Donnerstag, Oktober 10, 2024

BP-Debatte »Im Zentrum«: Empörung bis Mitleid auf Twitter

BP-Debatte »Im Zentrum«:

Nach der “Im Zentrum”-Sendung am Sonntag haben sich einige Twitter-User nach wie vor nicht vom Schock erholt. Schon im Laufe der Sendung war ihnen klar: Was da passiert, ist einzigartig – nicht unbedingt im besten Sinne.

Wien, 12. September 2022 | Knapp einen Monat vor der Bundespräsidentschaftswahl lieferten sich die sechs Herausforderer von Amtsinhaber Alexander Van der Bellen eine Fernsehdebatte, die nach Ansicht einiger Kommentatoren und Beobachterinnen in die Geschichte eingehen wird – allerdings nicht im positiven Sinn.

Für manche Zuseherinnen waren mit dem Zusammentreffen der sechs Kandidaten „Im Zentrum“ auf ORF 2 – die erste Sendung der Reihe nach der Sommer-Pause – der Sommer- und auch der Wochenend-Friede vorbei.

Die besten Reaktionen:

Unser geschätzter Kollege Benedikt Faast fürchtete kurz vor der Rückkehr ins Büro um seine im Urlaub hart erarbeitete Entspannung.

Zuseherinnen fürchteten sogar um das Ansehen Österreichs im Ausland. Man hoffte, dass der Auftritt dort nicht übertragen würde.

Nachrichten aus Deutschland ließen diese Hoffnungen platzen.

Wie der Mensch nun mal so ist, möchte er sich Phänomene gerne logisch erklären können. Auf Twitter kursierten so einige Versuche, einzuordnen, was sich vor den Augen des Publikums abspielte. Es kamen etwa Zweifel daran auf, dass alle Kandidaten zurechnungsfähig waren.

Andere fragten sich, ob sie vielleicht schon auf der Couch eingeschlafen und in einem verrückten Traum gelandet seien.

Eine Zuseherin vermutete in der TV-Diskussion gar eine perfide Folter-Strafaktion für säumige GIS-Zahlungsverpflichtete.

Einige griffen zu einer alternativen Bewältigungs-Strategie und orientierten sich an der häufig zitierten Lebensweisheit, dass alles im Leben auch seine guten Seiten hat.

https://twitter.com/derWillacker/status/1569039396812251136

Punkten konnte nach Ansicht einiger Zuseher vor allem Amtsinhaber Alexander Van der Bellen – durch seine Abwesenheit. Andere fanden das arrogant. Van der Bellen hatte zuvor angekündigt, nicht an TV-Debatten teilnehmen zu wollen.

https://twitter.com/elflanell/status/1569064893503922176

Der Tenor über die Auftritte der Kandidaten: Bis auf Dominik Wlazny, aka Marco Pogo, entlarvten sich die Kandidaten als ungeeignet für das höchste Amt im Staat.

Bei einigen Ankündigungen, was die Kandidaten machen würden, würden sie in das Amt gewählt, musste sich so manche Person, die die Aufgaben und Kompetenzen des Bundespräsidenten kennt, verbal an den Kopf greifen.

Wlazny, dem bisher immer wieder unterstellt worden war, ein Spaßkandidat zu sein, sah neben seinen Mitbewerbern vergleichsweise gut aus.

Schuhfabrikant Heinrich Staudinger wurde von der vernichtenden Kritik teils ausgenommen. Er wirkte für die Zusehenden so verloren und fehl am Platz, dass er ihnen schon wieder leidtat.

Besonders laut war die Kritik am Gastgeber ORF. Diesem wollen in der politischen Berichterstattung bereits länger Privatsender mit eigenen Formaten Konkurrenz machen. Die Meinung einiger Beobachter: Der ORF habe sich mit der Sendung selbst ein Bein gestellt, die Moderation von Claudia Reiterer sei schlecht gewesen.

Eine gewisse Bemühung, Behauptungen der Kandidaten zu hinterfragen, kann man dem ORF wohl nicht absprechen. Zur Einordnung der Diskussion waren Verfassungsjurist Karl Stöger und Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle geladen. Ihren Analysen mussten die Diskutanten zwischendurch, still an ihrem Pult stehend, lauschen. Journalist Maximilian Werner fühlte sich an Schulzeiten erinnert.

Diese Live-Analysen und die Tatsache, dass auch Verfassungsrecht abgefragt wurde, wurden allerdings gemischt aufgenommen.

Man hielt sich aber auch an den Leitsatz, dass auf Kritik im Idealfall auch Gegenvorschläge folgen sollten, und wurde dabei kreativ.

Aber auch die Linke des Landes handelte sich Kritik ein, nämlich aus Bequemlichkeit, Rechten das Feld überlassen zu haben.

Was bleibt, sind Albträume, Fassungslosigkeit und die Forderung nach Konsequenzen – und Schmerzengeld für Wlazny.

Wer sich die Sendung im Nachhinein ansehen möchte, kann das wie immer sieben Tage lang online tun. Auch wenn nicht alle der Meinung sind, dass das eine gute Idee ist.

Eine TV-Wiederholung ist bereits Montagmittag über die Bildschirme geflimmert.

(pma)

Titelbild: TOBIAS STEINMAURER / APA / picturedesk.com

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Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Pia Miller-Aichholz

    Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich

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