Donnerstag, März 28, 2024

Die Apps der Ministerien – Was sie kosten und wie oft sie heruntergeladen wurden

Was sie kosten und wie oft sie heruntergeladen wurden

150.000 Euro für eine Gesundheitsministeriums-App mit gerade einmal 320 Downloads, eine Million Euro für eine Tabakschmuggel-App für 300 Nutzer aus dem Finanzministerium und ein Anti-Korruptions-Spiel vom Innenministerium – über die digitalen Abenteuer der Ressorts.

Wien, 16. August 2022 | Eine Anfragenserie der FPÖ brachte Einblicke, welche Apps die österreichischen Ministerien produzierten. Die Beantwortung der Minister zeigte nun Kosten und Nutzerzahl der Apps auf.

Gesundheitsministeriums-App für 150.000 Euro für 320 Downloads

Das Gesundheitsministerium startete im Jahr 2020 die Entwicklung der “Young Carers”-App in Kooperation mit der FH Oberösterreich Campus Hagenberg. Die App mit dem Fokus, die Aufmerksamkeit für Kinder und Jugendliche als pflegende Angehörige (Young Carers) zu erhöhen, bekam als Förderung für die Entwicklung 44.172 Euro. Von 2021 bis Oktober 2022 kamen noch einmal 55.014 Euro für die Optimierung die Weiterentwicklung und die Erarbeitung von Feedback hinzu. Zudem sollen noch weitere 46.387 Euro für die „Umsetzung Redaktion Young Carers App“ folgen. 1.440 Euro kamen noch für die Barrierefreiheit der App dazu.

Gesamt kostete die App somit 147.013 Euro. Allerdings ist laut parlamentarischer Beantwortung von Johannes Rauch (Grüne) der Erfolg bisher überschaubar. 320 Downloads meldete das Gesundheitsministerium. Dass die Nutzeranzahl noch ausbaufähig ist, dürfte man auch im Ministerium so sehen. In der Beantwortung sprach man an, dass „für eine breitere Streuung Maßnahmen zur Weiterentwicklung und Öffentlichkeitsarbeit angedacht“ sind.

Finanzministerium mit vier Apps

Doch das Gesundheitsministerium ist nicht das einzige Ressort, dass sich ins Reich der App-Entwicklung vorwagt. Das Finanzministerium entwickelte gleich vier Apps. Darunter die Anti-Tabakschmuggel-App „Tabak Track und Trace Mobile App“, der „BMF Belegcheck“ (App für registrierkassenpflichtige Unternehmen zur Prüfung von Start- und Jahresbelegen), „BMF RK-Kontrolle“ (App für Kontrollorgane der Finanzverwaltung zur Prüfung von Belegen von registrierkassenpflichtigen Unternehmen) und die „FinanzOnline -App“.

Die „Tabak Tack und Trace“-App, die von Ex-Minister Gernot Blümel (ÖVP) mit den Worten, ein „Meilenstein im Kampf gegen Zigarettenschmuggel“, 2021 präsentiert wurde, kostete in der Entwicklung 1.070.333 Euro. 294 Bediensteten der Finanzverwaltung steht die App zur Verfügung. Die App ermöglicht das sofortige Auslesen des individuellen Erkennungsmerkmals, das auf allen Verkaufspackungen von Zigaretten und Tabak-Feinschnitt angebracht sein muss, und den Abgleich mit einem EU-weiten Verzeichnis.

Der „BMF-Belegcheck“ und die „BMF RK-Kontrolle“ kommen auf jeweils 160.000 Euro Entwicklungskosten. Der Belegscheck kommt auf insgesamt 240.000 Downloads. Die „BMF RK-Kontrolle“, die nur intern den zuständigen Personen zur Verfügung gestellt wird, kommt auf 2.200 aktive Installationen. Die Finanzonline-App kostete in der Entwicklung 800.000 Euro und wurde 29.757 mal downgeloaded.

