Donnerstag, April 25, 2024

»Tiefer geht’s nicht mehr« – FPÖ-Hafenecker attackiert ÖVP, Krone und Kurier

»Tiefer geht’s nicht mehr«

FPÖ-Mediensprecher Christian Hafenecker wütete bei einer Pressekonferenz über die “Krone”, den “Kurier” und die ÖVP. Hintergrund waren die in einigen Medien kursierenden Gerüchte über Zwist in der FPÖ.

Wien, 10. August 2022 | Schauplatz Reichsratsstraße in der Wiener Innenstadt, Medienzentrum der FPÖ. Auf dem Sessel, auf dem Dienstagvormittag noch FPÖ-Bundespräsidentschaftskandidat Walter Rosenkranz gesessen war, nahm Mittwochvormittag Christian Hafenecker, seinerseits Mediensprecher der FPÖ, Platz. In der zweiten FPÖ-Pressekonferenz innerhalb von zwei Tagen nahm Hafenecker zur aktuellen Berichterstattung über angebliche Querschüsse und Zerrüttung in seiner Partei Stellung.

Vergeltungsschlag Richtung “Krone”

Dem FPÖ-Mediensprecher war die aktuell von einigen Medien betriebene Berichterstattung über kolportierte Zerrissenheit in der freiheitlichen Partei Anlass genug, den Spieß umzudrehen. In einer scharfen Rede ging Hafenecker von der Defensive in die Offensive und unterstellte der „Krone“ eine FPÖ-schädliche Berichterstattung und „Kampagnisierung“ gegen die FPÖ. Der Suizidversuch des erst kürzlich aus der FPÖ ausgetretenen Hans Jörg Jenewein würde medial ausgeschlachtet, um politisches Kleingeld daraus zu schlagen. Es gebe keine inneren Streitigkeiten in der FPÖ.

Den Gipfel des Eisbergs sah Hafenecker in einem Artikel von “Krone”-Redakteur Christoph Budin erreicht, in der dieser aus einem anscheinend frei erfundenen Abschiedsbrief Jeneweins zitierte. Unter anderem sei Jenewein von Parteichef Herbert Kickl „tief enttäuscht“ gewesen, zitiert Budin den Brief, den es laut Jeneweins Schwester, Dagmar Belakowitsch (ebenfalls FPÖ), nie gab.

Nicht nur in Budins Artikel, sondern auch in einer die Privatsphäre Jeneweins missachtenden Kolumne von “Krone”-Krawallmacher Michael Jeannée sah Hafenecker den „Tiefpunkt des Journalismus in Österreich“ erreicht. Hafenecker warf die Frage auf, ob die „Krone“ mittlerweile zum „Werkzeug der Mächtigen“ mutiert sei und ob die “Krone” bereit sei, das Lebenswerk des Ex-Herausgebers Hans Dichand, „den Mächtigen auf die Finger zu schauen“, durch „ein paar Sudeljournalisten aufs Spiel zu setzen“.

„Kurier“ bekommt Fett ab

Nicht nur die „Krone“, sondern auch den „Kurier“ nahm der FPÖ-Mediensprecher ins Visier. Denn die “ehemalige Qualitätszeitung” sei unter der Führung von Martina Salomon und Richard Grasl „zu einer ÖVP-Postille“ verkommen. Das habe sich laut Hafenecker auch in der derzeitigen Berichterstattung bestätigt. Denn der „Kurier“ habe die Berichte der „Krone“ unkritisch übernommen. Mehrmaliges Zurückrudern nach Fehlinformationen oder nachträgliche Änderungen von Artikeln seien in beiden Zeitungen zeitnah festzustellen gewesen. Die gesamte Berichterstattung rund um Jenewein und angebliches Chaos in der FPÖ, sei eine „konzertierte Aktion“ von „Krone“ und „Kurier“ gewesen, so Hafenecker.

ÖVP-Nähe

Abschließend rückte Hafenecker ein Naheverhältnis einiger Journalisten in „Krone“ und „Kurier“ zur ÖVP ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Kanzler-Sprecher Daniel Kosak retweetete den Budin-Artikel in der “Krone” angeblich in der Sekunde, in der er online ging. Kein Zufall, denn Kosak habe den Inhalt des Artikels und sein Erscheinungsdatum womöglich schon vorher gekannt, so Hafenecker.

