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Nach einem Emissions-Rückgang im Lockdown-Jahr 2020 hat Österreich 2021 wieder deutlich mehr Treibhausgase ausgestoßen. Experten kritisieren die Politik und fordern gesetzlich verankerte Maßnahmen.
Graz, 08. Juli 2022 | Österreich macht Rückschritte in Sachen Klimaschutz. Das geht aus einer Berechnung des Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz hervor. Nach einem erfreulichen Treibhausgas-Rückgang 2020, im Jahr der großen Lockdowns, sind die Emissionen im Folgejahr wieder um etwa 6,5 Prozent gestiegen.
2021 hat Österreich damit so viel Treibhausgase produziert wie zuletzt 1990, dem Jahr, das als Ausgangsbasis für die Klimaschutz-Ziele dient. “Die gesamte Umstellung bis zur Klimaneutralität 2040 liegt noch vor uns”, sagte Gottfried Kirchengast vom Wegener Center am Freitag im “Ö1”-Morgenjournal. Die Berechnung stützt sich auf die für 2021 publizierten Daten zum EU-Emissionshandel (EU-ETS).
Meiste Emissionen durch Verkehr
Verantwortlich für den Anstieg der Treibhausgas-Emissionen ist laut Wegener Center primär, dass fossile Energieträger wieder vermehrt zum Einsatz kommen. Neben Industrie und Haushalt stammen die höchsten Emissionen nach wie vor aus dem Verkehr. “Da waren wir säumig, systematische Maßnahmen zu setzen”, sagte Kirchengast dazu. Hier müssten demnach die radikalsten Maßnahmen ergriffen werden, um die Klimaziele zu erreichen.
In der Landwirtschaft stagnieren die Treibhausgasemissionen seit 2005 weitgehend, auch dort müssen laut Bericht „substanzielle Verminderungsmaßnahmen“ ergriffen werden. Stetig verringert haben sich indes die Emissionen in der Abfallwirtschaft. Wird dort noch etwas disziplinierter vorgegangen, dürften die notwendigen Reduktionen bis 2030 erreicht werden. Außerdem empfehlen die Wissenschaftler, in der Land- und Forstwirtschaft nachhaltige Kohlenstoffspeicher aufzubauen – etwa durch Humusaufbau auf Feldern.
„Klare Emissionsabbauziele gesetzlich verankern“
Im Herbst 2019 hatten Wissenschaftler den Nationalen Energie- und Klimaplan für Österreich vorgestellt. Über 70 Experten hatten Strategien erarbeitet, mit denen Österreich die Pariser Klimaziele erreichen kann. Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, muss Österreich demnach seine Emissionen bis 2040 um mindestens 90 bis 95 Prozent reduzieren.
Damit das gelingt, braucht es laut Wegener Center „klare Emissionsabbauziele“, die auch gesetzlich verankert werden sollten. Kirchengast kritisierte, dass allerdings die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen kein gemeinsames Anliegen der österreichischen Bundesregierung sei und die gesetzlichen Rahmenbedingungen bislang fehlen.
(pma)
Titelbild: APA Picturedesk