Donnerstag, April 18, 2024

»Wollen nix arbeiten« – NEOS-Sozialsprecher wettert gegen »Geringverdiener«

NEOS-Sozialsprecher wettert gegen »Geringverdiener«

Der Sozialsprecher der NEOS, Gerald Loacker, beklagte sich auf Facebook über „Geringverdiener“, die „vom Staat die Hunderter überwiesen“ bekommen. Sein Fingerzeig wurde erwidert.

 

Wien/Bregenz, 09. August 2022 | Ein verbaler Ausritt von NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker gegen Teilzeitarbeitskräfte und “Geringverdiener” hat in Vorarlberg, seiner Heimat, eine öffentliche Diskussion ausgelöst. Die Vorarlberger Grüne Sandra Schoch, Vizebürgermeisterin von Bregenz, widersprach ihm auf Facebook, die „Vorarlberger Krone“ griff die Debatte auf und sah „den Bogen überspannt“.

Teilzeitkräfte „wollen nix arbeiten“

Für Erregung sorgte vor allem Loackers Ansage in Richtung Teilzeitarbeitskräfte. Loacker warf ihnen vor, dass diese „nix mehr arbeiten“ wollten. Der NEOS-Politiker bezog sich dabei auf einen Artikel im „Standard“, in dem junge Menschen erklären, warum sie nie wieder Vollzeit arbeiten wollen. Loacker warf Teilzeitarbeitskräften nicht nur Unwillen zur Arbeit vor, sondern unterstellte ihnen indirekt, auf Kosten des Staates leben zu wollen. In seinem Post heißt es weiter: „Und dann sind sie Geringverdiener, gelten als ‘bedürftig’ und bekommen vom Staat die Hunderter überwiesen.“ Im von ihm verlinkten “Standard”-Artikel war ein Beispiel dafür allerdings nicht zu finden.

Empörung bei politischer Konkurrenz

Das Pendant von Loacker bei der SPÖ, Sozialsprecherin Manuela Auer, kontert auf ZackZack-Anfrage: Es sei ersichtlich, dass Loacker „die harte Lebensrealität hunderttausender Menschen in Österreich schlichtweg nicht interessiert. Es ist bezeichnend, wie ignorant, respektlos und überheblich der sogenannte ‚Sozialsprecher‘ der NEOS auf die Nöte normaler Menschen herabblickt. Es würde ihm guttun, einen Tag in den Schuhen eines Arbeitnehmers zu stecken”. Außerdem wies Auer mit scharfen Worten auf die Teuerung hin, die vielen Menschen derzeit Probleme bereite und richtete Loacker aus: „Wer schon nichts zur Lösung beitragen will, sollte zumindest still bleiben, anstatt die Gesellschaft noch weiter zu spalten.“ Denn, so Auer weiter, “die NEOS verurteilen nicht die Profiteure der Krise, sondern ihre Opfer. Das ist ein völlig verkehrtes Weltbild.”

Schoch attackierte Loacker auf Facebook: „Wir erleben multiple Krisen, die Teuerung trifft vor allem vulnerable Gruppen, wir versuchen mit Sozialleistungen zu stützen. Gleichzeitig wird weiter ein neoliberales Bild verbreitet, das zum Fremdschämen ist.“ Für die Zukunft der Arbeitswelt hatte die Grüne Abgeordnete eine Prognose parat: „Wirtschaft wie bisher wird so nicht mehr funktionieren. Und dieses Menschenbild des Leistungsunwillen wird nicht mehr hingenommen.“

Politischer Farbwechsel vom Ländle nach Wien

Loacker begann seine politische Karriere 2001 bei der ÖVP Dornbirn. Ein Jahr später musste er seine Kandidatur für einen Platz als Nationalratsabgeordneter zurückziehen, weil er seine eigene Konkurrentin öffentlich angegriffen hatte. 2013 wechselte er zu den NEOS und zog als Abgeordneter des Landwahlkreises Vorarlberg erstmals in den Nationalrat ein.

(dp)

Titelbild: Robert Jäger/APA/picturedesk.com

DanielPilz
DanielPilz
Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.
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52 Kommentare

  1. Wenn es keine Ausbeuter Firmen gäbe die sich die Abgaben sparen wäre das Problem erledigt die Firmen können ja die Personen Vollzeit einstellen und ordentlich bezahlen.

    • Is des ned eh immer so, dass die die hoch oben thronen, die san, die nach den schärfsten Maßnahmen schreien – schließlich berührt es sie ja am wenigsten.

  2. Seine Chefin, die Frau Meinl, hat niemals in der Privatwirtschaft gearbeitet. Immer nur in Teilorganisationen der ÖVP (Wirtschaftskammer) und nach der Abspaltung bei den Neos. Einen normalen Betrieb hat Frau Meinl höchstens bei Besuchen kennen gelernt. Nie beim Arbeiten.

  3. Wenn ich seinen Werdegang auf den Parlaments-Webseiten richtig interpretiere, hat Herr Loacker im zarten Alter von 27 Jahren zu arbeiten begonnen.

