Donnerstag, März 28, 2024

Anklage zugelassen: Wirecard-Braun muss vor Gericht

In München steht ein spektakulärer Prozess bevor: Ex-Wirecard-CEO Markus Braun muss vor Gericht. Seine Verteidigungsstrategie, wonach er Opfer von Jan Marsalek gewesen sei, kommt nun endgültig auf den Prüfstand.

München, 21. September 2022 | Es ist soweit. Nach mehr als zwei Jahren U-Haft muss der österreichische Ex-Manager Markus Braun in München vor Gericht. Das berichtete zunächst das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Beteiligtenkreise. Am frühen Mittwochnachmittag erreichte ZackZack dann die Bestätigung der Justizpressestelle des Oberlandesgerichts München.

Mega-Prozess steht bevor

Mit der Zulassung der Anklage durch die 4. Strafkammer (Wirtschaftsstrafkammer) des Landgerichts München I steht Deutschland ein spektakulärer Prozess bevor. In Kürze werde man die Termine zur Hauptverhandlung bekanntgeben. Zwei weitere Angeklagte müssen sich vor Gericht verantworten: Ex-Vize-Finanzvorstand Stephan von Erffa und Wirecard-Dubai-Statthalter Oliver Bellenhaus.

Bellenhaus ist Kronzeuge und belastet Braun schwer. Der wiederum sieht sich als Opfer von Ex-Vorstand Jan Marsalek. Brauns Verteidigungsstrategie baut auf die erfundenen 1,9 Milliarden aus dem Drittpartnergeschäft Wirecards in Asien.

Braun und dessen Anwalt Alfred Dierlamm sagen, es habe das ominöse Drittpartnergeschäft sehr wohl gegeben, doch Marsalek habe mit seinen Kumpanen die Gelder an der Konzernspitze vorbei abgesaugt. War Braun also „nur“ der „dümmste CEO Deutschlands“, wie es in sozialen Medien teils spöttisch heißt, oder war er fester Bestandteil der riesigen Betrugsmaschinerie?

Ermittler: Braun Kopf krimineller Bande

Die Staatsanwaltschaft sieht Braun jedenfalls als Kopf einer kriminellen Bande. Dem Milliardär und Gönner der Kurz-ÖVP werden gewerbsmäßiger Bandenbetrug, Veruntreuung, Bilanzfälschung und Markmanipulation vorgeworfen. Braun drohen bis zu zehn Jahre Haft. Neue Enthüllungen des Bayerischen Rundfunks vom Mittwoch haben unterdessen den Geldwäsche-Verdacht bei Wirecard erhärtet. Auch das dürfte Braun nicht unbedingt helfen.

Der Zahlungsdienstleister war am 18. Juni 2020 baden gegangen, als sich das angebliche Milliardenvermögen in Asien als nicht existent erwies. Am 25. Juni 2020 folgte der Insolvenzantrag. Die Wirecard-Affäre gilt als größter Finanzskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte – mit etlichen Spuren nach Österreich. Mittlerweile sehen viele auch einen Geheimdienstskandal.

(wb)

Titelbild: ERIC PIERMONT / AFP / picturedesk.com

Ben Weiser
Ben Weiser
Ist Investigativreporter und leitet die Redaktion. Recherche-Leitsatz: „Follow the money“. @BenWeiser4
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9 Kommentare

    • weil das eine lustige angelegenheit ist mit myriaden aktenseiten. da muss man nämlich auch gewisse trades und verflechtungen und zahlungsströme nachvollziehen. dann wissen ganz viele nicht WER mit WEM da strategisch verpartnerschaftet ist. dann gibts die leiwanden mitarbeiter, die da voll instrumentalisiert wurden und vor lauter schock, WO sie dahineingeraten waren, überhaupt nicht mehr wissen wo oben und unten ist. und letztendlich: weil die prüfer von EY einfach total unfähig waren und sich einlullen liessen. der österreicherschmäh ist nämlich bei den piefkes das oberkapital höhö und wenn da so ein wurschtl in KLOburg seine inspirationen fand und sich dann noch bei geheimdiensten auf schmalspur-007 reinbrät – juhuuuu die eitelkeit dieser herrn voll bedient wurden und sich supermächtig vorkamen…. und am oberbestestens: immer auf die boten hauen und selbige mundtot machen, ins lächerliche ziehn oder wenns kinder gibt, mim jugendamt auffahren hehe. das könnens auch in KLOburg lernen – vor allem bei den wirtschaftskammerkommunisten, die dann auch nie irgendwas wissen. ob da vieleicht die fluchtachtln so pantscht werden, dass man ned amoi mehr die echten män in bläck braucht. fragen über fragen

      • 🤣 Hoffe, Sie agieren beim Prozess als Gerichtsreporterin, dann haben wir den Überblick😀

        • allaweu! jedoch bin ich sowas von unsympathisch und persona non grazie (hehe), dass man mir ganz sicher einlass gewährt….. how ever – diese ganze gschicht ist sowas von oarg und ich habs schon in den 80ern ned glauben können, was da bei der vöst-aplpine-intertrading los war. da war ich kofferträger für die herrn gscheit, damit ich denen erklär, worums da überhaupt geht. der preschern hat einen 8 stunden vortrag ghalten, WIE da gspüt wird UND dann vertagte sich das gericht auf … unbekannte zeit – um sich fachkundig zu machen. das ist das problem – what they don’t teach you in harvard businessschool…

  1. Warum nennt nan Braun im Artikel nur “Gönner der Kurz-ÖVP ? Er hat den Neos ebenfalls gespendet. Selektive Berichterstattung oder Nichtwissen ?

    • Er war auch im legendären Think Tank, somit maßgeblich mitverantwortlich für die Beeinflussung der Regierungsgeschäfte in eine bestimmte Richtung.

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