„Wo Rauch ist, ist bekanntlich auch Feuer“ und auf dem Twitter-Account von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) hat es gestern lichterloh gebrannt.
Wien, 22. Juli 2022 | Johannes Rauch, war das letzte Regierungsmitglied, das sich noch persönlich auf dem Kurznachrichtendienst Twitter äußerte. Damit ist zumindest ab jetzt bei Corona-Themen Schluss. Sein Team wird nun übernehmen, wie es bei den anderen Ministern üblich ist. Grund waren regelrechte Auszucker des Gesundheitsministers am Donnerstag.
Rauch versucht zu löschen und startet Flächenbrand
Der Gesundheitsminister versuchte über Twitter den geleakten Corona-Entwurf zu verteidigen. Doch das ging gehörig schief und endete in Streit und Beleidigungen. Beim Thema Suizidprävention verhaspelte sich der Minister deutlich.
“Dass wir 25 Prozent plus von psychischen Erkrankungen und Suizidalität bei Kindern und Jugendlichen haben, ist mit Hauptgrund, warum ich bei Corona-Maßnahmen ans unterste Ende gehe, was epidemiologisch noch vertretbar ist. Kollateralschäden sind verheerend”, schrieb Rauch.
Allerdings schaltete sich ein internationaler Experte in die Diskussion ein und fragte den Minister, was seine Quellen für diese Behauptung seien. Und hier wurde es – gelinde gesagt – peinlich für den Grünen.
Als Beweis für seine Aussagen schmiss Rauch einen „Google Scholar“-Link hinterher. Ein Schuss ins Knie. Eine Ö1-Journalistin machte sich die Mühe, die verlinkten Studien zu durchforsten. Keine einzige unterstützte Rauchs These, dass eine Lockerung die Suizidrate senken würde.
Gemeinsame Nenner der Empfehlungen der Studien sind:
Mehr Forschung, mehr Prävention, mehr Tipps/Infos für Stärkung der Resilienz, deutlicher Ausbau der Versorgung, auch zielgruppenspezisch u.a. auch der digitalen Angebote.Der Reihe nach:
— tanja 🤯 malle (@scharlatanja) July 21, 2022
“Nicht ganz so bescheuert, wie viele mich hier halten”
Nutzer machten Rauch auf darauf aufmerksam und kritisierten – wohl auch etwas unter der Gürtellinie – das Regierungsmitglied. Ein Nutzer etwa: “Ist das die Art und Weise, wie das Ministerium Evidenz anfertigt? Irgendwas in Google Scholar eintippen? Der Laden ist noch kaputter als ich dachte”.
Dann flippte Rauch völlig aus. Für die Verlinkung der wissenschaftlichen Quellen habe er keine Zeit, er schloss an: “Ich bin – ernsthaft – nicht ganz so bescheuert, wie viele mich hier halten…”
nein ist es nicht. aber ich habe jetzt nicht die Zeit, die ganzen Studien von WHO, der Kommission und der diversen Forschungseinrichtungen dazu zu verlinken. Ich bin – ernsthaft – nicht ganz so bescheuert, wie viele mich hier halten…
— Johannes Rauch (@johannes_rauch) July 21, 2022
Für diesen Tweet musste sich der Minister später entschuldigen: “Alle, die ich gekränkt, verschreckt, irritiert, verunsichert, wütend gemacht habe: sorry.” Ab jetzt würde zumindest zu Covid “nur noch mein Team twittern”. “Das war’s für mich mit spontantiwtter (sic!)”, so der Minister. Mittlerweile löschte er reihenweise seine Tweets. Das Archiv vergisst halt nicht.
(bf)
Titelbild: Montage/APA Picturedesk