Rinder-Wahnsinn:
Es sind erschreckende Bilder, die der Verein gegen Tierfabriken am Mittwoch veröffentlichte. Sie zeigen die Verladung von österreichischen Milchkälbern in einem spanischen Hafen. Von dort geht es per Schiff weiter in den Nahen Osten.
Cartagena, 05. Oktober 2022 | Tiere, die mit Elektrotreibgeräten gewaltsam auf marode Schiffe gedrängt werden, prall gefüllte Transport-LKWs, die stundenlang in der Hitze stehen – die Bilder und Videos, die der Verein gegen Tierfabriken (VGT) am Mittwoch an die Öffentlichkeit brachte, sind nichts für schwache Nerven.
Wochenlange Transporte unter übelsten Bedingungen
Die Tierschützerinnen Ann-Kathrin Freude und Isabell Eckl machten sich auf den Weg in die spanische Hafenstadt Cartagena. Hier werden jedes Jahr tausende Rinder aus Europa, auch aus Österreich, auf Transportschiffe verladen und in ferne Länder wie den Libanon gebracht. Dort verliert sich ihre Spur. Im Nahen Osten, wo kaum bis gar keine Tierschutzgesetze exisitieren, dürfte ihr kurzes Leben nach der sowieso schon qualvollen Reise ein grausames Ende finden.
Jungbullen beim Transport und eines der Schiffe. Viele der Tiere überleben die Überfahrt laut VGT nicht (Bilder: VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN / ANIMALS INTERNATIONAL / Animal Welfare Foundation)
Freude und Eckl dokumentieren ihre Erlebnisse in Cartagena in einem Video. Das Areal des Verladehafens ist laut ihnen für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Trotzdem schafften es die Tierschützerinnen, einige Aufnahmen zu machen. Tiertransporte würden Tag und Nacht kommen und würden oft nicht gleich auf die Schiffe weiterverladen, wird im Clip erklärt. Die, meist noch sehr jungen, Tiere müssen stundenlang in der Hitze ohne Wasser in ihren eigenen Exkrementen ausharren.
Das ganze Video:
“Nebenprodukt der europäischen Milch-Überproduktion”
Danach sieht man, wie die Kälber mit Stöcken und Elektroschocks auf die Schiffe getrieben werden. Dort müssen sie weitere Tage bzw. Wochen unter übelsten Bedingungen leben. Zu Hitze und Dreck gesellt sich nun auch der Lärm der Schiffsmotoren hinzu. “Tiere sind keine Waren, die wochen- und monatelang in engen Frachtschiffen transportiert werden können. Die Tiere leiden unweigerlich immense Qualen”, so Freude, die zudem kritisiert, dass Tiertransporte über das Meer kaum kontrolliert würden.
In einer Aussendung erklärt der VGT, dass die Rinder das Nebenprodukt der europäischen Milch-Überproduktion seien. Denn eine Kuh müsse, um für den landwirtschaftlichen Betrieb wirtschaftlich zu sein, jedes Jahr ein Kalb zur Welt bringen. “Die überzähligen männlichen Kälber werden in Länder wie Spanien oder Italien transportiert, wo die Mast am billigsten ist – Zehntausende davon jedes Jahr aus Österreich.”, heißt es.
VGT fordert Export-Verbot
Eckl erinnert im Zusammenhang mit diesem Skandal daran, dass auch die Milchproduktion für großes Leid bei vielen Tieren sorgt. Ich denke nicht, dass Menschen, die Produkte wie Milch, Käse und Joghurt kaufen, so empathielos sind, dass sie dieses immense Leid bewusst unterstützen. Viel mehr steckt jahrzehntelanges geschicktes Marketing sowie Desinformationskampagnen der Tierindustrie hinter diesem weltweiten Skandal.
Der VGT fordert die Regierung daher auf, eine Systemänderung einzuleiten und die Exporte von österreichischen Kälbern zu verbieten.
(mst)
Titelbild: VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN / ANIMALS INTERNATIONAL / Animal Welfare Foundation