Freitag, März 29, 2024

Sechs Jahre später: Prozess zu Terror-Anschlag in Nizza beginnt

Sechs Jahre später:

Am Montag beginnt in Paris der Strafprozess rund um den LKW-Terror-Anschlag in Nizza vor sechs Jahren. Acht mutmaßlichen Komplizen des Täters drohen teils hohe Strafen.

Nizza/Paris, 2. September 2022 | Sechs Jahre nach der Terror-LKW-Fahrt im südfranzösischen Nizza mit 86 Toten beginnt am Montag in Paris der Prozess gegen acht mutmaßliche Helfer des Täters. Der Täter war noch am Tatort von der Polizei erschossen worden.

Drei von ihnen stehen unter Terrorismus-Verdacht. Ihnen drohen Haftstrafen von 20 Jahren bis lebenslänglich. Die Ermittler stufen sie jedoch nicht als Komplizen ein. Die übrigen Angeklagten sollen dem jihadistischen Angreifer Waffen verschafft haben.

Anschlag auf bevölkerte Uferpromenade

Der 31-jährige Mohamed L. hatte am 14. Juli 2016 einen Lastwagen in die Menschenmenge gesteuert, die auf der Uferpromenade von Nizza das Feuerwerk zum Nationalfeiertag angesehen hatte. Der erst kurz zuvor radikalisierte Mann hatte seine Tat genau geplant und war die Strecke zuvor mit zwei der Angeklagten in dem Lastwagen abgefahren. Er fuhr bei dem Anschlag im Zickzack, um möglichst viele Menschen zu treffen.

Die Todesfahrt endete nach wenigen Minuten und etwa zwei Kilometern. Etwa 400 Menschen wurden körperlich verletzt, weitaus mehr leiden bis heute an den seelischen Folgen. “Die Abwesenheit des Täters (beim Prozess) wird für viele frustrierend sein”, sagte Eric Morain, einer der Opfer-Anwälte, der Nachrichtenagentur AFP. Viele Fragen würden damit unbeantwortet bleiben.

Behörden gehen von psychischer Krankheit aus

Das Profil des Täters weist viele Unschärfen auf. Sein Vater bezeichnete ihn als depressiv, seine Ex-Frau nannte ihn gewalttätig. Andere Familienmitglieder berichteten von Misshandlungen während der Kindheit. Die Ermittler gehen davon aus, dass L. psychisch krank war.

Er habe “in der islamistischen Ideologie den Nährboden gefunden, um die Gewalttat umzusetzen”. Die Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) hatte den Anschlag für sich reklamiert. Es konnte jedoch keine direkte Verbindung des Täters zu der Organisation belegt werden.

Drei Hauptangeklagte, einer davon Wiederholungstäter

Die drei Hauptangeklagten Ramzi Kevin A., Chokri C. und Mohamed G. sind wegen “Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung” angeklagt. C. und G. waren laut Anklage je einmal mit dem Täter wenige Tage zuvor die Strecke in dem gemieteten Lastwagen abgefahren. Sie hätten laut Anklage zudem gewusst, dass sich der Täter kurz zuvor der Jihadisten-Ideologie verschrieben hatte und dass er von Gewalttaten fasziniert gewesen war. Beide könnten deswegen zu 20 Jahren Haft verurteilt werden.

Dem dritten Hauptangeklagten A. droht als Wiederholungstäter sogar eine lebenslange Haftstrafe. Ihm wird vorgeworfen, den Kontakt zu den ebenfalls angeklagten Waffenhändlern hergestellt und beim Mieten des Lastwagens geholfen zu haben. Er soll außerdem Nachrichten mit dem Täter ausgetauscht haben, in denen es um die Vorbereitung der Tat ging.

Der Prozess findet in demselben Audienzsaal statt wie der Prozess zu den Pariser Anschlägen vom November 2015. Er wird ebenfalls für die Archive gefilmt werden. Bisher gibt es etwa 850 Nebenkläger. Mit einem Urteil wird am 16. Dezember gerechnet.

(apa/red)

Titelbild: VALERY HACHE / AFP / picturedesk.com

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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1 Kommentar

  1. Ein Problem, das Europa seit einigen Jahren überrollt: Immer mehr Menschen, die nicht dort leben möchten, wo ihre Regeln gelten. Die aber möchten, dass ihre Regeln gelten, wo immer sie auch leben.

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