Freitag, April 19, 2024

Ankert vor Türkei: Rätsel um Getreide-Frachter »Razoni«

Ankert vor Türkei:

Der Frachter “Razoni”, der eigentlich Kurs auf den Libanon hätte nehmen sollen, änderte diesen überraschend und ankert nun vor der türkischen Hafenstadt Mersin. Wieso, ist nicht klar.

Beirut/Istanbul/Kiew, 09. August 2022 | Das mit ukrainischem Mais beladene Frachtschiff “Razoni” hat unerwartet vor dem türkischen Hafen in Mersin geankert. Das zeigten die Schiffsortungsdienste vesselfinder.com und marinetraffic.com am Dienstag. Eigentlich sollten die 26.000 Tonnen Mais in den libanesischen Hafen Tripoli und von dort nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur weiter ins benachbarte Syrien transportiert werden. Etwa einen Tag vor Ankunft änderte das Schiff dann seinen Kurs.

Plötzlich neues Ziel erklärt

Die “Razoni” hatte den ukrainischen Schwarzmeer-Hafen Odessa vor einer Woche verlassen – als erstes Schiff nach Ende einer Getreide-Blockade durch Russland. Nach einer Inspektion in Istanbul steuerte sie zuerst den Libanon an, erklärte als neues Ziel dann aber unerwartet “Order”, also einen unbestimmten Ort, von dem aus ein Händler die geladene Ware dann bestellt.

Seit Samstag lag die “Razoni” nahe der türkischen Küste bei Iskenderun vor Anker. In der Nacht auf Dienstag machte der Frachter sich laut Marinetraffic auf in Richtung des Hafens von Mersin. Der Hafenbetreiber war vorerst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.

Ukrainische Botschaft: „Käufer abgesprungen“

Die ukrainische Botschaft im Libanon teilte am Montagabend unter Berufung auf die Spediteure mit, der Käufer sei abgesprungen – unter Verweis auf eine wegen der Blockade lange Wartezeit von fünf Monaten. Man sei auf der Suche nach einem neuen Empfänger im Libanon oder anderswo. Dass die “Razoni” ihren Zielort kurz vor Ankunft geändert habe, sei aber “etwas seltsam”, sagte ein Sprecher von Marinetraffic.

Libanesische Regierungsvertreter hatten der dpa zuvor gesagt, Händler hätten wohl einen Teil der erwarteten Mais-Ladung vom Libanon ins benachbarte Syrien bringen wollen. Der Export von Lebensmitteln ins Bürgerkriegsland Syrien ist legal, wird aber erschwert durch Finanzsanktionen des Westens gegen die syrische Regierung. Die mit dem Regime in Damaskus verbündete, libanesische Hisbollah-Organisation etwa schmuggelt in großem Stil unter anderem Lebensmittel und Medizin nach Syrien und kontrolliert auch die meisten illegalen Grenzübergänge. Möglich, dass der angedachte Transport nach Syrien platzte – wegen der großen medialen Aufmerksamkeit für die “Razoni”.

(apa/red)

Titelbild: YASIN AKGUL / AFP / picturedesk.com

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4 Kommentare

  1. Wer will schon Monsanto-Getreide kaufen, wenn es gentechnik-freie Alternativen gibt.

  2. Die russische Armee befindet sich freiwillig auf einen Todesmarsch. Immer zwischen dem Osten und dem Süden der Ukraine hin und her. Das wird ganz übel enden.

  3. Das sind typische arabische Käufer Spielchen um den Preis zu drücken, den Verkäufer in eine unangenehme wirtschaftliche Position zu bringen um dann den preis zu verhandeln! Jo so sans!

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