Donnerstag, April 25, 2024

Sexuelle Übergriffe: Im Außenministerium regt sich Widerstand

Das Außenministerium sieht sich mit inakzeptablen Übergriffen konfrontiert – und zieht erste Konsequenzen. In einem Rundmail wird „aus gegebenem Anlass“ die Null-Toleranz-Politik betreffend Autoritätsmissbrauch, Diskriminierung und sexuelle Belästigung angemahnt. Ein hochrangiger Diplomat wurde versetzt.

Benjamin Weiser

Wien, 30. September 2022 | Im Außenministerium (BMEIA) rumort es. ZackZack liegt ein brisantes Mail an die gesamte Belegschaft vor, wonach es jüngst Probleme mit „unangemessenem bzw. verbotenem Verhalten“ gegeben haben soll. „Aus gegebenem Anlass“ wolle man auf die Null-Toleranz-Politik im Haus aufmerksam machen. Es sei wichtig, dass Regeln nicht nur eingehalten, „sondern auch aktiv von uns allen gelebt werden“.

Außerdem werde sichergestellt, dass „geeignete Maßnahmen ergriffen werden“, um Mitarbeitende vor Belästigung zu schützen. Was ist los am Minoritenplatz?

Kein Einzelfall

Das Mail stammt vom 5. August und wurde von der „Offenen Liste“ verfasst, einer als linksliberal geltenden Strömung im Schallenberg-Ministerium. Angehängt sind ein Anti-Mobbing/Anti-Diskriminierungs-Papier sowie ein Verhaltenskodex. Die für diplomatisches Parkett deutliche Sprache der Aussendung zeigt: Es ist ernst. Und kein Einzelfall, wie weitere ZackZack vorliegende Informationen belegen.

Im Zuge der Botschafterkonferenz Mitte September soll die Personalsektionsleitung die Thematik in einer Ansprache aufgegriffen haben. Vor etlichen Botschaftern der Republik, die sich in Wien versammelten, soll dabei noch einmal eindringlich vor entsprechenden Verhaltensweisen gewarnt worden sein.

Gegenüber ZackZack zeichnet ein Insider ein erschreckendes Bild. Er spricht von einem strukturellen „Machismus-Problem“, dass mit den türkisen Postenbesetzungen seit Sebastian Kurz‘ Zeit als Außenminister Einzug ins BMEIA erhalten habe.

Das BMEIA ist übrigens jenes Ministerium, das die türkise Truppe um Kurz laut Chats für parteipolitische Zwecke zu instrumentalisieren versucht hat, etwa um „fremdenrechtliche Knaller“ vorzubereiten – ZackZack berichtete. Jetzt also muss sich das prestigeträchtige BMEIA mit neuen Problemen herumschlagen.

Dienstrechtliche Schritte gegen hochrangigen Mitarbeiter

Jedenfalls zeigt man sich im Ministerium ganz und gar nicht erfreut über aktuelle Vorgänge – und greift durch. In einer, wie es anonym hieß, „Nacht- und Nebelaktion“ wurde ein hochrangiger Diplomat versetzt. Bis vor kurzem arbeitete dieser noch in der Wiener Zentrale als mächtiger Mitarbeiter in Leitungsfunktion, nicht weit unterhalb des Ministers.

Aufgrund einer einschlägigen Beschwerde soll er innerhalb kürzester Zeit degradiert worden sein und jetzt an einer Botschaft in einem kleinen europäischen Land arbeiten.

Eine Sprecherin des BMEIA bestätigte auf Nachfrage, „dass dienstrechtliche Schritte gegen einen Mitarbeiter gesetzt wurden und dieser nicht mehr in seiner früheren Funktion tätig ist“. Weiter hieß es: „Sexuelle Belästigung in Form von verbalen oder physischen Übergriffen, Mobbing, Diskriminierung oder Autoritätsmissbrauch sind vollkommen inakzeptabel.“

Dabei wurde auf die Einrichtung einer Anlaufstelle zu sexueller Belästigung in der Personalabteilung verwiesen. Eine solche gibt es übrigens auch ohne „gegebenem Anlass“, von dem im erwähnten Mail der „Offenen Liste“ die Rede ist.

