Dienstag, Oktober 8, 2024

Tiroler Gletscher-Ehe: Verdacht auf Wahlbetrug im Pitztal

Tiroler Gletscher-Ehe:

Im Juli ging eine Volksbefragung zur umstrittenen Gletscher-Ehe im Pitztal knapp gegen das Großprojekt aus. Nun ermittelt das Landeskriminalamt wegen Verdachts auf Wahlbetrug.

St. Leonhard im Pitztal, 28. September 2022 | In St. Leonhard im Pitztal (Bezirk Imst) hat sich am 17. Juli eine knappe Mehrheit der Bevölkerung in einer Volksbefragung gegen eine im Raum stehende “Liftehe” zwischen den Gletscher-Skigebieten Pitztal und Ötztal ausgesprochen. Daraufhin bliesen die Pitztaler Gletscherbahnen das Projekt endgültig ab. Nun ermittelt das Landeskriminalamt wegen Verdachts des Wahlbetrugs. Die Polizei bestätigte einen Bericht der “Tiroler Tageszeitung” (Mittwochsausgabe).

Falsche Unterschriften und Wähler

Der Vorwurf: Unterschriften sollen gefälscht, Stimmkarten von anderen Personen als dem jeweiligen Wahlberechtigten ausgefüllt worden seien. 353 Wahlberechtigte hatten gegen den Zusammenschluss gestimmt. Fünf Wähler weniger, 348, hatten hingegen mit “Ja” votiert. Kurz nach der Abstimmung war die Pitztaler Gletscherbahn vom Vorhaben, das im Jahr 2016 angestoßen und dann stillgelegt wurde, zurückgetreten.

Die Ermittlungen liefen, so die Polizei. Der Vize-Bürgermeister von St. Leonhard, Philipp Eiter (Eine Gemeinde – Meine Liste), wunderte sich indes gegenüber der “TT” darüber, dass die Ermittlungen “noch immer nicht abgeschlossen” sind: “Vor allem wundere ich mich darüber, dass man zu keinem Abschluss kommt, bevor die Einspruchsfrist zur Volksbefragung abgelaufen ist.” Bei Ungereimtheiten hätte man die Volksbefragung wiederholen müssen. Dies sei momentan aber nicht vorrangig, sondern ein Bürgerdialog.

Umstrittenes Großprojekt

Die “Gletscher-Ehe” war seit Jahren mit heftigem Gegenwind konfrontiert. Eine Allianz bestehend aus WWF, Alpenverein und Naturfreunden wehrte sich vehement gegen die Fusion. Ende April war eine Petition einer Bürgerinitiative mit rund 168.000 Unterschriften an die Tiroler Landesregierung übergeben worden.

Bei einem Investitionsvolumen von 130 Millionen Euro waren drei neue Seilbahnen und 60 Hektar zusätzliche Pisten vorgesehen. Allerdings war die ursprünglich für Jänner 2020 angesetzte mündliche Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) auf Ersuchen der Projektbetreiber bereits zwei Mal vertagt worden. Wäre das Verfahren fortgesetzt worden, hätten die Unterlagen erneuert werden müssen.

(red/apa)

Titelbild: JOE KLAMAR / AFP / picturedesk.com

Autor

  • Pia Miller-Aichholz

    Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich

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