  4. Die wollen nicht regieren. Da böte sich einmal so etwas wie eine Ampel an, dann das. Vielleicht spekulieren sie ja auf Regerungsbeteiligung mit BlauSchwarzRosa. Das könnte sich dann grad noch ausgehen.

    Im Standartikel standen schon klare Aussagen: Vollzeit lohnt sich nicht. Das war der Tenor. Anstatt sich nach 20 Jahren Lohzurückhaltung über deren Wirkung auseinanderzusetzen und die Niedriglöhne, die breit um sich gegriffen haben, anzusehen, wird den Arbeitnehmer:innen vorgeworfen, dass sie sich nicht versklaven lassen wollen.

    Tiefer gehts nicht mehr.

    • Viel tiefer als Standard geht es wirklich nicht. Beim Regieren sehe ich die Sache anders. Ich gehe davon aus, dass die nächste Koalition aus Rendi-Wagner und Meinl an der Spitze besteht, dazu noch die Grünen. Nicht, dass ich das so begrüssen würde, aber es wird ziemlich sicher so kommen.

  5. Und wie viele Hunderter bekommt er fürs Nixtun? Wenn er zu denen gehören würde die gerne arbeiten, wäre er wohl kaum Politiker (und Schaumschläger) geworden

  6. Na ja, ich frage mich ernsthaft wenn ich wählen kann bei der nächsten Wahl, aufgrund solcher Aussagen sind die Neos auch nicht wählbar? Wer bleibt dann noch übrig bitte???

  7. Jo eh, is immer is söwe …
    Wer krank is, is a Simulant.
    Wer goa ned ackert, is a Schmarotzer.
    Und wer ned nach den Vorstellungen von bestimmten Moralaposteln barabert, is a Tachinierer.

    • Aber:

      Wer Millionen auf Steuerkosten eintreibt, is a Finanzgenie.
      Wer Millionen Steuern sparen kann, is gut vernetzt.
      Wer nix zahlen, nur nehmen will, is a Untanehma.

      • Geheimnis der kapitalistischen Religion

        Verehrung für die die den Netsch dank ihres geistigen Vermögens eintreiben, denn sie sind die Fleißigen
        Verachtung für die die Frondienste nicht nach den Vorstellungen derer verrichten die über geistiges Vermögen verfügen, denn sie sind die Taugenichtse die die Tage stehlen …

  8. Teilzeit eignet sich besser zur Ausnutzung der Mitarbeiter, also mehr Profit für den Arbeitgeber. Daher verwundert diese Aussage eines Neokonservativen.

  9. Die scheinheiligen scheißrosa NEOs!
    Ich bin mir sicher dieses “Coming-Out” wird gerade quer durch Österreich von den ganzen NEOs-Lemmingen bewundert – weil die ganze Zeit vorgaukeln zu müssen man wäre Pink, Hip & Dynamisch nur damit die neureichen Yolo HipsterG’fraster sich nicht anspeibn müssen wenn sie am Wahlzettel das Kreuzerl setzten muss auf dauer echt anstrengend sein.
    Applaus an dieser Stelle an Gerald Loacker für seine Ehrlichkeit.

    • Häh?! Loackers Aussage passt perfekt zum Parteiprogramm & Grundeinstellung der NEOs. Die NEOs sind Anti-Arbeitnehmer bis ins Mark. Sollte eigentlich niemanden verwundern dass die Alle in Wirklichkeit genau so denken. Der Loacker hats jetz halt einfach nur mal ausgesprochen.

  10. Der Loacker ist der klassische gelernte HR-Fuzzi. Arbeitnehmer sind für diese Typen prinzipiell faule, dumme, unfähige, Schmarotzer. So jemand als Sozialsprecher ist wie ein Krokodil als Bademeister.

  11. Ein typischer Schwarzer mit neonfarbenem Stirnband. Wie dem Loacker wohl die von den Neos geforderte Transparenz gefällt? Vermutlich gar nicht, die nimmt er halt zähneknirschend hin, für einen Platz an der Sonne.

    • Wertschöpfungsabgabe. Es gab mal einen mit Namen Dallinger. Als die Roten noch rot waren.

  12. Und immer wenn man glaubt die Neos sind wählbar…….spricht Loacker.
    Der Herr der neben seinem Gehalt als Nationalrat ( von mir bezahlt) noch weiteren Nebentätigkeiten nachgeht.

      • Da gibt es schon gute Ansätze . Absolute Transparenz bei Spenden zb. Das machen die Neos echt gut.
        Der Loacker fährt natürlich den vollen Neoliberalismus…. Pensionisten mag er scheinbar gar nicht.. und.. und.
        Die Zusammenarbeit in Wien läuft auch nicht schlecht, was ich so höre.
        Wählen würde ich die Neos allerdings nie.

  13. Habe noch nie verstanden, warum die Mainstreammedien die Neos als linksliberale Partei bezeichnen.
    Sind dass jetzt links- oder rechtsradikale?
    Bei Liberal brauchen wir da gar ned erst zum Diskutieren anfgangen.

    • Zumindest Frau Meinl hat sich in letzter Zeit stark radikalisiert. Seit sie aus Amerika zurück ist, wo sie erstmals an einer besonderen Veranstaltung teilnehmen durfte. Seither voll auf Attacke.

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