Türkei:
Die türkische Inflation kletterte auch im September auf Rekordhöhen. Die Türkei leidet wie andere Staaten unter den hohen Energiepreisen und Kosten für Rohstoffimporte – was die Teuerung drastisch verschärft.
Ankara, 3. Oktober 2022 | Die hohe Inflation in der Türkei zieht weiter an. Im September lagen die Verbraucherpreise um ganze 83,5 Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie das nationale Statistikamt am Montag in Ankara mitteilte. Analysten hatten sogar mit einer noch etwas höheren Inflationsrate gerechnet. Im Vormonat hatte die Teuerung rund 80 Prozent betragen. Auf Monatssicht stiegen die Verbraucherpreise im September um gut drei Prozent.
Die hohe Inflation wird durch mehrere Faktoren getrieben. Seit längerem sorgt die schwache Landeswährung Lira für Preisauftrieb, da sie in die Türkei importierte Güter verteuert. Hinzu kommen anhaltende Probleme in den internationalen Lieferketten, die Vorprodukte teurer machen. Daneben steigen die Preise von Energie und Rohstoffen, vor allem wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine. Als rohstoffarmes Land ist die Türkei auf Importe angewiesen, sodass sich die höheren Preise in den Verbraucherpreisen niederschlagen.
Ungebremst
Im Gegensatz zu vielen anderen Zentralbanken stemmt sich die türkische Notenbank nicht mit Zinsanhebungen gegen die ausufernde Teuerung. Vielmehr hat sie ihren Leitzins zuletzt mehrfach verringert. Fachleute verweisen auf politischen Druck. Denn Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan ist erklärter Gegner hoher Zinsen und hat unlängst weitere Zinssenkungen gefordert.
Auch die Ratingagentur S&P hat den Daumen über die Türkei gesenkt und ihre Bewertung für das langfristige Fremdwährungsrating von „B+” auf „B” gesenkt. Damit rutscht die Türkei immer tiefer in den Bereich, in dem Anlagen als hochspekulativ gelten.
(red/apa)
Titelbild: ZackZack/Christopher Glanzl