Donnerstag, März 28, 2024

Wien: Sogar ÖVP und Grüne gegen Rauchs Quarantäne-Aus

Wien:

Aus den Wiener Politik-Reihen der ÖVP und der Grünen kommt Kritik am Quarantäne-Aus durch die Bundesregierung. Auch GECKO ist unzufrieden.

 

Wien, 28. Juli 2022 | Erstaunlich kritische Töne an der Entscheidung der türkis-grünen Bundesregierung kommen aus den Wiener Landesparteien der beiden Fraktionen. Wirtschaftskammer Wien-Präsident Walter Ruck (ÖVP) warnt vor den Mehrkosten für die Unternehmen, die aufgrund des Quarantäne-Entfalls auf diese zukommen: “Für die Wiener Unternehmen wird der Entfall der Quarantäne richtig teuer. Aus Sicht der Wirtschaft ist diese Maßnahme nicht wirklich zu Ende gedacht.”

Denn der Bund wird die Ersatzzahlungen für coronabedingte Ausfälle von Mitarbeitern nicht mehr übernehmen. Die Entgeldfortzahlung wird nun auf die Arbeitgeber umgewälzt.

Wirtschaftskammer Wien rechnet vor

Die WKW hat die Kosten für diese Krankenstände anhand der Infektionszahlen für das zweite Quartal berechnet. Demnach hätten die Wiener Unternehmen theoretisch für diesen Zeitraum rund 91 Millionen Euro an Entgeltfortzahlung leisten müssen. Hochgerechnet auf ein Jahr seien das 365 Millionen Euro, wobei hier nur Menschen mit symptomatischen Verläufen berücksichtigt seien.

Wiener Grüne: “Völlig falscher Weg”

Auch von den Wiener Grünen kommt Kritik an den Entscheidungen der Regierung, allen voran des Grünen Gesundheitsministers Johannes Rauch. Viktoria Spielmann, Grüne Gemeinderätin, richtete am Dienstag an den Grünen Minister auf Facebook aus: „Halte es für den völlig falschen Weg & unverantwortlich die Quarantäne Regelung aufzuheben! Die Quarantäne führt dazu, dass man die Wahrscheinlichkeit der Übertragung ganz massiv verringert & das muss im Interesse aller sein. Eigenverantwortung reicht nicht & die Pandemie ist nicht vorbei!“ Spielmann sei mit dieser Meinung, bei den traditionell bundeskritischen, Wiener Grünen nicht alleine.

GECKO sieht “unkalkulierbare Risiken”

Die staatliche Krisenkoordination GECKO steht dem von der Regierung verfügten Ende der Corona-Quarantäne ebenso höchst skeptisch gegenüber. Dies geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht zur Sitzung vom Montag hervor. In der aktuellen Situation sei der Wegfall der Isolierung positiv Getesteter “mit einer Reihe von unkalkulierbaren Risiken verbunden”. Dies könne zum Kontrollverlust über das Infektionsgeschehen bei gleichzeitig steigenden Infektionszahlen führen.

Wie sich der Verzicht auf die Quarantäne auswirkt, könne man “derzeit nicht präzise angeben”. Aber angesichts der aktuellen SARS-CoV-2-Varianten rechnen sie mit einer “sehr labilen Ausgangssituation” für den Spätsommer bzw. Frühherbst. Vieles sei noch unklar, etwa die Eigenschaften von BA.4/5 bzw. Dauer und Effizienz des Impfschutzes dagegen.

Für “nicht sinnvoll” hält GECKO den Vergleich mit anderen Staaten – den Gesundheitsminister Johannes Rauch und auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) immer wieder zur Rechtfertigung vorgebracht haben. Es gebe aber wesentliche Unterschiede, merkte GECKO an: So seien die Durchimpfungsraten zum Beispiel in Spanien oder Dänemark viel höher, teils andere Impfstoffe verwendet worden – und zudem habe man in anderen Ländern diesen Schritt eigentlich immer bei steil nach unten abfallender Neuinfektionskurve gesetzt.

“Das sollte man in Österreich auch berücksichtigen” und “grundsätzlich nicht dann Maßnahmen reduzieren, wenn die Kurve gerade ansteigt oder sich seitwärts auf hohem Niveau bewegt”, hatten die Experten die Regierung vor ihrer Entscheidung zur Abschaffung der Quarantäne mitten in der Sommerwelle wissen lassen.

(bf/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
LESEN SIE AUCH

Liebe Forumsteilnehmer,

Bitte bleiben Sie anderen Teilnehmern gegenüber höflich und posten Sie nur Relevantes zum Thema.

Ihre Kommentare können sonst entfernt werden.

10 Kommentare

  1. Macht hier die Pharma Druck ?
    Die lassen sich das Milliardengeschäft nicht stören. Egal wer oder wie die Menschen leiden…

  2. heut ist der erste Kämmerer drauf gekommen, was das für die Arbeitgeber bedeutet….. Corona ist jetzt normaler Krankenstand und die Lohnfortzahlungen müssen vom AG geleistet werden, kein Ausgleich mehr vom Staat…. Schelm, wer hier Böses denkt

  3. Möchte mal wissen was los ist wenn ich einen Kolegen anstecke und der an long covid leidet übernimmt herr Rauch dann die Verantwortung sicher nicht ich kann mir einen neuen Job suchen wie immer sind wir die blöden.

  4. Manche hier tun so als ob die Welt ohne Quarantäneregelung untergehen würde! Bei den Grippewellen gab es auch keine Quarantäne, und Omikron ist ähnlich “gefährlich”. Gefährlich ist es für die Gestochenen, und die hatten die Chance sich vor den Gentherapiestichen zu informieren. So what.
    Überdies – welches Land hat derzeit noch eine Quarantäneregelung? Genau – Deutschland mit Karli Klabauterbach als Krankheitsminister.
    #plötzlichundunerwartet

  5. Herr Rauch hat vielleicht gesehen wie es in der Schweiz läuft. Seit April wurden alle Maßnahmen aufgehoben. Der Booster wird erst seit kurzem nur für über 80 Jährige vorgeschlagen. Die anderen müssen den Booster selbst bezahlen wenn sie den unbedingt möchten. Dennoch weniger Krankheitsfälle und Sterbefälle wegen Corona.

    • Ist ja schon mal ein Anfang bei den Grünen, die anderen zögern noch bzw. die setzen noch auf Angstmache.

  6. GM Rauch hat Schritte in die richtige Richtung gesetzt.
    Fokus soll ab jetzt auf Soziales und Witschaft liegen.
    Was die Medien scheinbar nicht überzuckern, eine Währung wie der Euro, ist offiziel als Soft Currency eingestuft. Man weiß nicht obs am wollen oder geistigen nicht können liegt.

    • Was genau hat Rauch mit der Einstufung des Euro zu tun?
      Können Sie das bitte etwas genauer erklären?
      Danke.

  7. Wird der Ex Grüne Kogler reagieren?
    So nach dem Motto: Ohne Rauch geht’s auch……

Kommentarfunktion ist geschlossen.

Jetzt: Polizeiäffäre "Pilnacek"

Denn: ZackZack bist auch DU!