Ukraine:
UNO-Generalsekretär António Guterres und der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdoğan möchten am Donnerstag mit Wolodymyr Selenskyj mögliche Verhandlungslösungen für den Ukraine-Krieg besprechen.
Lwiw (Lemberg), 18. August 2022 | UNO-Generalsekretär António Guterres und der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdoğan kommen am Donnerstag in Lwiw (Lemberg) mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zusammen. Für die Vereinten Nationen (UNO) und die Türkei ist es der Versuch, knapp ein halbes Jahr nach dem russischen Angriff auf die Ukraine den Einstieg in eine Verhandlungslösung auszuloten. Daneben soll es um die Lage in dem von russischen Truppen besetzten AKW Saporischschja gehen.
Für Selenskyj ist die Reise in die Westukraine nach Lwiw die erste öffentlich angekündigte seit dem 24. Februar. Seitdem war er zwar mehrmals in der Ukraine unterwegs und hat auch die Front besucht, die Reisepläne wurden aber geheim gehalten. Internationale Gäste empfing Selenskyj in der Hauptstadt Kiew.
Türkei optimistisch, UNO-Kreise skeptischer
Als Vermittlungserfolg in dem Krieg haben die UNO und die Türkei bereits das Abkommen vorzuweisen, das seit Anfang August wieder Getreide-Exporte aus ukrainischen Häfen erlaubt. Erdoğan teilte vor dem Treffen mit, in Lwiw solle auch die “Beendigung des Krieges zwischen der Ukraine und Russland auf diplomatischem Wege erörtert” werden.
UNO-Kreise zeigen sich skeptischer. Sie halten Verhandlungen über eine Waffenruhe erst für möglich, wenn Russland oder die Ukraine keine Geländegewinne mehr erzielen können und vom Ziel eines Sieges Abstand nehmen. Die Ukraine will aber verlorene Gebiete zurückerobern, um Landsleute nicht der Willkür der russischen Besatzung auszusetzen. Der ukrainische Militär-Experte Oleh Schdanow warnte Selenskyj, jetzt einem Waffenstillstand zuzustimmen, sei eine russische Falle. Russlands Kriegsziele laufen weiter auf eine weitgehende Unterwerfung der Ukraine hinaus. Gespräche zwischen Kiew und Moskau waren daher bereits in den ersten Kriegswochen ohne Ergebnis abgebrochen worden.
Auch Gespräche zu AKW Saporischschja
In Sachen AKW Saporischschja geht es um Möglichkeiten einer internationalen Expertenmission. Die Lage in dem von russischen Truppen besetzten größten Atomkraftwerk Europas beunruhigt die internationale Staatengemeinschaft seit Wochen. Selenskyj forderte am Mittwochabend erneut einen Abzug russischer Soldaten aus Europas größtem Kernkraftwerk.
Zwischen den Vereinten Nationen, der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA), Russland und der Ukraine dauert das Tauziehen um einen Expertenbesuch dort an. Moskauer Diplomaten beteuerten am Mittwoch, dass Russland den Besuch unterstütze. Allerdings geht die russische Seite davon aus, dass die IAEA-Experten über Russland und russisch kontrolliertes Gebiet in der Ukraine anreisen. Eine Reise über Kiew sei zu gefährlich. Die IAEA und ihr Leiter Rafael Grossi legen aus völkerrechtlichen Gründen Wert auf die Reise über Kiew. Sie werden darin von mehr als 40 westlichen Ländern unterstützt.
(apa/red)
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