Freitag, April 26, 2024

Falling Down – Skylla & Charybdis

Skylla & Charybdis:

Die Kolumne von Julya Rabinowich: Heute über Armut durch Teuerung, eine Politik die dieses Problem verkennt und die Gefahren, die das mit sich bringt. 

Julya Rabinowich

Wien, 06. August 2022 | Das Leben ist einem lieb und teuer. Offenbar das Motto mancher Energieversorger. Der Sommer türmt sich noch zu Hitzeschild und Schwüle, aber der Herbst wartet schon irgendwo hinter dem Silberstreif. Und der Herbst wird über Österreich hinweg rollen, ohne dass Allzuvieles vorbereitet worden ist. Die Stromrechnungen sind schon jetzt eine existenzbedrohliche Herausforderung. Die Preise werden noch steigen. Das Leben wird teuer, teurer, am allerteuersten.

Wer wird da noch mitziehen können? Wer bleibt auf der Strecke? Manchen ging nie allzu gut. Manchen gehts nicht mehr allzu gut im Staate Österreich. Die Armutskonferenz warnt. Die Tafeln müssen Menschen abweisen. Das bedeutet einen täglichen Verlust an Chancen. Das bedeutet tägliches Imstichlassen von armutsbetroffenen Kindern. Gleichzeitig fahren einige wenige ihre Gewinne hoch wie einen Schutzschild. Man muss nicht wirklich weit in die Zukunft blicken, um zu erkennen, was das in absehbarer Zeit bedeuten wird.

Die Spaltung der Gesellschaft, schon schmerzhaft brutal in sozialen Netzen vorangetrieben, von zahnloser umfragegeiler Politik in Pandemiezeiten nicht bekämpft- diese Spaltung wird eine ganz neue Qualität gewinnen. Es wird dies die Zeit der Rattenfänger sein, die Verzweifelte am Wegesrand aufklauben, um mit ihnen ein paar Schritte in die falsche Richtung zu gehen. Politik, die Menschen herabwürdigt, wird Menschen ernten, die nicht nur die Politik herabwürdigen, sondern auch andere Menschen: die Minderheiten. Die Hilfsbedürftigen. Die anderen.

Einmalige Almosen werden die dramatische Situation nicht entschärfen, das sind kleine Trostpflaster auf tiefen Fleischwunden, um das abgedroschene Bild des Tropfens auf dem heißen Stein nicht zu bemühen. Ablenkungsmanöver und Schönwettersäuselei helfen nicht im stürmischen Wind. Menschen wurden darauf eingeschworen, die ICH_AG auf die Spitze zu treiben, Solidarität wurde ihnen als Blödheit ausgelegt, Vorsicht und Rücksicht als Angststörungen. Sei ein Rädchen im Maschinenwerk, hat man ihnen gesagt. Jeder ist ersetzbar, hat man ihnen gesagt. Wer es nicht schafft, ist selber schuld. Wer Hilfe braucht, ist erbärmlich. Viele haben es wohl verinnerlicht, mit Abscheu auf jene herabgesehen, die es schwerer hatten.

Es gibt schlechte Neuigkeiten: Es werden nun sehr viele sein, die jetzt nicht mehr so funktionieren können wie verlangt. Es werden viele sein, die ihren Lebensstandard nicht mehr halten werden können. Der nächste Winter wird dramatisch- wenn der Staat nicht eingreift und die Politik nicht Klartext spricht. Beruhigungspillen helfen nicht bei hereinbrechendem Unwetter. Es hilft ein Unterschlupf. Wir brauchen also Mut zu Klartext und wir brauchen Rückgrat für konkrete Pläne, was die Regierung zu tun gedenkt. Ankündigungen im Stile des Sebastian Kurz werden niemanden retten. Sie haben nicht mal Sebastian Kurz gerettet. Wer das Spielfeld den extremen Populisten überlässt, wird in wirklich ungemütlichen Zeiten aufwachen. Diese Lektion sollte eigentlich schon längst gelernt sein. Offenbar ist Österreich in manchen Dingen schwer von Begriff.

Titelbild: ZZ/Julya Rabinowich

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30 Kommentare

  1. Es kommen harte Zeiten. Und die Wahrheit wär den Menschen zumutbar, wenn sich nur wer trauen würde, die Wahrheit auszusprechen, sofern sich in unseren politischen Etagen überhaupt schon eingestanden hat, dass harte Zeiten kommen. “Es ist niemand mehr da”, der das Zeug dazu hat. Nicht in der politischen Etage. Wer sich jahrelang in einer Scheinwelt eingefunden und eingelebt hat, hält diese für echt. Wer Kurz “folgen” konnte, ist nach der Blendung heute blind.

    Wir wissen es eh schon, dass es hart wird. Und wir wissen, dass die aggressiven Populisten schon die Messer wetzen. Jetzt ist ihre Zeit gekommen. Einhalt gebieten? Nein, da müsste man ja Position beziehen ohne eie Position zu haben.