Er rief außerdem die von ZackZack recherchierten Beziehungen zwischen Budin und Ex-BMI-Kabinettschef Michael Kloibmüller, sowie Budin und Sobotka in Erinnerung. Hafenecker wollte außerdem eine Veränderung der ÖVP in deren Kommunikationsstrategie bemerkt haben, seitdem der Ex-„Bild“-Mann Georg Streiter für die ÖVP tätig ist. Dieser betreibe ein „Dirty-Campaigning“, das zu „Silberstein 2.0“ werden könne. Insgesamt werfe die „Verhaberung“ der ÖVP und einiger Journalisten die Frage auf, ob nicht die „Giftküche der ÖVP“ hinter der aktuellen Berichterstattung stehe. Gegen Ende stellte Hafenecker fest: „Man wird den Verdacht nicht los, dass die ÖVP hier ihre Hände im Spiel hat“.

(dp)

Titelbild: Roland Schlager / APA / picturedesk.com

DanielPilz
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Taucht gern tiefer in komplexe Themengebiete ein. Lebt trotz Philosophiestudiums nicht im Elfenbeinturm und verpasst fast kein Fußballspiel.
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15 Kommentare

  1. ÖVP-Strategen haben sofort die Chance erkannt, die riesigen hauseigenen Wickel, auf den verhassten Herrn Kickl umzupolen. Mit dem erfundenen Krone-Abschiedsbrief samt Krone-Koma, wurde der vermeintliche Riesenkracher aufgebaut.
    Ergebnis: Die ÖVP-Kapazunder samt Krone-Crew haben sich optimal, unterhalb der selbst aufgerissenen Güllefässer positioniert und sind nun wegen dem Jaucheguß extrem verärgert.

  2. Tiefer Hafenecker ist euer falsches Spiel, sollte das mit der anonymen Anzeige so stimmen und den jetzt beschützen??? Sag dir eines, werde bei den nächsten Wahlen zu Hause bleiben, so wie viele FPÖ Wähler und fertig!!!

  3. Unter Dichand Senior fand in der “Krone” lediglich das von ihm erwünschte Framing statt. Die “Krone” berichtete und gestaltete den Diskurs. Was in “ihren” Diskurs passte, wurde belobigend dargestellt, was nicht in “ihren” Diskurs passte, wurde niedergeschrieben. (Dies kann man an der wechselhaften Berichterstattung zur katholischen Kirche am besten nachverfolgen.) Politik orientierte sich Stück um Stück immer mehr am Diskurs der “Krone”.

    Die “Krone” unter Dichand Senior wandelte sich immer wieder. Männer mit grell gefärbten Haaren wurden nicht gezeigt, bestenfalls runtergemacht. Bis Dichand Senior einstens in der Kärntnerstraße am Nebentisch einen anzugtragenden Haargefäbten sah. Dichand erkannte: Das wird jetzt “state of the art” und gab dies weiter. Bei Tattoos ähnlich abgelaufen. Auf diese Art konnte sich die “Krone” eine gewisse Weltoffenheit bewahren.

    Nun ist die “Krone” in dem Gefängnis (Diskurs), das sie selbst baute, gefangen.

  4. Sorry Herr Hafenecker, leider gingen mit dem unrühmlichen Absturz ihres Quotenbringers HC auch die guten connections zur Krone verloren und damit auch die Macht, die Meinung der Menschen in Österreich weitreichend zu beeinflussen. Haben sie sich jemals gefragt ob die FPÖ ohne Krone so weit gekommen wäre? Und wie schauts mit der Berichterstattung der FPÖ nahen Medien aus? Ist die immer so objektiv und wertfrei, sensibel und ethisch unantastbar? Warum nur tut sie mir jetzt nicht leid die FPÖ….?

    • Das stimmt natürlich zu 100%. Aber dass die “Krone” nun zu 100% schwenkte und gegen die FPÖ polemisiert und gegen die FPÖ Propaganda betreibt, ist widerwärtig. Das ist keine Zeitung, die objektiv oder neutral oder gar redlich vorgeht. Die “Krone” ist darum eigentlich ein Parteiblatt. Auch wenn sie mal für die eine und dann für die andere Partei schreibt.

      • Das war sie schon immer. Erinnere nur an die Herren Waldheim und Haider, an das Stück “Heldenplatz” von Bernhard und die Mediale Hetze der Krone dazu usw….. Die Krone schreibt den Menschen nach dem Mund und sie schreibt im Auftrag der Mächtigen. Beides lässt sich super vereinbaren….

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