Gar nicht staatsmännisch
Ein eigenwilliges Verhältnis zum Parlamentarismus äußerte am Dienstag Bundespräsidentschaftskandidat Gerald Grosz. Der ehemalige BZÖ-Abgeordnete bezeichnete in einem Video die Fahne Österreichs als „Fetzen“ und seine ehemaligen Kollegen als „Lumpen“.
Wien, 02. August 2022 | Bundespräsidentschaftskandidat Gerald Grosz monierte am Dienstag in einem Social-Media-Video, dass die österreichischen Abgeordneten in der Sommerpause derzeit nicht im Nationalrat zugegen sind.
Kritisiert 9.000 Euro in Sommerpause, bezog sie selbst
Der ehemalige Abgeordnete des BZÖ beklagte, dass sich die Abgeordneten „auf Urlaub“ derzeit befinden und trotzdem 9.000 Euro kassieren. Bei der momentanen Pause von 74 Tagen handelt es sich allerdings nicht um Urlaub, sondern nur um sitzungsfreie Tage. Grosz, der selbst fünf Jahre im Nationalrat saß und Teil der Praxis war, erntete allerdings scharfe Kritik für sein Video. Zahlreiche Nutzer machten ihn darauf aufmerksam, dass er von 2008 bis 2013 ebenso das Gehalt in der Sommerpause bezog. Zwar verwies Grosz auf eine Presseaussendung, in der er die Abschaffung forderte, allerdings erst nach seiner aktiven Zeit im Parlament.
Österreich-Fahne “Fetzen”, Abgeordnete “Lumpen”
Denn der Außenseiter-Anwärter auf das höchste Amt im Staat beleidigte mit einem Stammtisch-Spruch sowohl Österreichs Flagge als auch die Abgeordneten im Ausweichquartier in der Hofburg. Auf die Wien- und Österreich-Fahne deutend, sagte Grosz alles andere als staatsmännisch: „Wenn die Fetzen draußen hängen, sind die Lumpen drinnen. Doch die Lumpen sind nicht drinnen.“
Wenn die Fetzen draußen hängen, sind die Lumpen drinnen. Nur in Österreich nicht. Da machen die Parlamentarier 74 Tage Sommerurlaub für einen Gehalt von Euro 9.000/ 14 Mal im Jahr. https://t.co/8sO2xGqqdQ pic.twitter.com/1cUYxpC1yh
— Gerald Grosz (@GeraldGrosz) August 2, 2022
Erinnerung an “Hump-Dump-Affäre”
Bereits einmal hatte Österreich einen Eklat um das Wort „Lump“. In der „Hump-Dump-Affäre“ sogar mit einem gerichtlichen Nachspiel. 2000 bezeichnete der Salzburger FPÖ-Obmann Karl Schnell den Bundespräsidenten Thomas Klestil als „Lump“. Für Ehrenbeleidigung des Bundespräsidenten wurde er im Juli 2001 vom Landesgericht Wien zu einer Geldstrafe von 100.000 österreichischen Schilling verurteilt.
(bf)
Titelbild: APA Picturedesk