Donnerstag, April 25, 2024

Gender Pension Gap: Raus aus der Teilzeitfalle – Ausgerechnet

Ausgerechnet

Frauen bekommen wesentlich weniger Pension als Männer. Geht es so weiter wie bisher, müssen Frauen noch fast 100 Jahre auf gleiche Pensionen warten.

Sophie Achleitner

Wien, 06. August 2022 | Ab dieser Woche müssen Frauen in der Pension die Gürtel – rein rechnerisch – enger schnallen. Denn bis zum 3. August, dem Equal Pension Day, hat ein Mann im Schnitt schon jenes Pensionseinkommen bezogen, mit dem eine Frau das ganze Jahr lang auskommen muss. Nicht nur im Erwerbsleben verdienen Frauen wesentlich weniger als Männer. Auch ihre Pensionen sind um einiges geringer. Das beschreibt der Gender Pension Gap, also die Pensionseinkommenslücke zwischen Frauen und Männern.

Kaum Fortschritte in den letzten 25 Jahren

Eine Lücke, die sich kaum schließt: Nur zwei Tage ist der Equal Pension Day im Vergleich zum Vorjahr nach hinten gerückt. 1997 erhielten Frauen mit 46 Prozent etwa halb so viel Pension wie Männer. Inzwischen sind wir bei einem österreichweiten Gender Pension Gap von 38 Prozent angekommen. Viel getan hat sich in den letzten 25 Jahren also nicht, von Gleichstellung bei den Pensionen kann noch lange nicht die Rede sein. Zwischen den Bundesländern gibt es aber deutliche Unterschiede: So bekommen Frauen in Vorarlberg immer noch nur etwa die Hälfte eines Männer-Pensionseinkommens – in Wien liegt der Gender Pension Gap bei etwa 25 Prozent.

Besonders hoch ist die Pensionslücke in jenen Bundesländern, die auch bei den Kinderbetreuungs-Möglichkeiten hinterherhinken. Kein Zufall, denn ein springender Punkt für die Höhe einer Frauenpension ist die Erwerbsarbeitszeit. Und sind Kinderbetreuungsplätze nicht mit Vollzeitbeschäftigung vereinbar oder erst gar nicht vorhanden, sind es immer noch Frauen, die den Löwenanteil der Kinderbetreuung schultern – auf Kosten ihrer Vollzeitgehälter.

Hälfte der Frauen in Teilzeit

Fast die Hälfte der Frauen in Österreich arbeitet in Teilzeit, nur jeder zehnte Mann ist teilzeitbeschäftigt. Durch das niedrigere Einkommen hat Teilzeitarbeit schwerwiegende finanzielle Folgen, die sich bis in die Pension ziehen. Bereits eine dreijährige Teilzeitphase bedeutet einen Verlust von rund 58.200 Euro netto an Lebenseinkommen – Erwerbseinkommen und Pension zusammen – für eine ganzjährig beschäftigte Frau mit mittlerem Einkommen (rund 2.900 Euro brutto). Je länger die Teilzeit andauert, desto höher der Verlust. Mit 15 Jahren Teilzeit liegt der Verlust insgesamt bereits 308.600 Euro netto. Für die Pension bedeutet das: Pro Monat bekommt eine Frau mit mittlerem Einkommen nach fünf Jahren Teilzeit während der Erwerbszeit um etwa 180 Euro netto weniger. Nach 15 Jahren Teilzeit fehlen jeden Monat satte 560 Euro netto beim Pensionseinkommen.

Eine logische Ableitung aus dieser Rechnung: Frauen müssen raus aus der Teilzeitfalle. Ja, aber ohne flächendeckende, umfassende und kostenlose Kinderbetreuung wird es nicht gehen. Der Ausbau von Kinderbetreuungseinrichtungen ist in Österreich vor allem in jenen Bundesländern längst überfällig, in denen auch der Gender Pension Gap besonders hoch ist. Kinderbetreuung ist ein zentraler Schlüssel, um die Pensionslücke zu schließen. Geht es so weiter wie bisher, bleibt der Gender Pension Gap noch knapp 100 Jahre bestehen – etwa fünf Generationen an Frauen, die auf Gleichstellung bei den Pensionen noch warten müssten.

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Sophie Achleitner ist die Gender- und Bildungsexpertin am Momentum Institut. Sie absolvierte nach dem Bachelorstudium der Volkswirtschaftslehre an der WU Wien ihren Master in Policy Economics in den Niederlanden.

