Sonntag, November 3, 2024

Bedrohte Ärztin wird Ordination nicht mehr aufsperren

Die von Corona-Maßnahmen-Gegnern bedrohte Ärztin Lisa-Maria Kellermayr wird ihre Ordination nicht mehr aufsperren. Zwar ist ihr nun Polizeischutz zugesichert worden, aber ihr fehlen Mitarbeiter.

Seewalchen am Attersee, 15. Juli 2022 | Ende Juni verkündete die Landärztin Lisa Kellermayr, sie würde ihre Ordination bis auf Weiteres schließen. Mittwochabend hat die Allgemeinmedizinerin via Twitter verkündet, dass sie nicht mehr aufsperren wird. Ein Teil ihres Teams würde nicht mehr zurückkehren, es sei „alles zu viel“ geworden.

Kellermayr war seit Herbst 2021 zum Ziel zahlreicher teils sehr konkreter Drohbotschaften von Corona-Maßnahmen-Gegnern und Verschwörungstheoretikern geworden. ZackZack veröffentlichte eine ausführliche Recherche zu Kellermayrs Fall, die offenlegte, dass die Ärztin von den Behörden teils nicht ernst genommen und ihr Fall ansonsten nur schleppend bearbeitet wurde.

„Ohne Mitarbeiter kann ich nicht aufsperren“

Gegenüber ZackZack verlautbarte Kellermayr, immerhin Polizeischutz für die Ordination sei nun fix zugesichert worden. Die Polizei Oberösterreich wollte dazu gegenüber ZackZack nichts sagen. Der Präsident der oberösterreichischen Ärztekammer, Peter Niedermoser, habe ihr außerdem einen Termin angeboten, bei dem über mögliche Unterstützung gesprochen werden solle. Die Ärztekammer bestätigte auf Nachfrage gegenüber ZackZack, dass ein informelles Gespräch angeboten worden ist.

Beides wird Kellermayr nach aktuellem Stand nicht in Anspruch nehmen, wie sie sagt. Denn ihren Mitarbeitern sei letztendlich alles zu viel geworden und ohne Mitarbeiter könne sie nicht aufsperren. Sie sei derzeit auch nicht in der Verfassung, ein neues Team zu suchen. „Was wir bräuchten, ist ein Doktor und Personal, die sich ein, zwei Monate reinsetzen und den Betrieb aufrechterhalten“, so die Ärztin. Aber es gebe keine Leute, denen es nichts ausmache, unter Polizeischutz und unter Androhung von Mord und Folter zu arbeiten.

Hacktivistin zeigte Unvermögen der Behörden auf

Kellermayrs Fall erregte über die österreichischen Grenzen hinweg Aufmerksamkeit. Eine deutsche Hacktivistin – eine Hackerin, die ihre Fähigkeiten für aktivistische Zwecke einsetzt – schaffte laut eigenen Angaben innerhalb von etwa zwei Stunden mehr herauszufinden, als die Polizei innerhalb von Monaten. “Nella” stieß auf eine rechtsextreme Gruppe, die hinter den Drohungen stecken soll. Die Polizei hatte angegeben, sie habe den Urheber der expliziten Amoklauf-Androhungen nicht ausfindig machen können, weil sich dessen Spur im Darknet verliere.

Darknet und Hacking kein Thema

Und auch dem Namen, mit dem die Mails „unterzeichnet“ waren, kam sie auf die Spur. Dieser stammt demnach von einer Person, die wohl regelmäßig rechtsextreme Twitter-Accounts gemeldet hatte. Damit hatte sie den Zorn Rechtsextremer auf sich gezogen, die dann personenbezogene Daten der Person zusammengetragen und deren Identität etwa für die Mails verwendet hatten.

„Der Standard“ hat „Nellas“ Erkenntnisse nachrecherchiert und dabei festgestellt, dass im Zuge dessen das Darknet oder „Hacking“ überhaupt nicht relevant gewesen waren. Argumente, „Nella“ hätte Methoden angewandt, die der Polizei nicht zur Verfügung stehen oder ihr nicht erlaubt seien, laufen damit ins Leere.

(pma)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Pia Miller-Aichholz

    Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich

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