»Seniorenclub-Wohlfühlatmosphäre«
Am Dienstag war Bundespräsident Alexander Van der Bellen in der “ZiB2” zu Gast. Er antwortete unter anderem auf die Frage, wieso er nicht mit seinen Herausforderern diskutieren will. Kontrahent Rosenkranz bezeichnete den ORF als “VdB-Funk”.
Wien, 21. September 2022 | Zugeschaltet aus New York nahm der amtierende Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Dienstagabend am ZiB2-Interview teil. Van der Bellen befindet sich derzeit mit Regierungsmitgliedern bei der UNO-Generalsversammlung. Ein Setting, dass dem Bundespräsidenten wohl nicht ungelegen kam für die Interview-Reihe zur Hofburg-Wahl, sollte es doch einen staatstragenden Eindruck vermitteln.
Im ZiB2-Studio ging es im Gegensatz zu den bisherigen Interviews der Bundespräsidentschaftskandidaten deutlich ruhiger zu. Am Montagabend waren Armin Wolf und Tassilo Wallentin noch aneinander gekracht, bei Van der Bellen ging es im Interview eher um eine Rückschau seiner bisherigen Amtszeit.
In den neuesten Umfragen steht Van der Bellen derzeit bei 59 Prozent, sieben Prozentpunkte weniger als noch im August. Vor weiteren Verlusten fürchte er sich nicht. Er freue sich „über jede Art der Zustimmung“.
Der Bundespräsident äußerte sich dazu, wieso er nicht mit den anderen Kandidaten in Diskussionssendungen teilnehmen will. Von den Herausforderern wird dies durch die Bank kritisiert. Van der Bellen: “Schauen Sie von diesen derzeit sieben Kandidaten, wenn ich richtig gezählt habe, mich inklusive, gibt es einen, der der Öffentlichkeit nun wirklich bekannt ist. Und das ist nun einmal der amtierende Bundespräsident. Jeder, der Lust dazu verspürt hat, konnte über fünfeinhalb Jahre beobachten, wie ich reagiere.” Jeder habe sich ein Bild machen können, wie er sein Amt anlege, so Van der Bellen. Er verteidigte sein Nicht-Erscheinen bei den Diskussionsrunden damit, dass auch seine Vorgänger vor der zweiten Amtsperiode nicht an den Auseinandersetzungen teilnahmen. „Der amtierende Bundespräsident hat auch darauf zu achten, dass sein Amt nicht geschädigt wird“, so Van der Bellen.
Angesprochen auf die Teuerung und dem vielkritisierten Sager, dass junge Menschen die „Zähne zusammenbeißen“ sollen, mutmaßte der Bundespräsident, dass es ihm „schon ein bisschen zusammengeschnitten“ scheint. Die Zeiten seien schwierig derzeit, doch er zeigte sich „einigermaßen optimistisch“.
FPÖ-Rosenkranz beklagt “VdB-Funk”
Der Freiheitliche Kontrahent Walter Rosenkranz übte am Mittwoch Kritik am Interview des Bundespräsidenten. Rosenkranz ortete ein „ZiB2-Interview in ‘Seniorenclub-Wohlfühlatmosphäre’ ohne kritische Fragen“. Den ORF bezeichnete Rosenkranz als „VdB-Funk“ und erneuerte Vorwürfe gegen Ex-Van der Bellen-Wahlkampfmanager Lothar Lockl: “Die Besetzung des Vorsitzes des ORF-Stiftungsrates mit dem Ex-VdB-Wahlkampfmanager und Berater Lothar Lockl mache sich offenbar voll bezahlt.“
Der ORF-Redaktionsrat wies am Dienstag diese Vorwürfe, die bereits Tassilo Wallentin und die Fellner Gruppe in den Raum stellten, zurück und bezeichnete sie als “unhaltbar”.
Das gesamte Van der Bellen-Interview finden Sie hier.
(bf)
Titelbild: Screenshot ORF