»Toxische Ehe mit Land«
Fünf steirische Tierheime kündigten ihren Vertrag mit dem Land Steiermark. Man beklagt eine “toxische Ehe mit dem Land”.
Graz, 27. Juli 2022 | Die – fristgerechte – Kündigung des Verwahrungsvertrages zwischen fünf steirischen Tierheimen und dem Land Steiermark wurde am Mittwoch eingereicht. Damit läuft die Zusammenarbeit mit 31. Dezember 2022 aus – die Tierheime erhalten somit ab 1. Jänner 2023 kein Geld mehr vom Land. Die Heime möchte man dennoch aufrechterhalten, hieß es am Mittwoch seitens des Obmanns für Aktiven Tierschutz, Karl Forstner, in einer Pressekonferenz in Graz.
Die fünf steirischen Tierheime – Arche Noah Graz, Tierheim Kapfenberg, Tierheim Trieben, Tierheim Franziskus, Tierschutzverein Leibnitz Adamhof – könnten diese “toxische Ehe mit dem Land” nicht mehr weiterführen, so Forstner. Sie bekämen vom Land nicht genug Geld, um ihre Kosten decken zu können. Die Arche Noah beschäftige beispielsweise 25 Mitarbeiter – die für den Betrieb des Tierheims vorgeschrieben sind – mit einem Mindestlohn von rund 30.000 Euro brutto im Jahr. Insgesamt seien das rund 750.000 Euro an Personalkosten. Ein Mitarbeiter bekomme dadurch rund 1.300 Euro netto im Monat.
Vom Land erhalte man eine Leistungsentschädigung von rund 635.000 Euro. Hinzu würden aber noch weitere Kosten kommen: Tierarzt, Versicherungen, Müllentsorgung etc., wodurch sich die Gesamtkosten im Jahr 2020 beispielsweise auf knappe 1,7 Millionen Euro beliefen. Auch in den anderen genannten Tierheimen sei die finanzielle Situation ähnlich – man könne mit der Leistungsentschädigung vom Land nicht einmal die Personalkosten decken. “Jeder Trottel kann sich ausrechnen, dass sich das nicht ausgeht”, äußerte Hans Nagel, Obmann des Tierheims Trieben, verärgert.
“Dieser Vertrag geht nicht mehr”
“Dieser Vertrag geht nicht mehr”, sagte der Tierarzt der Arche, Hans Vollmeyer. Welche genauen Auswirkungen dies nun zur Folge hat, wisse man noch nicht. Die Tierheime wolle man aufrechterhalten – was teilweise mit der Sammlung von Spenden möglich sein werde. Die Vertragsbeendigung bedeute jedenfalls nicht, dass die Zusammenarbeit mit dem Land Steiermark für immer vorbei sei – man beende lediglich den Verwahrungsvertrag von 2014 und fordere gleichzeitig eine Lösung. Es seien schließlich auch Tiere untergebracht, die durch die Behörde abgenommen wurden, und somit dem Land “gehören”. Neue Verträge oder eine Umstrukturierung des Tierheimwesens in der Steiermark würden zumindest seitens der Tierheime im Raum stehen.
Die Tierheime warfen dem Land vor, eine “Wegschau-Taktik” zu verfolgen, “um die Betreuungskosten niedrig zu halten”, wie es in der Aussendung von Mittwoch hieß. Es würden Entscheidungen vom Land hinausgeschoben werden. Nun habe man zusätzlich ein Verfahren der Staatsanwaltschaft am Laufen, das die Kostenevaluierung des Landes unterbrochen habe. Gründe dafür seien Vorwürfe über wirtschaftliche Untreue und Tierquälerei, für die es aber keine Beweise gebe, wie seitens der Arche Noah erklärt wurde.
Tierschutzreferent LHStv. Anton Lang (SPÖ) bedauerte in einer Reaktion die Vertragsbeendigung: “Der heute bekannt gegebene Schritt der Vertragspartner ist enttäuschend, denn als Land Steiermark haben wir in den vergangenen Jahren vieles umgesetzt und den Tierschutz in der Steiermark auf ein neues Level gehoben.” Auf APA-Nachfrage wurde gesagt, dass man über alles weitere erst entscheiden müsse. Die Tiere sollen unter dieser Kündigung aber nicht leiden. Erst am Dienstag wurde von Lang aufgrund der Teuerungen eine Erhöhung von 15 Prozent der Entschädigungskosten angekündigt.
(apa/bf)
Titelbild: APA Picturedesk