Titelbild: ZZ

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21 Kommentare

  1. Frauen Pension Gender Jammern. Das Pensionsalter für Frauen gehört sofort bedingungslos an das der Männer angepasst. Das Gesetz soll in In Kraft sein ohne Einschleifregelung per 1.1.2023. Dann ist das Gender Jammern endlich zu Ende. Nach dem Summersplash der Kinder haben die Frauen Jahrzehnte Zeit ihr Soll zu erfüllen wenn sie wollen. Gar nicht zu reden von den Single Frauen oder Frauen die keine Kinder haben wollen. Und wer nicht oder nur wenig arbeiten möchte hat selber schuld wenn er deswegen geringere Pension bekommt.

    • Dann drehen Sie bitte das Rad der Zeit zurück bis zu Schüssel/Haider. Hier wurde das Teilzeitmodell “nach Beendigung Mutterschutz kann die Frau 7 Jahre Teilzeit arbeiten und die Verteilung der Arbeitszeit frei wählen” ins Leben gerufen. Das war die ganz große Falle, die offensichtlich nur ich verstanden und meine Bekannten sofort gewarnt habe. Diese Falle war und ist doppelt gefährlich, da 1. Frauen nach 7 Jahren Teilzeit keine Möglichkeit mehr auf – ehrliche, ungeschobene – Karriere haben: 2. die ÖVP / FPÖ damals bereits jedwede Kinderbetreuungsmöglichkeiten genau aus diesem Grund auf die subtile Art nicht mehr themasisiert hat mit dem Ergebnis, dass Kurz die Schaffung sogar BOYKOTTIERT UND VERHINDERT hat; 3. durch den geringen Verdienst Frauen klarerweise bei der Pension durch die Finger sehen. Der 4. Grund hat mit der fehlenden Kinderbetreuung nichts zu tun, handelt es sich doch um die Gehaltsdiskriminierung bei Frauen für dieselbe Arbeit wie Männer. Es sind nach wie vor 30 Prozent des Einkommens!

  2. Das ein nicht unwesentlicher Anteil der Damen gar nicht in Erwägung zieht Vollzeit zu arbeiten oder überhaupt eine Erwerbstätigkeit anzunehmen, findet in den Berechnungen und Interpretation der Zahlen keinerlei Beachtung. Vorauszusetzen, dass alle Frauen dem selben Lebensplan leben wollen degradiert Autorin und Artikel in den Bereich des “nicht lesenswert”.

  3. “Frau zu sein ist schwer. Man muss denken wie ein Mann, sich benehmen wie eine Dame, aussehen wie ein Mädchen und schuften wie ein Pferd.” -Unbekannt

        • Lieber ManFromEarth, danke für den Gruß und die interessanten Informationen. Der Teilchenzoo wächst und damit auch die neuen Erkenntnisse. Werde in diesem Zusammenhang nie vergessen, als uns die Volksschullehrerin fragte, wie man die kleinsten Teilchen nennt. Die wenigen Wortmeldungen lauteten Atom und schon zeigte sich die Pädagogin erfreut. Als ich aber meinte, dass die Wissenschaft (meine Tante hatte mir glaublich 1965 ein Buch über das CERN geschenkt…) aktuell das Quark als kleinstes Teilchen entdeckte, wurde ich von selbiger mit Häme überschüttet. Quark sei die deutsche Bezeichnung für Topfen und ich solle keinen Unsinn verbreiten. Am nächsten Tag hielt ich ihr vor versammelter Klasse meinen Beweis unter die Nase und sichtlich irritiert errötete sie und verwies mich ohne weitere Erklärung auf meinen Platz. Ab dem Zeitpunkt war ich der Schlimme in ihrer Weltsicht. Ich werde auch nie auf die Eintragung in die Rubrik Betragen, in das Halbjahreszeugnis vergessen, …”neigt zu Widerspruch”…
          Das war eine meiner ersten Erfahrungen was es bedeutet, gegen falsche Meinungen oder Autoritäten berechtigt aufzubegehren und dafür Nachteile in Kauf zu nehmen.
          Es muss immer heller werden!

          • Bester Beobachter, war heute (Ihre) ganze Nacht unterwegs, deshalb hat das gedauert.
            Das CERN, eine Faszinierende Einrichtung, schon 1953 gegründet, 1954 ratifiziert und 1955 wurde der Grundstein gelegt.
            Die beschriebenen Quarks wurden mit dem Synchro-Zyklotron (SC) gefunden, dieser beschleunigte Protonen auf bis zu 600 MeV Kollisionsenergie.
            Seit März schafft der Run III, 14 TeV, eine unglaubliche Leistungssteigerung.

