Samstag, April 20, 2024

Ukraine: Experten-Team unterwegs zu besetztem AKW Saporischschja

Ukraine:

Am Montag ist ein Experten-Team der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) in die Ukraine aufgebrochen, um das umkämpfte AKW Saporischschja zu inspizieren. 

Kiew/Moskau/Wien, 29. August 2022 | Nach wochenlangem Gezerre um eine unabhängige Inspektion des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja ist ein Experten-Team der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) auf dem Weg zu der wiederholt beschossenen Anlage. “Wir müssen die Sicherheit der größten ukrainischen und europäischen Nuklearanlage gewährleisten”, schrieb IAEA-Chef Rafael Grossi am Montag auf Twitter. Die IAEA-Delegation unter seiner Leitung werde in dieser Woche in Saporischschja ankommen. Ein genauer Termin wurde zunächst nicht bekannt.

Schäden sichten, Systeme checken

IAEA-Chef Grossi veröffentlichte auf Twitter ein Foto, das ihn mit gut einem Dutzend Vertretern der Behörde offenbar auf dem Flughafen von Wien zeigte. Die in der Bundeshauptstadt ansässige UNO-Atomaufsicht erklärte ebenfalls auf Twitter, Grossis Team werde Schäden am AKW sichten und die Funktionalität von Sicherungssystemen checken. Auch würden “dringende Sicherheitsüberprüfungen” vorgenommen, womit auf die Bestandsaufnahme von radioaktivem Material angespielt wurde.

Die von Russland eingesetzten Behörden im Osten der Ukraine erklärten der russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge, sie würden für die Sicherheit der internationalen Experten-Delegation sorgen. Die Verwaltung in der Region ist laut der Nachrichtenagentur über Einzelheiten der Visite nicht informiert.

Von Russland besetzt

Russland warf der Ukraine vor, die Anlage am Wochenende erneut unter Beschuss genommen zu haben. Die ukrainische Regierung erklärte ihrerseits, russische Truppen setzen ihre Angriffe auf die Stadt Enerhodar fort, in der das AKW liegt.

Russland hat das Atomkraftwerk vor mehreren Wochen besetzt. Seitdem spielen sich rund um das Kraftwerk Kämpfe ab. Am Donnerstag musste das AKW vom Strom genommen werden, weil Stromleitungen beschädigt worden waren. Die ukrainische Belegschaft konnte den Schaden am Freitag beheben, das AKW wurde wieder an das Stromnetz angeschlossen.

Berichte nicht überprüfbar

“Sie provozieren und versuchen, die Welt zu erpressen”, schrieb der Generalstabschef von Präsident Wolodymyr Selenskyj, Andrij Jermak, auf Twitter. Die Berichte lassen sich unabhängig nicht überprüfen. Die Kämpfe rund um die Großanlage schüren Befürchtungen, dass es 36 Jahre nach Tschernobyl zu einer neuen Atomkatastrophe in der Ukraine kommt.

(apa/red)

Titelbild: ED JONES / AFP / picturedesk.com

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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3 Kommentare

  1. Man kann sich nicht ausmalen wie surreal sich Russland gerade anfühlen muss.
    Das Wort Krieg wird mit Gefängnis geahndet, während man neue Freiwillige für eine Artilleriebrigade suchen. Alter 18-60.
    Das Land ist in einer “militärischen Spezialoperation” während irgendwelche VordenkerInnen in die Luft gesprengt werden.
    Man will der Nato ebenbürtig sein, steckt aber in ukrainischen Dörfern fest und ruft Nordkorea als Verbündeten aus.
    Sowas kann nur in Implosion enden.

  2. Mittlerweile dürfte klar sein, dass die Ukraine für die lange Verzögerung der Inspektion verantwortlich ist, weil sie gleichzeitig die Rückgabe des Atomkraftwerks bewirken wollte.
    Jetzt bin ich neugierig, wie man die prestigeträchtige Anreise des Experten-Teams geregelt hat. Wenn wir nichts darüber hören, reisen sie über besetztes Gebiet an.
    Was ich aber auf jeden Fall hören möchte ist, welche Idioten auf das Kraftwerk schiessen. Das müsste die Kommission ja auch klären können. Wenn wir nichts darüber hören, ….

    • Russland fehlt vor allem ein Motiv, sich selbst mit NATO-Waffen beim KKW anzugreifen. Man kann nur hoffen, daß die Inspekteure und eine Inspekteurin nicht auch noch zum Ziel dieser NATO-Waffen werden.

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