    Ich denke, DIESER Winter wird noch durchgehen. Irgendwie und ohne gröbere Reibereien. Der darauffolgende Winter wird zu unser allerersten großen Belastungsprobe. Wenn nichts mehr da ist (Gas, Strom, Lebensmittel knapp etc.), dann gehts nicht mehr “nur” um Geld. Dann erst gehts ums Ganze.

  2. Und jetzt ruft der Berg. Wünsche allen noch einen schönen restlichen Samstag Nachmittag und Abend.

  3. Rückgrat ist jetzt vor allem von der Regierung gefordert!
    Aber von DIESER Regierung?
    Ist das ernsthaft zu erwarten?

    DIESE Regierung wird weiter predigen, dass der Markt sowieso alles regelt und man in diesen nicht eingreifen will.

    FAZIT:
    ÖMV und VERBUND werden weiterhin ihre Gewinne in unglaubliche Höhen schrauben und ihre Manager werden weiterhin ihre fette Bonis abkassieren.

    Überbezahlungen, die sie nicht wegen ihrer herausragenden Managerfähigkeiten zugeschanzt bekommen, sondern weil sie als Monopolisten keine Konkurrenz zu fürchten haben und charakterlose Kriegsgewinnler sind.

    Draufzahlen werden wie immer die benutzten Bürger.
    Danke, ihr regierenden Volks-Ignoranten!

  4. >Es gibt schlechte Neuigkeiten

    Mitnichten. Es ist der Beginn der Heilung. Die auch die hetzerischen System-Erhaltungs-Medien wie hier …
    https://www.derstandard.at/story/2000138082180/rechtsextreme-netzwerke-planennach-corona
    … die jene die aufstehen gegen das Omni-Polit-Versagen trachten als “Rechte” oä Abschaum zu diskreditieren, das morbide IST einzuzementieren.

    Und: Menschen sind gut. Sie werden zu Schlechten gemacht. Die dann wiederum verhindern, dass Menschen lernen sich gegen sie zu wappnen, wie Dr.in Kellermayr die den Verrat jener deren Job es ist zu schützen nicht ertragen, nicht erkennen konnte, dass es DEREN Versagen ist, nicht ihres.

    • >Angriffe auf die unabhängige Justiz

      Bei allem schuldigen Respekt: Du hast keine Ahnung!
      Das herrschende IST wäre bei einer funktionierenden Justiz NIEMALS möglich.

  5. Es wird uns nichts anderes übrig bleiben, wir müssen da durch. Wenn ich daran denke, wo meine Großeltern überall durch mussten…..liegt an uns als ÖsterreicherInnen wie wir nachher dastehen. Geeint in einer Wertegemeinschaft, gestärkt durch gegenseitigen Respekt und gelebte Solidarität oder voller Hass und Neid, radikal und blind auf Minderheiten eindreschend, Gräueltaten negierend, die Demokratie und Freiheit über Bord werfend zugunsten von Leuten, die in ihrem Inneren weder Mitgefühl noch ein schlechtes Gewissen spüren. 🌻

  6. Aber Frau Rabinovich ! Die Menschen frieren und hungern doch gerne, damit der Krieg noch lange weiter geführt werden kann. Die europäischen Werte ….

          • das haben sie in dem Fall nicht getan, ich bin nämlich in meiner subjektiven Betrachtungsweise eher davon ausgegangen, dass sie ein hetzerischer Rechter sind, daraufhin haben sie sich aber als ein eher realitätsferner Linker entpuppt. Sorry ich hoffe sie sind jetzt nicht böse ob meiner offenen Worte und bereichern weiter das Forum. 🌻 Wie gesagt nur eine subjektive Feststellung von mir.

          • Alles was wir heute an positiven Dingen in der Gesellschaft haben, war früher Utopie und wurde als realitätsfern angesehen. Alles. Von Demokratie bis zur Sklavenbefreiung, von Emanzipation bis zu vier Wochen Urlaub, von der Abschaffung der Kinderarbeit bis zur Aufhebung der Apartheid. Alles das haben wir den Realitätsfernen zu verdanken, den Spinnern, den Träumern, den Utopisten. Die Realisten dagegen oder sich dafür halten, haben uns in die heutige Lage gebracht bis hin zum Welthunger und zur Klimakatastrophe.

          • >Man soll die Wurst nicht nach der Verpackung beurteilen.
            Was aber Geist und Willen voraussetzt.

      • Nicht nur aus dieser Zeit. Schon 1914 waren fast alle kriegsbegeistert und opferbereit, nach 1933 sowieso noch einmal, da opferten Familien ihre 12jjährigen Söhne für den vermeintlichen Sieg. Jetzt geht’s halt wieder so los, alle werden begeistert frieren und hungern, falsch, nicht alle, frieren, hungern, gfretten für Biden, Leyen, Baerbock und Konsorten, auch gerne für die Selenskys selbstverständlich, auf der anderen Seite frieren und hungern für die Putins und die Xis, Jahre später wird man dann wieder wie 1918 und 1945 rufen “Nie wieder Krieg” und dann geht das Spiel weiter. Nietzsche nannte es die “ewige Wiederkehr der Geschichte”.

