Freitag, Juli 11, 2025

Legten Ludwig rein: Fake-Klitschko-Anrufer werden von Gazprom finanziert

Legten Ludwig rein:

Sie gaben sich als Vitali Klitschko aus und legten so mehrere europäische Stadtchefs rein. Jetzt wurden Details über den finanziellen Hintergrund der Putin-Trolle “Vovan und Lexus” bekannt.

Moskau, 07. Juli 2022 | Die beiden russischen Komiker, die sich zu den Fake-Videoschaltungen mit europäischen Bürgermeistern bekannt haben, arbeiten nach eigener Aussage für eine Internetplattform, die dem russischen Staatskonzern Gazprom gehört. Nach ARD-Angaben räumten sie in einem Interview ein, sich durch Gelder der Plattform Rutube zu finanzieren, einer russischen Kopie von Youtube. “Wir arbeiten für Rutube und sind Rutube-Botschafter.”

“Also bekommen wir unser Geld von dort”, sagte Alexej Stoljarow alias Lexus dem ARD-Magazin “Kontraste”. Rutube gehört seit 2008 zu Gazprom-Media – einem von Russlands teilstaatlichen Gas-Riesen Gazprom gegründeten Medienkonzern.

Putin will “Humor kontrollieren”

Für den Direktor des NATO-Exzellenzzentrums für Strategische Kommunikation, Jānis Sārts, ist das Eingeständnis der beiden Komiker laut ARD eine wichtige Bestätigung: “Das heißt, dass sie für das, was sie tun eindeutig Staatsgelder erhalten.” Für Putin sei Humor eine echte Bedrohung wie für jedes autokratische Regime. In diesem Fall sei es besser, den “Humor zu kontrollieren” und im Falle von Vovan und Lexus ausschließlich gegen westliche Politiker zu richten.

Neben Sārts bestätigte eine weitere Expertin gegenüber dem ARD ein Muster, das auf Steuerung des Kremls hinweist. Laut Julia Smirnova, Analystin des “Institute for Strategic Dialogue”, werde seit Jahren vermutet, dass das Duo mit dem russischen Staat oder mit den russischen Geheimdiensten arbeiten könnte. Auch der ehemalige BND-Präsident Gerhard Schindler meinte, dass Humor neben Fake News und Desinformation die “schärfste Waffe” sei, um den Gegner unglaubwürdig und lächerlich zu machen.

Auch Wiener Bürgermeister Opfer von Komikern

Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) und Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) hatten im Juni per Video mit einer Person gesprochen, die zwar wie der Kiewer Bürgermeister Vitali Klitschko aussah, aber nicht Klitschko war. Anschließend wurde bekannt, dass auch die Bürgermeister von Madrid, Budapest und Warschau auf ähnliche Weise hereingelegt wurden. Das russische Komiker-Duo “Vovan und Lexus” hatte Ende Juni gegenüber “Kontraste” eingeräumt, hinter den Fake-Videotelefonaten zu stecken.

In Wien nahm die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) Ermittlungen auf. Bisher veröffentlichten die Putin-Komiker nur Video-Ausschnitte aus den Telefonaten mit dem Warschauer Stadtchef und der EU-Innenkomissarin. Ludwig und Giffey wurden bisher verschont. Aber auch Videos von ihnen sollen bald folgen.

(apa/mst)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Markus Steurer

    Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.

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