Mittwoch, April 24, 2024

Australien: Kleines Korallen-Comeback am Great Barrier Reef

Australien:

Im vergangenen Jahr ist eine Korallenart im Great Barrier Reef stellenweise gut gediehen. Experten warnen jedoch vor zu großem Optimismus und wollen nicht von einer Trendwende sprechen.

Sydney, 04. August 2022 | Australien meldet ein überraschendes Korallen-Comeback am bedrohten Great Barrier Reef: Dank einer rasch wachsenden Steinkorallenart hätten sich die nördlichen und zentralen Teile des Unesco-Weltnaturerbes schneller von den Schäden erholt als erwartet. So hieß es in einem am Donnerstag von der Regierung veröffentlichten Bericht des Australischen Instituts für Meereswissenschaften. Experten warnen jedoch vor zu großem Optimismus.

Wachstum nur stellenweise, durch eine Korallenart

Laut dem Bericht nahm der Korallenbewuchs in Teilen des Riffs im vergangenen Jahr in einem Ausmaß zu, wie er seit Beginn des Überwachungsprogramms vor 36 Jahren nicht mehr verzeichnet wurde. Das Institut führte den Bewuchs vor allem auf die Steinkorallen-Art Acropora zurück, die unter guten Bedingungen extrem schnell wächst.

Je weiter das Team des Meereswissenschaftsinstituts allerdings in Richtung Süden vordrang, desto weniger ermutigend war das Bild: So gab es im Zentrum bereits deutlich weniger neue Korallen, und im Süden ging der Bewuchs sogar zurück.

Viele Experten sind skeptisch

Viele Experten befürchten, dass das Riff aufgrund der immer schneller auftretenden Schäden völlig zerstört werden könnte. Entsprechend skeptisch äußerten sie sich über den neuen Bericht. So begrüßte der Meereswissenschaftler Terry Hughes zwar die “gute Nachricht”, dass die Korallen wieder nachwachsen. Doch gerade die für die Erholung verantwortliche Gattung sei sehr anfällig für die Erwärmung des Ozeans, erklärte er. Hughes hält es kaum mehr für möglich, die großen, alten und langsam wachsenden Korallen zu ersetzen, die das Riff erst zum Naturparadies gemacht haben.

Korallenforscherin Zoe Richards von der Curtin University warnte ebenfalls vor zu großer Zuversicht. Der Erholungstrend würde von einer Handvoll Korallenarten getrieben, sagte sie. Schon die nächste Hitzewelle könnte die Korallen erneut dezimieren. Gleichzeitig bedeutete jedes Korallensterben, dass örtlich seltene Arten verschwinden, führte Richards aus. Diese “verborgenen Verluste der biologischen Vielfalt” würden durch den “kurzfristigen Erfolg einer Handvoll schnell wachsender Korallenarten” nur verschleiert.

Fragile, leicht positive Entwicklung

Die Ergebnisse ihrer Beobachtungen hätten gezeigt, “dass sich das Riff in Zeiten ohne ernsthafte Störungen immer noch erholen kann”, sagte indes der Chef des Meereswissenschaftsinstituts, Paul Hardisty. Von einer Trendwende wollte jedoch auch er nicht sprechen. Wirbelstürme, neue Korallenbleichen sowie das vermehrte Auftreten der korallenfressenden Dornenkronenseesterne könnten die Erfolge rasch wieder zunichte machen.

Vor allem der Zustand im südlichen Teil des über 2.300 Kilometer langen Riffs, der sich noch vor einem Jahr zu erholen schien, zeige, “wie anfällig die Korallen für akute und schwerwiegende Störungen sind”, sagte Hardisty. Diese aber “treten immer häufiger auf und dauern länger an”.

Erderwärmung führt zu „Bleichen“

Seit Jahrzehnten leidet das größte Korallenriff der Welt unter immer neuen “Bleichen”, die auf die Erwärmung des Ozeans zurückzuführen sind. Die Korallen stehen dann unter Stress und stoßen in ihnen lebenden bunten Algen ab. Gebleichte Korallen sind zwar noch am Leben und können sich erholen, doch mit dem Grad ihrer Bleiche steigt auch ihre Sterblichkeitsrate. Verheerende Folgen hat zudem die Ausbreitung des Dornenkronenseesterns, der die Korallen abtötet.

Dadurch gerät das gesamte Ökosystem in Gefahr. Denn Korallen sind Lebewesen, deren kalkhaltigen Skelette zugleich Lebensräume für zahlreiche andere Tiere und Pflanzen bilden. Das Great Barrier Reef beherbergt rund 1.500 Fisch- und 4.000 Weichtierarten. Es besteht aus rund 2.500 verschiedenen Riffen und mehr als 900 Inseln.

(apa/red)

Titelbild: GLENN NICHOLLS / AFP / picturedesk.com

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