        • Niemand ist kriegsbegeistert, außer vielleicht ein Vladimir Putin. Die Ursachen für den ersten sowie für den zweiten Weltkrieg sind wohl nicht vergleichbar, ebenso was die Ursachen für die damalige Kriegsbegeisterung betrifft, die war nämlich sehr eindeutig und heißt Nationalismus. Sie sollten das ehrlicher Weise konsequent zu Ende denken. Was hätte es bedeutet, wenn Hitler niemand Einhalt geboten hätte? Wenn sie die ewige Wiederkehr der Geschichte stoppen wollen, dann müssen sie dafür sorgen, dass Menschen wie Putin nicht mehr an die Macht gelangen oder verhindern solche Leute auch noch zu unterstützen indem sie sich wirtschaftlich von ihnen abhängig machen. Man sollte schon erkennen, wo die wirklichen Fehler gemacht wurden statt irgendwelche Vergleiche anzustellen die hinken. Wir haben Despoten weltweite Macht durch fossile Brennstoffe verliehen. Das war ungefähr so schlau als hätte man Hitler damals nicht bekämpft sondern eine Atombombe überlassen.

          • Leider sind Sie schon mitten drin in der Kriegsbefürwortung, indem Sie den einen und einzigen Feind sehen, in den anderen dagegen die Braven. Es ist wirklich wie damals. Gleiche Denkstruktur, gleiche Argumentation und immer voller Zuversicht, man werde gewinnen, weil Gott an unserer Seite ist, wie Bob Dylan sang, allerdings sarkastisch.
            Ein Schulfreund von mir hat mal den Geschichtelehrer gefragt, warum wir Geschichte lernen müssen. Der Lehrer antwortete, damit wir daraus lernen und nicht wieder die gleichen Fehler machen wie damals. Er hat es gut gemeint, aber wie man sieht, lernen die wenigsten was daraus. Sogar diejenigen, die wie Sie glauben, es zu tun.
            P.S. Es gab in Deutschland vor Jahrzehnten eine sehr grosse Friedensbewegung. Wo ist die geblieben ?

          • Super Idee, wir gehen auf die Straße und singen Bob Dylan und lassen Putin schalten und walten wie er will, wenn er sich sein großes eurasisches Reich zusammenbastelt in dem er dann Menschen unterjocht, mundtot macht und “umerzieht”. Bob Dylan wäre begeistert. Bob Dylan wurde in einer Zeit populär als der Vietnamkrieg tobte. Damals wurden junge Amerikaner in einen Stellvertreterkrieg geschickt. Der Wahn man müsse dem Kommunismus den Gar ausmachen hatte um sich gegriffen. Das hat mit der derzeitigen Situation wo ein sich gerade erst demokratisierendes und wirtschaftlich aufstrebendes Land, überfallen wird und um Hilfe bittet nicht wirklich was zu tun.

          • Auch Vietnam und Korea, später der Irak, Rhodesien, u.v.a. haben “um Hilfe gebeten”, sogar die kleine Karibinsel Genade, als sie erstmals links gewählt hatten riefen die Rechten die USA zur Hilfe und schwupps, war die linke Regierung weg. Oder Chile oder …. Die Sowjets wurden von den Tsöchechen und Ungarn “um Hilfe gebeten”, wie auch Angola, Tibet rief die Chinesen “um Hilfe”, der Platz reicht nicht aus für alle Beispiele. Und immer waren alle auf der richtigen Seite. Und das ist jetzt genau gleich. Dieser Krieg muss sofort gestoppt werden, das sagen auch Chomsky, Varoufakis und viele weitere Intellektuelle.

        • >Nietzsche nannte es die “ewige Wiederkehr der Geschichte”.
          Die aber am Ende am erwachten Bewusstsein der Menschheit zerschellen wird.

          • Das wäre dann eine teleologische Sicht der Weltgeschichte, die in der Philosophie eben bis zu Nietzsche das Paradigma war. Nietzsche hat eben genau diese teleologische Sicht von Hegel und Marx verworfen. Nach Nietzsche steuert die Weltgeschichte nicht auf ein Ziel hin, sondern sie ist zufällig, wiederholend, unberechenbar, eine ewige Wiederkehr desselben in anderen Zusammenhängen und in anderen Erscheinungen. Das ist zutiefst antireligiös im philosophischen Sinne.

    • >Die europäischen Werte ….

      GENAU! Die ausschließlich geduldiges Papier zieren, in Wahrheit aber erbärmliche Verpopoung der Völker sind. Die das zunehmend endlich nicht mehr hinnehmen.

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