In München steht ein spektakulärer Prozess bevor: Ex-Wirecard-CEO Markus Braun muss vor Gericht. Seine Verteidigungsstrategie, wonach er Opfer von Jan Marsalek gewesen sei, kommt nun endgültig auf den Prüfstand.
München, 21. September 2022 | Es ist soweit. Nach mehr als zwei Jahren U-Haft muss der österreichische Ex-Manager Markus Braun in München vor Gericht. Das berichtete zunächst das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Beteiligtenkreise. Am frühen Mittwochnachmittag erreichte ZackZack dann die Bestätigung der Justizpressestelle des Oberlandesgerichts München.
Mega-Prozess steht bevor
Mit der Zulassung der Anklage durch die 4. Strafkammer (Wirtschaftsstrafkammer) des Landgerichts München I steht Deutschland ein spektakulärer Prozess bevor. In Kürze werde man die Termine zur Hauptverhandlung bekanntgeben. Zwei weitere Angeklagte müssen sich vor Gericht verantworten: Ex-Vize-Finanzvorstand Stephan von Erffa und Wirecard-Dubai-Statthalter Oliver Bellenhaus.
Bellenhaus ist Kronzeuge und belastet Braun schwer. Der wiederum sieht sich als Opfer von Ex-Vorstand Jan Marsalek. Brauns Verteidigungsstrategie baut auf die erfundenen 1,9 Milliarden aus dem Drittpartnergeschäft Wirecards in Asien.
Braun und dessen Anwalt Alfred Dierlamm sagen, es habe das ominöse Drittpartnergeschäft sehr wohl gegeben, doch Marsalek habe mit seinen Kumpanen die Gelder an der Konzernspitze vorbei abgesaugt. War Braun also „nur“ der „dümmste CEO Deutschlands“, wie es in sozialen Medien teils spöttisch heißt, oder war er fester Bestandteil der riesigen Betrugsmaschinerie?
Ermittler: Braun Kopf krimineller Bande
Die Staatsanwaltschaft sieht Braun jedenfalls als Kopf einer kriminellen Bande. Dem Milliardär und Gönner der Kurz-ÖVP werden gewerbsmäßiger Bandenbetrug, Veruntreuung, Bilanzfälschung und Markmanipulation vorgeworfen. Braun drohen bis zu zehn Jahre Haft. Neue Enthüllungen des Bayerischen Rundfunks vom Mittwoch haben unterdessen den Geldwäsche-Verdacht bei Wirecard erhärtet. Auch das dürfte Braun nicht unbedingt helfen.
Der Zahlungsdienstleister war am 18. Juni 2020 baden gegangen, als sich das angebliche Milliardenvermögen in Asien als nicht existent erwies. Am 25. Juni 2020 folgte der Insolvenzantrag. Die Wirecard-Affäre gilt als größter Finanzskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte – mit etlichen Spuren nach Österreich. Mittlerweile sehen viele auch einen Geheimdienstskandal.
(wb)
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