Anti-Korruptions-Spiel nur mäßig beliebt

Auch das Innenministerium gab drei Apps heraus. Die “Check-AT”-App für die Überprüfung des Personalausweises sowie die Polizei-App mit „brandaktuellen Nachrichten, Präventionstipps und Fahndungsausschreibungen“. Die Polizei-App erfreut sich dabei hoher Beliebtheit, zumindest laut Anfragebeantwortung. Bei Kosten von 292.000 Euro wurde die App rund 180.000-mal heruntergeladen. Die dritte App, die das Innenministerium produzierte, ist dabei weit weniger erfolgreich. Das Anti-Korruptionsspiel „Correct or Corrupt“. Die Fragen über Korruption beginnen beim Spiel schon im Schulalter (siehe Bild.)

Screenshot: Correct or Corrupt 

3.743 Downloads stehen 17.136 Euro Entwicklungskosten gegenüber. Das Thema Antikorruption dürfte in Österreich wohl noch nicht ganz angekommen sein.

(bf)

Titelbild: GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com / Screenshot “Correct or Corrupt” / Montage ZackZack

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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14 Kommentare

  1. Die “Check-AT” App hat einen Vorteil, wenn sie den QR-Code des neuen Personalausweises prüft:

    Damit fällt das wichtigste der seitens der Behörden vorgebrachten Argumente für die Vorratsdatenspeicherung von Fotos weg:

    Die sichere Überprüfbarkeit des Ausweises durch Behörden ohne Prüfgeräte.

    Werden die dann damit kommen? “Aber was, wenn jemand in seiner Garage einen Quantencomputer hat und damit RSA und ECDSA Signaturen knacken kann…”

    Es geht denen nämlich nicht um die Sicherheit sondern um Überwachungsmöglichkeiten – eine Identifizierung aus der Ferne durch Abruf eines Fotos aus einem Register ist nichts anderes als das, denn das gelindere Mittel sind digitale Signaturen, welche biometrische Daten “notarisieren”..

    Mal sehen, ob die sich mit “Check AT” nicht selbst einen Bärendienst erwiesen haben.

    Denn das wichtigste Argument für die Speicherung von biometrischen Daten aller Ausweisinhaber wird dann nicht mehr das gelindeste und zweckmässigste Mittel sein.

  2. Mich würde mehr interessieren, wieviel Coronahilfe der am Bild befindliche Mausoleumsbetreiber für sein Faschistenhaus bekommen hat…
    Es sollte dringend heller werden!

  3. Also ich kenne keine einzige Ministerien-App die für mich Sinn machen sollte.
    Die einzige App die wirklich sinnvoll und absolut brauchbar ist, ist die Handysignatur.
    Und die wird jetzt auch kaputt gemacht.

    • Wieviel bekommt eine Mindestpensionistin im Monat?
      Die soll doch sparen, oder etwa nicht? Die soll doch die Essensreste aus der Pfanne kratzen, gell Frau Gewessler und Herr Sozialminister, dessen Namen ich nicht mehr aussprechen kann ohne zu kotzen.

  4. Das ÖVP Innenministerium hat eine Lern APP für Kinder entwickelt die ihnen beibringt was Korruption ist? Natürlich, die Kleinen sollen ja von den Besten lernen.

    • Was das Innenministerium so macht kann man etwa hier oder auf Fass-ohne-Boden nachlesen.

      Ausser Bespitzelung der eigenen Bevölkerung gibt es etliche Skandale, z.b. Aufenthaltstitel für syrische Kriegsverbrecher, usw…

      Standard: “Syrischer “Foltergeneral” in Wien: Wie ein Mossad-Deal zum Fiasko wurde”

      So einem Ministerium müssen wir unsere Daten und unsere Sicherheit anvertrauen – wohlwissend, dass sie weder unsere Privatsphäre, aber wenn man die aufzugeben bereit wäre, noch nicht mal die Sicherheit interessiert – ausser es geht um die Sicherheit und Abschirmung des türkisen Machtapparates

      • 👍
        Um so erschreckender ist es, wie lethargisch und gleichgültig die Bevölkerung reagiert, besser gar nicht reagiert und nicht längst aufbegehrt hat. Die meisten sind sich der Ausmaße nicht bewusst, da sie aus den Mainstream-Medien keine Informationen bekommen.
        Man kann es auch hier an sehen, wie wenig Interesse es für diesen Artikel gibt.

