Donnerstag, April 25, 2024

Strahlen-Alarm: Radioaktivität in Tschernobyl stark über Grenzwerten

Strahlen-Alarm:

Besorgniserregende Messungen der Umweltschutzorganisation Greenpeace: Radioaktivitätswerte in Tschernobyl überschreiten internationalen Grenzwert für Atommüll bis um das Vierfache.

Tschernobyl/Ukraine, 20. Juli 2022 | Ein Team internationaler Atomexperten der Umweltschutzorganisation Greenpeace hat mit Genehmigung der ukrainischen Regierung in den vergangenen Tagen eine verlassene russische Stellung in Tschernobyl auf radioaktive Strahlung untersucht. Das Ergebnis: die Radioaktivitätswerte überschreiten den internationalen Grenzwert für Atommüll bis um das Vierfache.

Kritik an Werten der Internationalen Atombehörde

Die Werte seien damit mindestens dreimal so hoch wie die Schätzungen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), heißt es in der Aussendung von Greenpeace. Im April 2022 versicherte die IAEO, dass die Strahlungswerte “normal” seien. Diese, so die Behörde, seien kein größeres Problem für Umwelt oder die öffentliche Sicherheit.

Das sorgt nun für Kritik. Der Greenpeace-Atomexperte Jan Vande Putt warf IAEA-Chef Rafael Grossi ein “unzulängliches Risikomanagement” in Bezug auf Tschernobyl vor. Thomas Breuer, Atomexperte von Greenpeace-Deutschland meint: “Der IAEO fehlt es an Objektivität. Sie schätzt die Risiken der Atomkraft nicht unabhängig ein.”

“Damit die Behörde glaubwürdig auf die vielfältigen Gefahren der Atomenergie reagieren kann, muss sie künftig von einer Agentur zur Verbreitung von Atomkraft zu einer Überwachungsbehörde umgebaut werden. Die Expertise und Expertinnen und Experten dazu hat sie”, so Breuer. Die Umweltorganisation warf der IAEA außerdem besonders enge Beziehungen zur staatlichen russischen Atombehörde Rosatom vor.

Greenpeace: Russische Aktivitäten als Ursache

Die Resultate zeigen für Greenpeace, dass durch die russischen Aktivitäten, wie das Ausheben von Schützengräben, in dem Gebiet radioaktive Erde freigelegt wurde und eine schwere Strahlenbelastung verursacht hat. Die Ergebnisse der Untersuchungen wurden heute, im Rahmen einer Pressekonferenz in Kiew präsentiert.

Nach Angaben von Sergiy Kirieev, Generaldirektor des SSE Ecocentre in Tschernobyl, haben russische Soldaten ein Fläche von 80 Quadratkilometer Wald in der Sperrzone von Tschernobyl durch Feuer zerstört. “Russische Soldaten haben in radioaktivem Abfall gegraben und Atommüll verbrannt”, sagte er.

Der Greenpeace-Atomexperte Shaun Burnie forderte den sofortigen Abzug des russischen Militärs aus dem Atomkraftwerk Saporischschja im Südosten der Ukraine. Das AKW sei “eine tickende Zeitbombe”. Es könne angesichts des Kriegs zu weit schwerwiegenderen Atomunfällen kommen als in Tschernobyl.

Auswirkungen auf Menschen und Umwelt

Auf Nachfrage von ZackZack heißt es von Greenpeace, dass die zusätzliche Strahlenbelastung ein erhöhtes Risiko für Menschen, Tiere und Pflanzen vor Ort bedeutet. Menschen, die sich länger in der untersuchten Gegend rund um das AKW aufhalten, haben etwa ein deutlich höheres Risiko an Krebs zu erkranken.

Auch für die Tier- und Pflanzenwelt, die gerade erst dabei gewesen sei, sich von der Nuklearkatastrophe im Jahr 1986 zu erholen, sei das ein Rückschlag. Die erhöhte Strahlung wirke sich auf die Fortpflanzungsfähigkeit der Tiere aus und führe zu Fehlbildungen und Genmutationen.

(sm)

Titelbild: Jeremy Sutton-Hibbert / Greenpeace

Stefanie Marek
Stefanie Marek
Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.
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2 Kommentare

  1. Ja man muß sich das anschauen, aber es ist wirklich eines unserer kleinsten Probleme.
    Um die Dinge bezüglich Atomunfälle ein wenig realistischer einordnen zu können kann man den ziemlich guten Artikel hier lesen.
    https://www.sozialministerium.at/dam/jcr:677a9053-8a7b-4a50-9505-c904fc41ec4c/jb1112.pdf

    Die Grafik auf Seite 4 rückt die Dinge dann wieder ein wenig näher an die Realität.

    Man sollte aufhören sich von Leuten und Organisationen treiben zu lassen, deren Job es ist im Dauerpanikmodus zu bleiben. Man wird den Verdacht nicht los, dass diese Dinge auch gezielt geschürt werden um von politischem Versagen und anderen gesellschaft sehr unschönen Entwicklungen abzulenken, wie etwa den aktuell weltweiten Angriff auf Demokratie und Rechtsstaatlichkeit im Zuge der Coronakrise, oder den immer offensichtlicheren Versuch unsere demokratischen Staaten in Pseudodemokratien nach chinesischem Vorbild umzubauen, uns zu erziehen, uns zu sagen wie wir zu denken oder zu sprechen haben.

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