Die BMEIA-Sprecherin verwies gegenüber ZackZack auf Maßnahmen und Anlaufstellen wie die Arbeitspsychologin, die Gleichbehandlungsbeauftragte oder regelmäßige Informationen in Form von Dienstzetteln, Leitfäden, Vorträgen und Ansprachen. Offenbar sollen spezielle Seminare angeregt worden sein.

Auf die Frage, ob weitere derartige Vorfälle bekannt sind, die hochrangiges Personal betreffen, gab es keine Antwort. Sicher ist: Gegen Belästigung und Autoritätsmissbrauch am Minoritenplatz regt sich Widerstand.

Titelbild: ZackZack/Christopher Glanzl

Ben Weiser
Ben Weiser
Ist Investigativreporter und leitet die Redaktion. Recherche-Leitsatz: „Follow the money“. @BenWeiser4
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37 Kommentare

  1. Da wird wieder richtig erkennbar, dass Abwertung gegenüber andere Staatsbürger mit Abwertung von Frauen einhergeht, beides auf Minderwertigkeitskomplexen und gestörtem Selbstwert beruht. Jedes armseelige Psychowürsterl braucht einen Populisten, um sich kraft Eigenschaften höherwertig zu fühlen, die er sich nicht aus eigener Kraft aneignen konnte.

    Hallo kleines Wurstels, einer da?

  2. Na, da her der Schalli ja jetzt wieder jemanden, dem er die Sporen geben, die Zügel anziehen und Weihnachten versauen kann …. ich hoffe, er lässt jetzt die Ungeimpften in Ruhe?

  3. Den unbegründete Vorwurf musste sich PP schon gefallen lassen..da ist doch nichts Wahr, der PP ist damals nur aus Langeweile aus der Politik ausgetreten…🤣

  4. Was für ein Zufall, gestern der irre “mee too” Sager von Staudinger und heute die Schlagzeile….. Wenns denn Zufall ist….

  5. Warum nur wundert mich das alles nicht? Mittlerweile ist doch eines klar, dieses Türkis war in Wirklichkeit ein sattes hässliches Braun und diese Affäre passt bestens ins Bild….

  6. Sprachregelung ÖVP im Crashkurs:
    1) Alles aus dem Zusammenhang gerissen 2) Rote Netzwerle 3) Er wurde von Krisper+ Krainer hinausgemobbt 4) Anpatzversuche durch die Grünen, weil sie in Tirol verloren haben 5) Silberstein
    Dann folgt sogenannte Klarstellung “Zur Sache” in einer Drexxpress, ein salomonischer Leitartikel, Tante Anna thematisiert zum 41. Mal Wien Energie und Karner verschärft Grenzkontrollen mit Drohnen. Morgen wird jemand medienwirksam abgeschoben. Thema erledigt. Nehammer bucht seinen heurigen Schiurlaub.

    • Das habe ich mich gefragt, ist wie bei der Kirche, kommt der Pfarrer dann eben in eine andere Pfarre. Und in diesem Fall, eben in eine “mindere” obwohl ja immer noch hohe Position in einem kleinen Land und macht dort brav weiter.
      Und findet neue Opfer?
      Wo bleibt da der Aufschrei, der Grüninnen? Ach ja, vergessen, keine Zeit für Anstand, gilt es doch, am Futtertrog zu bleiben.

  7. Als gäbe es nicht genügend rechtliche Möglichkeiten. Bei einem Ersttäter, dementsprechend rigoros einschreiten, dienstrechtlich als auch strafrechtlich. Natürlich eine zivilrechtliche Kompensation und daraus folgend, finanzielle Abgeltung für das Opfer. Bei wiederholtem Fehlverhalten, mehrjährige Gefängnisstrafe ohne vorzeitige Entlassung. Endlich aufhören das als Kavaliersdelikt abzutun. Das zerstört Menschenleben.

  8. Wirft das nun ein ganz neues Licht auf einen namhaften Minister und dessen Züchtigungsverständnis wie bei dem Sager ” …die Zügel der Ungeimpften straffer ziehen”?

    • Bin ganz bei Dir.
      Mein Vorschlag lautet:
      ” Machtmißbrauch, dein Name sei Kurz.”
      But that’s just me.

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