Donnerstag, März 28, 2024

Diskriminierungsfreie Blutspende: Ab sofort gilt die 3×3-Regel

Diskriminierungsfreie Blutspende:

Ab 1. September gilt betreffend Bewertung von sexuellem Risikoverhalten bei der Blutspende die 3×3-Regel. Interessensvertreter Homosexueller sehen die Regel als Erfolg.

Wien, 1. September 2022 | Ab sofort ist das De-facto-Blutspendeverbot für Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), Geschichte. Künftig sind aber all jene von der Blutspende ausgeschlossen, die in den drei vergangenen Monaten mit mehr als drei Personen Sex hatten und auch jene, die in den vergangenen vier Wochen mit einer neuen Person ungeschützten Sex hatten. Bei einem medienöffentlichen Termin in der Blutspendezentrale des Roten Kreuzes in Wien spendete SPÖ-LGBT-Sprecher Mario Lindner, der offen homosexuell lebt, direkt Blut.

Im Mai hatte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) die neue Regelung verkündet. Bisher hatte aber weiterhin jene gegolten, dass Männer, die innerhalb der jüngsten zwölf Monate Sex mit Männern gehabt hatten, nicht Blut spenden durften – selbst wenn es sich dabei um einen fixen Partner handelte. Grund für die lange Phase ist laut Rotem Kreuz, dass organisatorisch alles auf die neue Regelung umgestellt werden musste, etwa neue Spenderfragebögen gedruckt und die IT entsprechend angepasst werden musste.

Fragebogen einer von zwei Schutzmechanismen

Dass überhaupt bestimmte Ausschlussgründe abgefragt werden, soll die Blutspende so sicher wie möglich machen, erklärte Christof Jungbauer gegenüber ZackZack. Er ist Facharzt für Transfusionsmedizin und stellvertretender Medizinischer Leiter. Jungbauer ist verantwortlich für die Labordiagnostik im Blutspendedienst für Wien, Niederösterreich und Burgenland. „Wir haben ein doppeltes Sicherheitsnetz mit dem Gesundheitsfragebogen und Testungen“, so Jungbauer.

Jede Blutspende werde auf „in unseren Breitengraden“ häufige schwere Infektionskrankheiten analysiert. HIV betreffend wird eine Blutspende laut Jungbauer beispielsweise auf drei verschiedene Marker getestet. Die Wahrscheinlichkeit, über eine Blutspende HIV zu bekommen, liege bei eins zu mehreren Millionen. Bei tropischen Krankheiten wie Malaria setzt man auf die Angaben der Leute. Dabei sind die Angaben auf dem Fragebogen auch rechtlich relevant. Macht ein Spender falsche Angaben, haftet er für Schäden, die dadurch entstehen.

Neue Regel gut aufgenommen

„Heute ist ein großer Tag – der jahrelange Druck der LGBTIQ-Community hat gewirkt: Jetzt dürfen schwule und bisexuelle Männer endlich Blut spenden. Das ist der Erfolg unzähliger Aktivist*innen gegen politische Blockaden und willkürliche Diskriminierung!“, freute sich Mario Lindner am Donnerstag, auch Vorsitzender der sozialdemokratischen LGBTIQ-Organisation SoHo. Er selbst hatte als Betroffener gegen das Blutspendeverbot Beschwerde bei der Volksanwaltschaft eingelegt und mit Dutzenden Anträgen im Nationalrat ein Ende der Diskriminierung eingefordert.

Im Mai hatte sich Ann-Sophie Otte, Obfrau der Homosexuellen Initiative HOSI in Wien, zufrieden mit der neuen Regelung gezeigt. „Der jahrelange Druck der Community für eine diskriminierungsfreie Blutspende hat gewirkt“, hieß es in einer Aussendung.

Auch die Aids Hilfe Wien hatte den Schritt begrüßt. Geschäftsführerin Andrea Brunner sagte im Frühjahr: „Wir machen gemeinsam mit vielen anderen Organisationen schon lange und sehr deutlich darauf aufmerksam, dass bei der Blutspende auf ein individuelles Risikoverhalten der Spender*innen abgestellt werden muss und nicht darauf, dass wie bisher Gruppen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung oder Identität ausgeschlossen werden.“

(pma)

Titelbild: GUENTER R. ARTINGER / APA / picturedesk.com

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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2 Kommentare

  1. Na dann gibt es jetzt ja Unmengen an neuen Blutspendern.
    Ich frage mich nur, warum sie mich dann immer noch ständig mit SMS bombardieren, damit ich wieder Blut spende.

  2. Ned bös sein.
    Früher sind wir für ein Paar Würstel spneden gegangen. Heute wollen alle wissen was niemanden was angeht.
    Wie viele sind an unseren unkommentierten Spenden sofort verstorben?
    Ned bös sein ihr habts an Pecker.
    Aber einen Gewaltigen!

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