Dienstag, April 23, 2024

Der Mensch ist Waldbrandursache Nummer eins

Studie:

Die meisten Waldbrände werden von Menschen verursacht. Das hat eine Studie ergeben. Das Kuratorium für Verkehrssicherheit fordert Konsequenzen, Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig kündigte am Freitag welche an.

Wien, 26. August 2022 | Menschen sind Waldbrandursache Nummer eins. Das hat eine Dunkelfeldstudie des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) und des Instituts für empirische Sozialforschung (IFES) ergeben. Acht von zehn Waldbränden werden von Menschen ausgelöst. Waldbrände durch Blitzschlag sind hingegen eine Ausnahme. Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) versprach bei einer Pressekonferenz am Freitag mehrere Maßnahmen und 9,3 Millionen Euro zur Waldbrandbekämpfung.

Es wurden für die Studie 1.524 Österreicher ab 18 Jahren befragt, die mindestens einmal im Jahr einen Wald besuchen.

Risikoverhalten im Wald häufig

Wer im Wald Lagerfeuer macht, Pyrotechnik zündet oder eine Zigarette raucht, riskiert, einen Waldbrand auszulösen. Rund ein Viertel der Befragten machen etwa Feuer abseits der dafür vorgesehenen Plätze.

Gleichzeitig steigt das Waldbrandrisiko allgemein an, denn mit zunehmenden Hitzewellen und steigender Trockenheit entstehen Waldbrände leichter und schneller. Zusammen mit der Tatsache, dass sich bereits jeder fünfte erwachsene Österreicher im Wald brandgefährlich verhalten hat, ergibt sich eine gefährliche Mischung.

Bewusstsein fehlt vor allem bei Rauchern

Das Risikobewusstsein in der österreichischen Bevölkerung lässt zu wünschen übrig, hat die Befragung ergeben. Besonders bei Rauchenden sieht das KFV einen hohen Bedarf für mehr Bewusstseinsbildung. „Ein Viertel der rauchenden Waldbesuchenden entsorgt Zigarettenstummel am Waldboden, meist ohne diese sorgfältig zu löschen“, erläutert Armin Kaltenegger, Leiter des Bereichs Eigentumsschutz im KFV.

Auch bei erhöhter Waldbrandgefahr zündet sich ein Viertel der Befragten im Wald eine Zigarette an, ein Drittel entsorgt auch dann den Stummel auf dem Waldboden.

KFV fordert Maßnahmen

In Österreich kommt es laut Universität für Bodenkultur (BOKU) jährlich zu rund 210 Waldbränden, Tendenz steigend. Dieses Jahr waren es laut Waldbrand-Datenbank der BOKU bereits 191, 50 mehr als im Vergleichszeitraum 2021.

Weil Waldbrände Schäden in Millionenhöhe verursachen, plädiert das KFV für höhere Strafen für risikoreiches Verhalten. „Fahrlässigkeit mit Feuer im Wald ist kein Kavaliersdelikt“, so Kaltenegger, die Mindeststrafen von 7 Euro steht für ihn in keinem Verhältnis zum Schadensausmaß. Das KFV hält eine Mindeststraße von 1.000 Euro bei erhöhter Waldgefahr für gerechtfertigt.

Landwirtschaftsministerium kündigt Offensive an

Die vom KFV geforderte Informationskampagne zur Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung versprach Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig am Freitag, als er bei einer Pressekonferenz das Aktionsprogramm Waldbrand vorstellte. Dieses hat das Ministerium zusammen mit 17 Institutionen erarbeitet, darunter die BOKU und die Feuerwehr. Insgesamt sollen für die Prävention und Bekämpfung von Waldbränden 9,3 Millionen Euro zur Verfügung stehen, davon 3 Millionen für Vorhaben wie Wald-Brandrisikobewertung, Monitoringprogramme und eben eine Informationskampagne. “Das Aktionsprogramm und die Fördermittel des Waldfonds bilden eine wichtige Grundlage für die Waldbrandforschung in Österreich“, so BOKU Wissenschaftler Harald Vacik bei der Pressekonferenz.

(pma)

Titelbild: EINSATZDOKU / APA / picturedesk.com

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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15 Kommentare

  1. Das weltweite politische machtbesessene Verhalten und deren Akteure trifft die meiste Last.

    Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst.

  2. Die meisten Waldbrände werden von Menschen verursacht?
    Das sind keine Wälder, es sind Forstflächen: Sturmschäden, auch Feuersbrünste fegen durch Monokulturen. In einem Wald passiert so was kaum.

  3. Ja genau. Die Waldarbeiter, die Holz-Transporter, die Jugendlichen, die Spaziergänger und die rauchenden Waldbesitzer sind Schuld.
    Klimawandel, nein Danke!

    • Die Ursache und nicht die Schuld zu suchen ist auch an der BOKU noch nicht wirklich angekommen.
      Warum sind früher die verbrannten Reisighaufen im und neben den Wald keine Zunder gewesen?

      • …. Schuldige zu suchen ist mal das Erste, Ursachen sind komplex.
        Gute Frage, warum gab es früher im Winter kaum irgendwo Brände…..?
        Weil es eine durchgehende Feuchte gab, heute ist es auch im Winter extrem trocken.

        • Komplexität ist anscheinend nicht unbedingt Hausverstand-Sache. Fragen über Fragen löst den Hausverstand auf?…Nö, es entsteht eine Symbiose zwischen Hausverstand und Komplizierten…Oder?

          • 👍🏻 der “Hausverstand” reicht direkt bis vor die Tür, um auf der Karte die nächste Straße zu finden nicht mehr…
            Komplexe Systeme kann man vereinfacht beschreiben, ist es zu einfach, wird die Beschreibung immer falsch….

          • Deshalb bin ich ja mehr für das Komplizierte, nicht das mir auch noch schwindlich wird wie dem geehrten Poster weiter unten…

          • Komplex bedeutet nicht automatisch kompliziert, aber aufgrund der “Vielschichtigkeit” kann einem schon mal “schwindelig” werden… 🤪

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