            Ihre Schulerfahrung kann ich sehr gut nachvollziehen, meine Physik Lehrerin mochte das Fach so gar nicht, so hat sie es auch vermittelt. Ergo gab es oft heftige Kollisionen mit mir, ich hatte die Bücher schon gelesen, die sie hätte lesen sollen.
            Betragen war dann auch ähnlich bewertet. Von der Physikstunde wurde ich recht häufig abberufen, interessanterweise gab es da immer Filmvorführungen in der Schule. War da der einzige der die große 54mm Filmprojektionsmaschine bedienen konnte, ohne die ziemlich teuren Filme zu verheizen.
            Ziemlich viele Zufälle, zumindest was den Unterricht in Physik betrifft… 😉

            Wünsche noch einen schönen Sonntag!

      • Lieber Beobachter, funktioniert nur, wenn Frauen UND Männer gleichermaßen für Gleichberechtigung einstehen und beide die bekannten und nach wie vor gelebten Klischees über Bord werfen. Auch das funktioniert in Frankreich besser, Berufliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe, keine Gehaltsdiskriminierung. Businesswomen keine Tussis Männern gegenüber – Businessmen keine Vollidioten Frauen gegenüber. Frankreich ist einfach nicht so tief wie Österreich, das merkt man immer und überall. Deshalb bin ich ja hier: zum Aufatmen🥳

        • Liebe Summa summarum, wie immer gut und richtig analysiert. Das Einende ist das große Geheimnis dabei, Voraussetzung natürlich sind die selben Bedingungen. Die zunehmend in Mode kommende Identitätspolitik fährt dieser Erkenntnis allerdings diametral in die Parade. Die ungebildeten Pöbelianer fallen darauf herein und schlagen sich gegenseitig die Köpfe ein – vorteilhaft für die Entscheider, die selbige Spaltung forcieren. Wie es bei den Franzmännern ist werden Sie sicherlich gut wissen. Ich kann nur für Marseille sprechen, wo viele meiner Landsleute leben. Wir schätzen, achten und verehren die Frauen sehr.
          Es muss auch hier viel heller werden!

          • Lieber Beobachter, Sie / Ihre Landsleute sind auch aus einem anderen Holz geschnitzt… ja, in Marseille spürt man den Unterschied zu Ö besonders. Die Navettes kenne ich (vom Sehen) – köstlich und gefährlich, daher spare ich sie mir für den letzten Tag auf, möchte nämlich nicht zurückkehren als Michelin-Männchen 🙂

  4. ein problem (geringe pensionen), dass in zukunft nicht nur frauen treffen wird.
    wir haben insgesamt eine zunahme an teilzeitjobs –
    Bei Frauen um 152,67 %, gesamt um 169,98 % und bei Männern um 282,33 %.

    ich nenn das eine kalte arbeitszeitverkürzung.
    also eine arbeitszeitverkürzung ohne lohnausgleich.

    Festzuhalten ist:

    Arbeitszeitverkürzung war schon immer eine Verteilungsfrage und ist normalerweise eine Massnahme zur Umverteilung der gemeinsam erwirtschafteten Gewinne.

    Und diese Verteilung erfolgt neoliberalen Wünschen zufolge gegen die Interessen der lohnabhängigen Menschen.

    https://www.hagerhard.at/blog/2020/01/die-kalte-arbeitszeitverkuerzung/

  5. Bin mir sicher das TZ arbeiten liegt nicht nur an Kindern, schließlich will man(Frau) auch noch Freizeit haben und ned nur buckeln.
    Pension wollens ja sowieso abschaffen(Pesionsalter wird ja immer wieder angehoben), also wozu kaputt hakeln, dann lieber nur TZ und Leben geniesen in einem Alter wo man das noch kann.

    Und mittleres Einkommen €2900 is auch wunschdenken!

    • Stimmt mit eine 40 Stunden Woche bis 65, das ist eine Illusion. Und jeder der es sich nur irgendwie leisten kann arbeitet deshalb weniger.

    • Nach der Ära Kurz kommt jetzt die Ära Gewessler was das Ausgeben von Steuergeldern angeht. Er war großzügiger aber sie holt wenigstens laut ZZ wohl auf.

      Bei Frauenbenachteiligung dachte ich immer, dass es die Männer sind, die in den Parlementsstühlen wohlgenährt sitzen (fressen). Aber ich bin eines Besseren belehrt worden, vor allem von den “anständigen” Grünen Frauen und Männern. Weiß echt nicht mehr, was ich sagen soll? Ich bin einfach nur mehr angewidert!

      • Die Grünen sind einfach realitätsfremd. Habe die gewählt seit dem sie überhaupt im Parlament vertreten waren, bis jetzt…….

  6. Hab vor kurzem einen uralt TV Bericht gesehen aus dem Jahre 1970! Schon damals wurde eine flächendeckende Kinderbetreuung gefordert, vor einem halben Jahrhundert! Wer steht eigentlich die ganze Zeit auf der Bremse? Konservative Männer?

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