Freitag, März 29, 2024

Lufthansa-Piloten könnten jederzeit streiken

Nach dem Flughafen-Bodenpersonal denken auch die Piloten an Streik: Am Wochenende hat die Gewerkschaft VC in einer Abstimmung beschlossen, sich streikbereit zu halten – vorerst nur als Warnsignal in Richtung Lufthansa im Vorfeld neuer Tarif-Verhandlungsrunden. 

Frankfurt am Main, 1. August 2022 | Am Wochenende hat die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) durch eine Urabstimmung beschlossen, sich streikbereit zu halten. Damit ist ein Streik der rund 5.000 Piloten bei der Kernmarke Lufthansa möglich, wurde aber zunächst nicht beim Vorstand beantragt. Bereits vor der Auszählung hatte der VC-Tarif-Experte Marcel Gröls erklärt, dass es sich zunächst um ein “unüberhörbares Warnsignal” an den Lufthansa-Vorstand handle.

Die AUA-Mutter Lufthansa sucht nach dem Streik-Votum vom Wochenende weiter nach einer Einigung ohne Arbeitskampf. Eine Lufthansa-Sprecherin sagte, man respektiere das Ergebnis der Abstimmung. “Die Gespräche werden fortgesetzt, damit wir zu einer Lösung am Verhandlungstisch kommen”, sagte die Sprecherin am Montag. Termine dazu sind demnach schon vereinbart.

Verhandlungen festgefahren

Grund für die Streikvorbereitungen der VC sind die nach sechs Gesprächsrunden festgefahrenen Verhandlungen über einen neuen Gehaltstarifvertrag. Aus VC-Sicht hat die Lufthansa bisher kein verhandelbares Angebot vorgelegt.

Sollte es zu keiner Lösung am Verhandlungstisch kommen, müsste der VC-Vorstand und seine Lufthansa-Konzerntarifkommission einen Streik beschließen. Insidern zufolge könnte die Piloten-Gewerkschaft noch in der Ferienzeit streikbereit sein. Auch der September war in den Vorjahren meist ein besonders verkehrsreicher Monat, so dass ein Streik das Unternehmen auch zu diesem Zeitpunkt empfindlich treffen würde.

Streiks bereits bei Bodenpersonal

Erst am Mittwoch hatte die deutsche Gewerkschaft Verdi mit einem Warnstreik des Bodenpersonals den Flugbetrieb der größten deutschen Airline nahezu lahmgelegt. Es fielen über 1.000 Flüge aus und rund 134.000 Passagiere mussten ihre Reisepläne ändern. Eine Urabstimmung hatte Verdi davor nicht abgehalten. Unternehmen und Politik hatten Dauer und Umfang der Arbeitsniederlegungen kritisiert. Am Mittwoch sollen die Verhandlungen fortgesetzt werden.

Lufthansa argumentiert mit Wettbewerbsfähigkeit

VC fordert für das Cockpit-Personal der Kernmarke Lufthansa und der Frachttochter Lufthansa Cargo zum 1. Juli 5,5 Prozent mehr Gehalt und einen automatischen Inflationsausgleich ab 2023. Dazu kommen strukturelle Forderungen wie eine einheitliche Tarifstruktur, die eine Einigung besonders schwierig machen. Die VC hatte den vorherigen Tarifvertrag zum 30. Juni gekündigt.

Ziel der Lufthansa ist es, Personalkosten zu begrenzen – mit Gehältern der Flugkapitäne von deutlich über 200.000 Euro im Jahr. Die Airline argumentiert, im Wettbewerb mit Billig-Fliegern sonst nicht mithalten zu können.

(red/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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1 Kommentar

  1. Streik um die Pfründe abzusichern?
    Bei der Lufthansa wird für Kapitäne und Vize grob zwischen 60T und 200T Euro p.a. brutto bezahlt. Der Median soll bei ca.120T liegen. Echte Sozialfälle sind es daher eher nicht. Wenn es junge Piloten für weniger Geld machen, dann ist das der freie Markt. Mich wundert nur die Gewerkschaft, die sich für so etwas hergibt.

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