Schweigen zum Ukrainekrieg
Steht China im Ukraine-Krieg offen auf der Seite Russlands oder doch nicht? Russische und chinesische Medien lassen unterschiedliche Interpretationen zu.
Peking/Moskau, 14. September 2022 | Der chinesische Staatspräsident Xi Jinping befindet sich derzeit auf Auslandstournee in Kasachstan, einem gemeinsamen Nachbarland Chinas und Russlands. Bei einem bevorstehenden Gipfel im usbekischen Samarkand soll er demnächst auf den russischen Präsidenten Vladimir Putin treffen.
Russland unterstreicht Beistand Chinas
Russischen Berichten zufolge soll es im erwarteten Aufeinandertreffen vor allem um den Ukraine-Krieg gehen. Die im Westen weitgehend isolierte Russische Föderation ist erpicht darauf, Verbündete auf ihrer Seite zu wissen. Bei einem kürzlich erfolgten Besuch des chinesischen Parlamentspräsidenten in Moskau zitierte die russische Duma diesen mit den Worten: „Wir verstehen völlig die Notwendigkeit aller Maßnahmen, die von Russland ergriffen wurden und auf den Schutz seiner Kerninteressen zielen. Wir stellen unsere Unterstützung zur Verfügung.“
Kein Wort in China
Übereinstimmenden Medienberichten zufolge verloren chinesische Blätter darüber allerdings kein Wort. Das könnte nämlich auch, so das von Experten vermutete Kalkül, zu einem offenen Konflikt mit der EU und den USA führen. Dort sind die neben einigen asiatischen Staaten mit Abstand wichtigsten Absatzmärkte chinesischer Produktion.
Beim China-EU Gipfel vergangen April hatte Josep Borrel, hoher Repräsentant der EU für Außen- und Sicherheitspolitik, von einer doppeldeutigen Position Chinas im Ukrainekrieg gesprochen. Und davon, dass man, was das Thema Ukraine beträfe, bei China „auf taube Ohren“ stoße. Man darf gespannt sein, was Xi Jinping auf dem Gipfel in Usbekistan verlautbaren wird.
(dp)
Titelbild: ALEXEI DRUZHININ / AFP / picturedesk.com