Freitag, April 19, 2024

U-Ausschuss: Opposition untersucht OMV-ÖVP-Verbindungen

U-Ausschuss:

Tag 2 in der OMV-Woche könnte der Opposition mehr Einblicke in mögliche Verbindungen der ÖVP in die OMV bringen. Geladen sind ein Ex-Aufsichtsrat und Kurz-Spender sowie eine Ex-ÖVP-Pressesprecherin und nunmehrige OMV-Lobbyistin.

Wien, 7. September 2022 | Der zweite Tag der OMV-Woche beginnt mit der Befragung des Ex-OMV-Aufsichtsratschefs Wolfgang C. Berndt. Er hatte 2021 rund um den verfrühten Abschied von Ex-OMV-Chef Rainer Seele von einem „Putsch“ gesprochen. Nach ihm ist die OMV-Lobbyistin Maria Mittermair-Weiss geladen. Vor ihrer Zeit bei der OMV war sie zuerst Pressesprecherin von Ex-Arbeitsminister Martin Bartenstein, dann Sprecherin von Ex-Staatssekretär Reinhold Lopatka, beide ÖVP.

Wolfgang C. Berndt: Seele-Verteidiger…

Wolfgang C. Berndt war bis Anfang 2021 Aufsichtsratsvorsitzender bei der OMV. Im Zuge des vorgezogenem Abschieds von Rainer Seele als OMV-Chef hatte Berndt im Mai 2021 gegenüber dem Wirtschaftsmagazin „trend“ von einen „Putsch mit dem Ziele: Seele muss weg!“ gesprochen. Im Sommer 2022 hatte er auch Kritik daran geäußert, dass Rainer Seele die Entlastung verweigert worden war.

Seele war damals von 71 Prozent der OMV-Aktionäre das Misstrauen ausgesprochen worden. Grund dafür waren mehrere Kritikpunkte an dessen Konzernleitung, die eine enge Verbindung zu Russland nahelegen. Es geht um vorzeitig verlängerte Gasliefervereinbarungen mit der Gazprom – die OMV ist an diese nun bis 2040 statt bis 2028 gebunden –, einen Sponsoringvertrag für den russischen Fußballklub Zenit St. Petersburg, Wladimir Putins Lieblings-Fußballverein, und einen lukrativen Vertrag des früheren Compliance-Chefs, der an Vorstand und Aufsichtsrat vorbei ausverhandelt worden war.

Berndt stieß sich daran, dass die Verantwortung für bestimmte Schritte allein Seele zugeschrieben wird. Die Beteiligung an der umstrittenen Pipeline Nord Stream 2 sei etwa vom Gesamtvorstand beschlossen und im Aufsichtsrat diskutiert und abgesegnet worden, schrieb er in einem Brief an ÖBAG-Chefin Edith Hlawati und eine andere ÖBAG-Managerin im Juni 2022.

… und Kurz-Spender

Seele-Vorgänger Gerhard Roiss hatte keine Wahrnehmungen über parteipolitische Verbindungen der OMV. Bei Berndt haben NEOS und Co. einen entscheidenden Anknüpfungspunkt in Richtung politischen Einfluss: Berndt spendete 2017 25.000 Euro an die Junge Volkspartei (JVP) und damit in Richtung des damaligen JVP-Bundesobmannes Sebastian Kurz. Spannend: Die Spende ging zu einem Zeitpunkt ein, als die Neuwahl im selben Jahr noch gar nicht festgelegt worden war. Zwei Jahre später, im Mai 2019, wurde Berndt OMV-Aufsichtsratsvorsitzender. Er war zuvor seit 2010 im Aufsichtsrat gesessen.

(pma)

Titelbild: ALEX HALADA / APA / picturedesk.com

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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14 Kommentare

  1. Der Ex-CEO Seele ist rehabilitiert und wird nächstens vom AR entlastet.

    Schön zu hören, dass die von der US/EU geförderte Hexenjagd diesmal ins Leere gelaufen ist. Nicht weil ich jetzt so ein Fan vom Seele wäre – dafür war er mir mit seinen Personalkosten doch ein bisschen zu teuer, sondern weil ich das von den USA losgetretene Russland-Bashing nicht mag.

    Seele hat in seiner Dienstzeit die OMV sehr profitabel geführt und auch rechtzeitig den erfolgreichen Strategieschwenk in Richtung Kunststoffproduktion und alternative Energien eingeleitet. Als Aktionär hilft mir das, die Energiekrise ein bisschen entspannter zu sehen. Das könnten natürlich alle Österreicher auch, wenn sie sich engegen dem Rat der roten Partei ein paar Aktien zulegen würden. Andererseits lässt die Teilverstaatlichung der OMV (eine komplette Verstaatlichung als kritische Infrastruktur würde ich aber besser finden) und die KöSt und dann die KESt sowieso der Bevölkerung den Löwenanteil der Gewinne zukommen.

  2. Mir fehlen beim russischen Gaseinkauf sehr viele wichtige und entscheidende Gründe dafür an welche man sich nun anscheinend nicht mehr einnnern kann, will, darf?
    1) Früher hatte man das Gas einfach abgefackelt, jetzt erstetzte man beispielsweiese Kohle und Atomstrom damit
    2) Dieser Gaseinkauf machte Europa wesentlich wettebewerbsfähiger und das natürlich auch gegenüber Amerika mit den entsprechenden Konsequenzen daraus

  3. Wenn die EU Preisdeckel auf russisches Öl und Gas einführt, dann wird die EU gar kein russisches Öl und Gas mehr kaufen können. Die Lieferverträge wären dann ohnehin obsolet, die Wirtschaft samt Mittelstand ruiniert, da man diese fehlenden Mengen nirgendwo anders beziehen kann. Die Folgen davon wären brandgefährlich und soziale Unruhen unvermeidlich. Die Verantwortung dafür tragen die Sanktionsverfechter, die Sanktionsschäden die Bevölkerung.

  4. Diejenigen, die die vorzeitig verlängerten Knebelverträge forciert und abgeschlossen haben sind vermutlich der kleine Personenkreis, der sich eine goldene Nase verdient. Mal sehen, welche der Profiteure der schwarzen Brut zuzurechnen sind……..

    • Der Hanger hat sich aber doch eh schon stark verbessert….die Frisur ist nicht mehr ganz so deppad.

  5. Super Aktion Herr Kurz, die Verträge mit Gazprom vorzeitig um 40! Jahre zu verlängern und das mit einer Abnahmegarantie, Knebelverträge ohne Ausstiegszenario. Warum hat man uns nicht gleich mit Haut und Haaren an Putin verkauft?

      • Vielleicht sollte man diese “menschliche Wärme” bei solchen Geschäften eher außen vor lassen, zum Schutz vor Blendern und vermeintlichen Charmeuren.

    • An dieser Stelle auch herzlichen ” Dank” an Sigi Wolf. Der hat das ” Supertalent” Kurz gefördert.

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