Teuerung
Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) gab dem „Standard“ ein Interview zu den Anti-Teuerungs-Maßnahmen: Klagen über die Teuerung und steigende Energiekosten von Personen oberhalb der Einkommensmitte könne er nicht nachvollziehen. Man beklage sich auf “recht hohem Niveau”.
Wien, 22. September 2022 | Die Teuerung trifft Österreich hart. Der Anti-Teuerungs-Bonus wird derzeit an die Bevölkerung ausbezahlt, alle erreicht hat er aber noch nicht. Am Mittwoch erschien im “Standard” ein Interview mit Sozialminister Johannes Rauch (Grüne) zur Lage der Bevölkerung und den Maßnahmen der Regierung.
Dass Menschen sich alleingelassen fühlen nur “schwer zu erklären”
Der Sozialminister verwies auf die Hilfen der Regierung: „Ministerkollegen aus anderen Ländern reißen die Augen weit auf, wenn sie hören, was wir in Österreich auf den Weg gebracht haben. Unsere Antiteuerungspakete sind weit umfangreicher als jene Deutschlands und anderer Staaten.“ Dass auf den Sozialmärkten und bei der Essensausgabe der Caritas ein Massenandrang registriert wurde, lässt den Minister im Interview „nicht unbedingt“ darauf schließen, dass etwas schief gelaufen ist. Auch warum sich viele Menschen alleingelassen fühlen von der Regierung, ist für den Minister „schwer zu erklären“. Ein Grund für ihn: Die Einmalzahlungen seien noch nicht bei allen auf dem Konto eingelangt.
Rauch: “Wir beklagen uns auf recht hohem Niveau”
Rauch lobte erneut die Maßnahmen der Regierung: “Wer schon bisher wenig hatte, ist natürlich nicht in der Lage, doppelt so hohe Stromkosten zu verkraften. Diesen Personen greifen wir bereits kräftig unter die Arme.” Allerdings: Klagen über die Teuerung sowie die durch die Decke geschossenen Energiekosten von Personen oberhalb der Einkommensmitte kann Rauch „nicht mehr nachvollziehen“. Übrigens: Das durchschnittliche Brutto-Monatseinkommen eines Arbeiters und Angestellten betrug im Jahr 2020 laut Arbeiterkammer rund 2.640 Euro.
Generell befand Rauch, dass derzeit auf „recht hohem Niveau“ geklagt werde. Es habe sich, so Rauch, „ein flächendeckendes Gefühl breitgemacht, wir würden alle verarmen.“ Der Sozialminister weiter: „Aber das stimmt nicht.“ Statt auf weitere Hilfen will Rauch lieber auf Eingriffe auf EU-Ebene in den Strom- und Gasmarkt setzen, um die Entwicklungen in den Griff zu bekommen. Über sein eigenes Amt und dazu, dass er mit einem Misstrauensvorschuss in die Rolle des Gesundheits- und Sozialministers gestartet ist, meinte Rauch, dass er dies sehr gut verstehen könne: „Wer als dritter Gesundheitsminister innerhalb zweier Jahre antritt, hat einen Misstrauensvorschuss.“
Die SPÖ kritisierte die Aussagen Rauchs scharf.
(bf)
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