Samstag, April 20, 2024

Russland verurteilt US-Basketballerin zu langer Haftstrafe – Möglicher Gefangenenaustausch

Möglicher Gefangenenaustausch

US-Basketballerin Brittney Griner wurde in Russland wegen angeblichen Drogenschmuggels zu neun Jahren Haft verurteilt. Washington will sie gegen einen gefangenen russischen Waffenhändler “tauschen”.

Moskau/Washington, 05. August 2022 | Ein russisches Gericht hat die US-Basketballspielerin Brittney Griner am Donnerstag wegen Drogenschmuggels zu neun Jahren Haft verurteilt. Griner, die für eine russische Mannschaft spielt, war am 17. Februar auf einem Moskauer Flughafen festgenommen worden, nachdem Patronen für E-Zigaretten mit Haschisch-Öl in ihrem Gepäck entdeckt worden waren. Es soll sich um 0,5 Gramm gehandelt haben.

Seitdem saß sie in Untersuchungshaft. Die Sportlerin hatte in den USA nach eigenen Angaben Haschisch-Öl verschrieben bekommen, um Schmerzen bei chronischen Verletzungen zu lindern.

US-Präsident fordert Freilassung

Griner hatte sich am Donnerstag vor dem Urteilsspruch erneut schuldig bekannt. Sie sagte jedoch, sie hätte die Gesetze Russlands nicht mit Absicht verletzt. Griner entschuldigte sich bei ihrer russischen Mannschaft und bei ihrer Familie.

Sie habe die Tat vorsätzlich begangen, hieß es am Donnerstag bei der Urteilsverkündung. Griner müsse zusätzlich zur Haft eine Strafe von einer Million Rubel (knapp 16.000 Euro) zahlen. Die Staatsanwaltschaft hatte neuneinhalb Jahre Haft gefordert, die Verteidigung einen Freispruch. US-Präsident Joe Biden erklärte in einer ersten Reaktion, das Urteil sei inakzeptabel, und verlangte ihre sofortige Freilassung. Die Anwälte Griners kündigten Berufung an.

US-Medien: Gefangenenaustausch möglich

Die Beziehungen zwischen den USA und Russland haben seit dem russischen Angriff auf die Ukraine einen neuen Tiefpunkt erreicht. Die US-Regierung warf Moskau im Fall Griner von Anfang an ein politisch motiviertes Verfahren vor. Biden hatte der Partnerin Griners im vergangenen Monat versichert, Washington sei mit der Sache beschäftigt. Erwartet wird, dass ein Gefangenentausch zwischen den USA und Russland auf das Urteil folgen könnte. Der Verteidigung zufolge wird dieser Schritt nach der Verkündung des Gerichtsurteils auch rechtlich möglich.

Für die Freilassung von inhaftierten US-Staatsbürgern – darunter Griner und der wegen Spionage verurteilte ehemalige Soldat Paul Whelan – hätten die USA in Moskau ein seriöses Angebot vorgelegt, sagte US-Außenminister Antony Blinken vergangene Woche. Einem Insider zufolge ist die US-Regierung bereit, den verurteilten Waffenhändler Viktor Bout, bekannt als “Händler des Todes”, im Tausch an Russland auszuliefern.

Schon vergangene Woche hatte Moskau gefordert, dass der sogenannte Tiergartenmörder freikommen sollte. Der Russe Vadim K. hatte den  politisch durch Russland verfolgten Selimchan Changoschwili im Kleinen Tiergarten in Berlin ermordet – im Auftrag Russlands, wie geurteilt wurde – und war dafür in den USA zu lebenslanger Haft verurteilt worden.

“Zwei US-Bürger als Geiseln zu halten im Austausch für einen Mörder in einem Drittstaat ist kein ernsthaftes Gegenangebot”, hatte John Kirby, Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, die Forderungen Moskaus letzte Woche gegenüber dem US-Nachrichtensender CNN kommentiert.

Lawrow bereit zu reden

Der russische Außenminister Sergej Lawrow ist jedenfalls bereit, über einen Gefangenaustausch im Fall Griner zu diskutieren. Moskau sei “bereit, über das Thema zu sprechen”, sagte Lawrow auf einer Pressekonferenz bei einem Besuch in Kambodscha. Für die Gespräche müsse aber ein direkter Kommunikationskanal zwischen den Präsidenten Wladimir Putin und Joe Biden eingehalten werden.

(apa/red)

Titelbild: EVGENIA NOVOZHENINA / AFP / picturedesk.com

Stefanie Marek
Stefanie Marek
Redakteurin für Chronik und Leben. Kulturaffin und geschichtenverliebt. Spricht für ZackZack mit spannenden Menschen und berichtet am liebsten aus Gerichtssälen.
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3 Kommentare

  1. In diesem Fall von Drogenschmuggel zu sprechen ist Zynismus pur. War wohl als Breitseite gedacht gegen Gesellschaften, die aktuell noch mehr Freiheit innehat als die eigene.

  2. Selbiges betreibt auch der verrückte Kim aus Nordkorea, Erdogan und andere Despoten. Das ist eine Methode seine Macht gegenüber seinen Feinden zu demonstrieren.. Extremfall war die öffentliche Enthauptung eines amerikanischen Journalisten in Syrien durch den IS.

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