Das Gesundheitsministerium prüft derzeit, ob die Quarantänepflicht abgeschafft wird. Experten sind sich nicht einig, ob das der richtige Schritt ist. Aus Wien kommt Widerstand.
Wien, 14. Juli 2022 | Die Rufe nach Abschaffung der Corona-Quarantäne werden lauter. Einen neuen Verordnungsentwurf dahingehend gibt es laut Gesundheitsministerium aber noch nicht. Man arbeite daran und bereite sich seit Monaten auf verschiedene Szenarien vor, hieß es lediglich gegenüber der APA. Alternativ könnten bestehenden Regelungen zu Absonderung und Quarantäne durch eine sogenannte Verkehrsbeschränkung zu ersetzen. Experten sind sich uneins darüber, ob ein Ende der Quarantäne sinnvoll ist.
Widerstand aus Wien
Widerstand gegen ein Aus für die Quarantäne kommt vom Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ): “Gesundheitspolitiker haben jetzt die unangenehme Aufgabe, weiter darauf zu beharren, dass wir unangenehme Spielregeln brauchen, um so gesund wie möglich durch diese Pandemie zu kommen”, so Hacker in der ORF-Sendung “Wien Heute”. “Eine Zwei-Millionen-Stadt ist kein Experimentierkessel. Es ist undenkbar, dass wir hier experimentieren – dass wir das, was man seit Jahrhunderten weiß, wie man sich in einer Pandemie zu verhalten halt, über Bord werfen und sagen ‘Schauen wir einmal, was passiert’.”
Experten nicht einig
Auch der aus Österreich stammende Vakzin-Forscher Florian Krammer (Icahn School of Medicine/New York) hält ein Ende der Quarantäne für “keine gute Idee”. “Wenn man infiziert ist, kann man andere Leute anstecken und sollte zuhause bleiben”, betonte Krammer in der “ZiB2”. Das gelte auch für Personen ohne Symptome. Man wisse auch nicht, ob jemand, der “nur” positiv getestet wird, nicht später auch Symptome entwickle. Der österreichische Epidemiologe Gerald Gartlehner sagte wiederum im „Ö1“-Morgenjournal am Donnerstag, ab einer bestimmten Infektionszahl in der Bevölkerung, bei hohem Ansteckungsgrad und vielen asymptomatischen Erkrankungen mache eine Quarantänepflicht keinen Sinn mehr. Die Übertragung geschehe dann nämlich so schnell, dass der Schaden bereits angerichtet sei. Aber auch er betonte, dass Absonderung grundsätzlich ein wichtiges Mittel zur Pandemie-Bekämpfung sei.
Corona bleibt meldepflichtig
Geprüft wird im Gesundheitsministerium auch die Möglichkeit, Bescheide automatisiert zu erstellen. Das soll die Verwaltung entlasten. Klar sei jedenfalls, dass eine Coronainfektion eine meldepflichtige Krankheit nach dem Epidemiegesetz bleibe.
(apa/pma)
Titelbild: APA Picturedesk