Ukraine:
Zwar versucht Wladimir Putin, sich ukrainische Gebiete einzuverleiben, allerdings verliert er dort zunehmend die geringe Kontrolle, die er hat. Die Mobilisierung läuft derweil nur schlecht.
Kiew/Moskau, 04. Oktober 2022 | Keine guten Tage für Russlands Präsident Wladimir Putin: Die ukrainischen Truppen sind mit ihrer Gegenoffensive weiterhin erfolgreich und erobern auch in jenen Regionen Gebiete zurück, die jüngst von Putin völkerrechtswidrig zu russischem Staatsgebiet erklärt worden sind. Am Wochenende haben sie etwa den strategisch wichtigen Ort Lyman in der östlichen Region Donezk zurückerobert. Ein Militärsprecher der von Moskau gelenkten Separatisten in der Region Luhansk schrieb auf Anfang der Woche auf Telegram, dass sich in der Stadt Lyssytschansk ukrainische Soldaten festgesetzt hätten. Auch an der Südfront, in der Region Cherson, sind ukrainische Streitkräfte Berichten zufolge erfolgreich.
Putin hat Luhansk, Cherson, Saporischschja und Donzek nach Scheinreferenden zu Teilen Russlands erklärt. Russland hat die Gebiete aber nicht einmal mehrheitlich unter Kontrolle. Die Annexionen gelten als Versuch, den jüngsten militärischen Erfolgen der Ukraine etwas entgegenzusetzen. Putin hatte zuvor gedroht, er werde russische Gebiete mit allen Mitteln verteidigen.
Putins Mobilisierung läuft, …
Die ersten im Zuge der Teilmobilmachung in Russland einberufenen Rekruten sind nach offiziellen Angaben von Montag in die besetzten ukrainischen Regionen Donezk und Luhansk verlegt worden. Sie sollen laut russischem Verteidigungsministerium nicht eingesetzt werden, um Lücken an der Front zu füllen, sondern sollen nach der Ausbildung im Rückraum Nachschubwege sichern.
Seit Putin die Teilmobilisierung bekannt gegeben hat, haben allerdings viele russische Männer das Land verlassen – nach Kasachstan, Armenien, Georgien und in die Türkei. Putin wollte 300.000 Reservisten mit Kampferfahrung einziehen, um die besetzten Gebiete in der Ukraine halten zu können.
… aber nur schlecht
Das britische Verteidigungsministerium berichtete am Dienstag von Ausrüstungsschwierigkeiten Russlands. Mängel in der russischen Verwaltung und den logistischen Systemen machten Unterbringung, Training, Ausrüstung und den Einsatz des Personals zu einer Herausforderung. Die Geheimdienste gehen außerdem davon aus, dass seit Verkündung der Teilmobilmachung auch Russen eingezogen worden sind, die von der Rekrutierung eigentlich nicht betroffen sein sollten.
Der ukrainische Generalstab berichtete am Dienstag in seinem täglichen Lagebericht außerdem, dass das im Sommer neu gebildete 3. Korps der russischen Armee schlecht ausgestattet sei. Es habe nur veraltete und unbrauchbare Waffen und andere militärische Ausrüstung zur Verfügung, sei nicht gut organisiert und habe mit mangelnder Disziplin zu kämpfen. Bei der russischen Luftfahrt gebe es Streiks. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
(pma)
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