sogar der ansässige ÖVP Bauernbundchef hat einmal gesagt, er fände das nicht sinnvoll. Die schwarze Landesregierung verteilt aber trotzdem großzügig Kredite für den Ausbau der Milchviehwirtschaft…..

  14. Die Holländer haben ein massives Problem mit ihrer Wasserversorgung. Süßwasser ist aufgrund der Lage des Landes knapp über oder sogar unter dem Meeresspiegel ohnehin kostbar. Durch die massive Ausbringung von Gülle und Dünger in der Landwirtschaft ist das Trinkwasser jetzt auch noch massiv verseucht. Schon vor Jahren hat die Regierung den Bauern gedroht, wenn es keine Reduktion der Düngung geben würde dann würde man die Landwirtschaft einfach verbieten. Das Land exportiert mittlerweile die Gülle in großen Tankwagen in Nachbarländer die ohnehin selber nicht mehr wissen wohin mit der Gülle oder verklappt sie einfach auf dem Meer. Man kann sich vorstellen was das für die Umwelt bedeutet und auch für die Menschen. Die Nitratwerte im Wasser steigen und damit auch die Krebsrate. Vom Glyphosat einmal ganz abgesehen.

  15. Da kommt auf die Politiker auch in oesterreich endlich der volkszorn zu! Die Menschen haben existenzaengste, haben es satt von den Eliten ausgenommen und geknechtet zu werden. Ich verfolge die sozialen Medien sehr genau. Im Mainstream hörte ich nichts davon!!!

    • Dann bin ich ja froh den Schmarrn nicht zu nutzen.
      Die nächste Wahl kommt bestimmt, nur Gewalt, egal gegen wen, ist kein Mittel einer zivilisierten Gesellschaft.

      • Was von der sogenannten zivilisierten Gesellschaft zu halten ist, hat man in den letzten 2,5 Jahren gesehen. Die Brut soll nur wissen, dass sich die Völker nichts mehr gefallen lassen.

      • Blöd nur das die Oligarchen nichts von diesem ganzen “zivilisierte Gesellschaft Schmarrn” halten. Die wollen nur Profite auf Kosten unserer Existenz.

  16. Viel Spass im Herbst: Preis für Öko-Strom(!) wird um 629 % angehoben!
    Das ist das Ende dieser “Regierungsclowns”!

  17. Und warum ist das so? Die Menschen haben es satt von arroganten, unfähigen und völlig abgehobenen Politclowns, die nur belügen und betrügen ausgenommen zu werden!

  18. ich versteh bis heute nicht, warum gerade bauern ein problem mit dem umweltschutz haben.
    eigentlich müsste das in ihrem ureigenen interesse sein.

    • Na, ja wenn es einem die Haus und Hof Partei ÖVP von Kindesbeinen an einredet dann glaubt man daran, dass der Umweltschutz Teufelszeug ist. Schon alleine deshalb, weil es bequem ist das zu glauben.

    • Dein Denkfehler ist, dass es hier nicht um Umweltschutz geht. Du glaubst doch wohl nicht wirklich, dass jene, die von einer sauberen Umwelt abhängig sind, diese nachhaltig schädigen wollen und sich ihrer Existentzgrundlage berauben.

      • Deshalb muss sich auch die Politik ändern, um den Verlierern dieser Veränderungsprozesse auch fair und nachhaltig zu kompensieren. Es kann nicht sein das ineffiziente Industrien die ganze Menschheit als Geisel hält und sich dann wieder mit moralisierende “Die oarmen Bauern.” Platitüden herausstehlen.

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