  5. Hallo, es ist mir ein Rätsel wie man es schafft an den wesentlichsten Themen “vorbeizuberichterstatten”… Ich muss sagen, ein paar Infos wären fein:

    Heini Staudinger kandidiert zur BP-Wahl. Wieso ignoriert ihr das? Und wieso ist die erwähnte Homepage zur Kandidatur nicht, wie geplant am Sonntag online gegangen?

    Wieso schweigt Peter Pilz immer noch zum Inhalt seiner Aussage über Sobotka beim U-Ausschuss?

    Wie sehen die Ergebnisse der Prüfung der ÖVP Zentrale durch die Wirtschaftsprüfer des Rechnungshofes aus? Was kam raus?

    Das ist nicht wurscht, hier gehts um die Grunsfesten Österreichs….. Also her mit den Infos!

    Wirds bald!!!

  6. Es bleibt zu aufrichtig zu hoffen, dass dieser Level an politischem e-governmental IT-Dilettantismus noch möglichst lange ein bescheidener Zustand bleibt. Man mag sich nicht vorstellen, was solche Apps als professionell politisches Instrumentarium konfiguriert – userfreundlich / -nützlich wünschenswert unkritisch gedankenlos benützt – im Wählervolk (und nur diesem Volksanteil!) manipulativ anrichten kann / zukünftig mutmaßlich können wird…

    • Nicht nur manipulativ, sondern auch panoptisch …

      Nunja, man muss sich nur anschauen, wie das türkise BMI immer wieder versuchte eigene Überwachungswünsche in e-Government-Gesetze zu integrieren.

      “Praktischerweise” stellt das BMI sein Identitätsdokumentenregister (IDR) auch für die e-Card von EU-Bürgern zu Verfügung und EU-Bürger, die eine e-Card brauchen müssen sich bei der Polizei also mit Foto erfassen lassen. Praktischerweise für das BMI werden die Fotos aber nicht etwa einige Monate nach Ausstellung der e-Card wieder gelöscht, sondern stehen allen BMI/Polizei-Dienststellen 5 oder 7 Jahre lang ohne richterlichen Beschluss, Benachrichtigung im Nachhinein – also ohne jeden Rechtsschutz – zur Verfügung.

      Auch “praktischerweise” braucht man bei der ID Austria nun ein Foto und es kommt ins selbe Register. Als Techniker frage ich mich, wie die deutsche E-ID oder die bisherige Handysignatur ohne gespeichertes Foto die Funktionen “Single Sign On” (= Einloggen bei einer Behörde) und “Digitale Signatur” (PDFs unterscheiben) ermöglichten. Ebenso praktisch wird jeder Einsatz der ID Austria im BMI mitgeloggt, da die und nicht das BMDW den eIDAS Knoten betreiben – d.h. ein Ausweis, dessen Aussteller jederzeit weiss, wann und wo er in der Privatwirtschaft eingesetzt wurde, z.b. um mit dem Digitalen Führerschein ein Auto zu mieten ist… ein Tracking-Instrument.

      Wieso keine Signatur und Offline-Verifizierung wie beim Grünen Pass ? (der ohne dem Argusauge von Datenschützern auch ein Tracking-Instrument geworden wäre) Wieso läuft der eIDAS-Knoten in einem Ministerium, wo auch Ermittlungsbehörden und Spitzeldienste (DSN) angesiedelt sind?

      Und selbst wenn man plant digitiale Ausweise einzuführen ist das keine Rechtfertigung, von ALLEN ein (neues) Foto zu verlangen:

      Wieso dann nicht nur von jenen (neue) Fotos verlangen, die diese Funkton nutzen wollen?

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