Samstag, April 20, 2024

Physik-Nobelpreis für Österreicher Anton Zeilinger

Der diesjährige Nobelpreis für Physik geht an den österreichischen Quantenphysiker Anton Zeilinger (77). Das gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Dienstag in Stockholm bekannt.

Stockholm/Wien, 04. Oktober 2022 | Zeilinger wird gemeinsam mit dem französischen Physiker Alain Aspect und dem US-Physiker John F. Clauser u.a. für Experimente mit verschränkten Photonen geehrt. Die Auszeichnung ist heuer so wie im Vorjahr mit zehn Millionen Schwedischen Kronen (knapp 920.000 Euro) dotiert.

Die Auszeichnung ergeht an die Preisträger unter anderem für Pionierarbeiten in der Quanteninformation. Die drei Physiker hätten den von Albert Einstein als “spukhafte Fernwirkung” abgetanen quantenphysikalischen Zustand, bei dem zwei verschränkte Teilchen wie von Zauberhand miteinander verbunden bleiben und ihre physikalischen Eigenschaften teilen, “aus der Theorie in die Praxis gebracht”, heißt es seitens des Komitees.

Zeilinger “sehr überrascht” von Anruf

Er sei “sehr überrascht” von dem Anruf gewesen, sagte Zeilinger in einer ersten Reaktion im Rahmen der Pressekonferenz in Stockholm. Der Begriff der “Teleportation”, mit dem Zeilinger oft verbunden wird, sei aber weit ab von dem bekannten Science Fiction-Trick aus “Raumschiff Enterprise”. Der am 20. Mai 1945 in Ried im Innkreis (OÖ) geborene Physiker gilt als Pionier der Übertragung von Quanteninformation zwischen Photonen. In diesem Bereich hat er in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche Durchbrüche erzielt und Übertragungsrekorde aufgestellt. Diese Art der Informationsweitergabe sei zum Beispiel “fundamental wichtig zum Informationstransport in Quantencomputern”, sagte Zeilinger.

Er sei immer von Quantenmechanik fasziniert gewesen – “vom ersten Moment, an dem ich davon gehört habe”. Zeilinger würdigte am Dienstag auch seinen Doktorvater Helmut Rauch als “Pionier in Quantenphysik”, der ihm ermöglicht habe, seine Forschungen in Wien voranzutreiben. Damals sei vieles in dem Feld noch “komplett philosophisch” gewesen. Zeilinger und seine Mit-Laureaten haben das verändert. Mittlerweile gebe es in dem Feld technologische Anwendungen, aber viele Grundfragen in der Quantenphysik seien weiter unbeantwortet.

Er sehe den Preis auch als “Ermutigung für junge Menschen”, sagte Zeilinger, und riet ihnen: “Denkt nicht zu viel an künftige Anwendungen.” Ohne die vielen Mitarbeiter hätte man den Weg in Richtung Anwendung nicht beschreiten können. Was man in den nächsten 20 Jahren sowohl im Feld der Grundlagen der Quantenphysik und als auch bezüglich Anwendungen sehen wird, sei “absolut offen”, sagte Zeilinger, der am 10. Dezember, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel, zusammen mit Aspect und Clauser in Stockholm den Preis entgegennehmen wird.

Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung zur Hälfte an zwei Meteorologen, den Deutschen Klaus Hasselmann und den aus Japan stammenden US-Forscher Syukuro Manabe (USA), zur anderen Hälfte an den Italienischen Physiker Giorgio Parisi. Die Wissenschafter wurden für ihre “bahnbrechenden Beiträge zum Verständnis komplexer physikalischer Systeme” ausgezeichnet. Hasselmann und Manabe erhielten den Preis “für das physikalische Modellieren des Klimas der Erde, die quantitative Analyse von Variationen und die zuverlässige Vorhersage der Erderwärmung”, Parisi für “die Entdeckung, wie das Zusammenspiel von Unordnung und Fluktuationen physikalische Systeme von der atomaren bis hin zur planetarischen Ebene bestimmt”.

(bf/apa)

Titelbild: HANS KLAUS TECHT / APA / picturedesk.com

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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8 Kommentare

  1. Zeilinger ist eine der letzten Lichtgestalten in der österreichischen Wissenschaft. Danach kommt ziemlich wenig und das ist traurig, jedoch nicht weiter überraschend, sieht man sich die katastrophalen Ergebnisse unseres “Bildungs”wesens an.

  2. Ich glaube, es muss so um die Jahrtausendwende gewesen, als ich von den Entdeckungen des Herrn Prof Zeilinger in der Zeitung las.
    Da mir das so unfassbar Überirdisch erschien, machte ich mich sofort mit ein paar Kollegen auf nach Innsbruck zu fahren und uns das vor Ort erzählen zu lassen und dauch die dortigen Versuchsreihen zu sehen. Es war mir noch so erinnerlich ein großer sehr dunkler Versuchraum wo man mit zahlreichen Lichtstrahlen offensichtlich experimenierte und uns dann wohl ein Mitarbeiter von Herrn Zeilinger das irgendwie erklärte…

    Lange hatte ich das in meinem Kopf und machte mir stets darüber Gedanken, sodass ich nun wahrlich verwundert war, dass nach so vielen Jahren erst Herr Zeilinger für mich nun doch nach einer so langen Zeit völlig überraschend den Nobelpreis erhielt.

    Noch immer warte ich aber auf die Interpretationen dazu von den Philosphen und vor allem von der Religion.
    So waren seine Erkenntnis doch, dass man gleichzeitig überall im Unviversum sein kann

  3. Nein Herr Unterrichtsminister, das ist NICHT das Resultat IHRER Bildungspolitik.

  4. Ganz herzliche Gratulation an Dr Anton Zeilinger. 👏
    Das sein Doktorvater nicht mit unserem Gesundheitsminister verwandt ist war sein Glück.

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