Mittwoch, Oktober 9, 2024

Klageschrift gegen Springer-Verlag enthält pikantes Detail über Kurz

Das ist eine Unterüberschrift

Eine ehemalige Mitarbeiterin der deutschen „Bild“-Zeitung klagt den Springer-Verlag auf Schadenersatz. Die Klägerin, die damals eine Affäre mit Ex-Chefredakteur Reichelt hatte, erhebt schwere Vorwürfe gegen das Unternehmen und Reichelt selbst. Auch Ex-Kanzler Kurz wird genannt.

Los Angeles/Berlin, 6. September 2022 | Knapp ein Jahr ist es her, dass Julian Reichelt nach zahlreichen Vorwürfen ehemaliger Mitarbeiterinnen als Chefredakteur der “Bild” entlassen wurde. Wie der “Spiegel” damals zuerst berichtete, soll Reichelt – für ihn gilt die Unschuldsvermutung – seine Macht ausgenutzt haben und sich jungen Frauen im Unternehmen angenähert haben und auch sexuelle Beziehungen mit ihnen eingegangen sein.

Die jungen Frauen seien so teilweise schnell aufgestiegen und an verantwortungsvolle Jobs gekommen, aber auch unter Druck gesetzt worden. In internen Compliance-Ermittlungen sagten sie 2021 gegen Reichelt anonym aus. Jetzt könnte es nicht nur für den Ex-Chefredakteur, der mittlerweile mit einer eigenen Youtube-Show sein Glück versucht, eng werden, sondern für den kompletten Springer-Verlag, zu dem die “Bild” gehört.

Elf Vorwürfe gegen Springer

Wie die “Zeit” und das Online-Medium “Medieninsider” berichten, hat eine der Frauen nun Klage auf Schadenersatz eingereicht, welche sich gegen die “Bild” und den gesamten Springer-Verlag richtet. In der 132 Seiten langen Klageschrift erhebt die Ex-Geliebte insgesamt elf Vorwürfe gegen Springer. Unter anderem geht es um sexuelle Belästigung, Vergeltungsmaßnahmen, Beihilfe zur Belästigung, Diskriminierung und den Vorwurf, nichts dagegen unternommen zu haben.

Sie hat eine Verhandlung vor einer Jury in Los Angeles beantragt. Berechtigt zur Klage in den USA ist die ehemalige Geliebte Reichelts laut “Medieninsider” deswegen, da sie derzeit, aber auch während ihrer Arbeit für die “Bild” in Kalifornien tätig war und sie gegen dortige, potenzielle Rechtsverstöße vorgeht.

Da in den USA strengere Richtlinien beim Umgang zwischen Vorgesetzten und ihren Mitarbeitern gelten, könnte das für Springer bei einer Niederlage teuer werden. Zudem verleiht die kürzliche Übernahme des US-Medien-Unternehmens Politico durch Springer der ganzen Sache weitere Brisanz. Das Image von Springer in den USA könnte so erheblich beschädigt werden, nicht zuletzt weil dort für #MeToo-Themen viel mehr Sensibilität herrscht als etwa in Deutschland.

Nummer “zum Spaß” an Kanzler weitergegeben

Die Ex-Mitarbeiterin schildert in der Anklage auch eine Aktion Reichelts, wonach dieser ihre private Telefonnummer “einfach zum Spaß” weitergegeben haben soll. Und zwar an niemand Geringeren als Sebastian Kurz. Reichelt soll sich mit diesem nach den Salzburger Festspielen im Jahr 2018 über sie ausgetauscht haben.

Dort lernte man sich offenbar bei Drinks kennen, so Reichelts Ex-Geliebte. So soll Kurz, damals noch Kanzler, sie laut Reichelt sympathisch gefunden haben, woraufhin der damalige “Bild”-Chef dann ohne ihr Einverständnis die Nummer an Kurz weitergegeben habe.

Reichelt: “Kompletter Unsinn”

Zu den aktuellen Vorwürfen heißt es seitens Springer gegenüber der “Zeit”, dass man die Klage prüfen und “zu gegebenem Zeitpunkt dazu Stellung nehmen” werde.

“Medieninsider” bat Reichelt in einem ausführlichen Fragebogen um Stellungnahme zu den Vorwürfen. Dieser wollte die Fragen im Detail vorerst nicht beantworten, auch jene zur angeblichen Aktion bei den Salzburger Festspielen. In einer Mail mit Bitte um Fristaufschub spricht Reichelt aber von “erfundenen Vorgängen, die Jahre zurückliegen”. Die Schilderungen der Klägerin seien “kompletter Unsinn und frei erfunden”.

Sebastian Kurz selbst reagierte nicht auf eine Nachfrage des Mediums, hieß es.

(mst)

Titelbild: JOE KLAMAR / AFP / picturedesk.com

Autor

  • Markus Steurer

    Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.

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