Freitag, April 19, 2024

Umfrage: So denkt Österreich über Russland-Sanktionen

Umfrage

Sind die von der EU verhängten Sanktionen gegen Russland zu hart? Oder gehören sie gar noch verschärft? Das wollte eine neue Umfrage von den Menschen in Österreich wissen.

Wien, 06. Oktober 2022 | Die Zahl jener Österreicher, die die Sanktionen gegen Russland ausreichend finden oder noch verschärfen möchten, ist höher als jene, die sie zurückfahren wollen. Das hat eine neue Market-Umfrage im Auftrag der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) ergeben. Die Erhebung wurde von 26. bis 28. September online durchgeführt. Befragt wurden österreichweit 1.000 Personen im Alter von 16 bis 80 Jahren. Die maximale statistische Schwankungsbreite beträgt 3,16 Prozent.

Sanktionen für ein Viertel zu hart

So erklärten 29 Prozent der Befragten, dass die Sanktionen gegen Russland weiter verschärft werden sollten. 20 Prozent halten die bisher von der EU gesetzten Maßnahmen für ausreichend. Etwa ein Viertel (26 Prozent) erachtet die Maßnahmen für zu hart, ein weiteres Viertel ist sich unsicher.

Dass die EU-Mitgliedstaaten eine einheitliche Linie in der Unterstützung der Ukraine einnehmen, halten 30 Prozent der Österreicher für “sehr wichtig” und 25 Prozent  für “eher wichtig”. Für 13 Prozent der Befragten ist dies “eher nicht” und für 14 Prozent “gar nicht wichtig”. Ein knappes Fünftel äußerte sich nicht dazu (18 Prozent).

“Sanktionen brauchen Zeit”

Damit wollen mehr Menschen die Sanktionen beibehalten oder verschärfen als sie wieder zurückzufahren. “Die sich weiter zuspitzende geopolitische Lage, Furcht vor Energieengpässen und Teuerung sorgen in Österreich für zunehmende Verunsicherung. Eine Mehrheit der Bevölkerung hält es dennoch für wichtig, dass die EU weiter eine einheitliche Linie in ihrer Unterstützung der Ukraine verfolgt”, analysiert ÖGfE-Generalsekretär Paul Schmidt in einer Aussendung das Ergebnis.

Schmidt hält es für wichtig, “mit transparenter und faktenbasierter Kommunikation den wachsenden Sorgen entgegenzuwirken”. Die Maßnahmen der EU würden zwar nur von einer Minderheit in Österreich dezidiert in Frage gestellt, “viele sind dennoch unsicher, ob und wann die Maßnahmen ihre Wirkung entfalten werden. Sanktionen brauchen jedoch Zeit und werden Russland letztlich stärker schaden als der EU.”

Schon jetzt würden Russland wichtige Technologien und Ersatzteile fehlen und Prognosen würden von einem massiven Rückgang des russischen Bruttoinlandsprodukts ausgehen, meint der ÖGfE-Generalsekretär.

42 Prozent heißen “Europäische Politische Gemeinschaft” gut

Abgefragt wurde in der Umfrage auch die Einstellung der Österreicher zur “Europäischen Politischen Gemeinschaft”, einem neuen Format von EU– und Nicht-EU-Staaten in Europa, das sich am Donnerstag erstmals in Prag trifft und das in Bereichen wie Sicherheit und Verteidigung, Energie, Gesundheit und Wirtschaft enger zusammenarbeiten will. Diese Idee wird laut der Umfrage von 42 Prozent der Befragten gutgeheißen, 26 Prozent lehnen sie hingegen ab. Ein Drittel kann sich hierzu noch keine Meinung bilden.

(mst)

Titelbild: HELMUT FOHRINGER / APA / picturedesk.com

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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55 Kommentare

  1. Abwarten. Wenns dann im Winter kalt und dunkel wird und das Brot 15 Euro kostet, sofern es noch eines gibt, Betriebe wegen der Energiekosten reihenweise zugesperrt haben, dann werden solche Umfragen richtig spannend.

  2. Völlig wurscht was bei den Umfragen herauskommt:Die deutschen Bundesanleihen (die deutschen nicht die italienischen oder die französischen !!!!) werden von den internationalen Märkten abgestoßen. Ähnlich wie die in Pfund vor Kurzem!
    Das verursachen die Sanktionen. Ich glaube nicht dass die polinische (kriegstreiberische, wie dauch die US) den Euro am Leben erhalten wird können!
    Best wishes …

  3. Umfrage im Auftrag der österreichischen Gesellschaft für Europapolitik sagt genau was aus? Was die Österreicher denken oder sich die ÖGfE wünscht und die Österreicher denken sollen ?

  4. Man muss immer Partei ergreifen. Neutralität hilft dem Unterdrücker, niemals dem Opfer. Stillschweigen bestärkt den Peiniger, niemals den Gepeinigten.“
    Elie Wiesel, Überlebender des Holocaust

      • Zum Beispiel auf die Familie jener armenischen jungen Frau, die beim völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der aserbaidschanischen Armee vor laufe

        • nder Kamera von armenischen Soldaten vergewaltigt wurde, danach grausamst zu Tode gefoltert und zerstückelt wurde. Anschliessen wurde das Video auf allen möglichen Wegen verbreitet um Angst zu schüren. Gibt es Sanktionen gegen Aserbaidschan und seinen brutalen Diktator Alijew? Nein, sondern die EU kauft dort mehr denn je Öl und Gas ein. Ursula v d Leyen versteht sich bestens mit dem mörderischen Diktator, beim letzten Besuch sieht man sie beiden zusammen scherzen. Und die Medien ? Schweigen. Auch ZZ.

    • Das bedeutet, wir haben uns NICHT VERPFLICHTET, oder? Lügen die Geschichtsbücher? Wir suchen uns das nicht aus, wir müssen neutral sein, basta!

    • Neutralität ist nicht Stillschweigen. Keineswegs. Neutral sein im politischen Sinn bedeutet aber, an keinen Kriegshandlungen oder von einer Seite geforderten Wirtschaftssanktionen teilzunehmen. Neutral heisst in Konflikte nicht parteilich aktiv einzugreifen. Dazu hat sich Österreich vertraglich verpflichtet und es ist in der Verfassung.

      • Das was sie schreiben heißt für mich, Hauptsache wir machen weiter Geschäfte und die Moral ist egal.
        Eingreifen heißt Waffen oder aktives Personal schicken und das wird nicht gemacht, somit sehe ich keinen Verfassungsbruch oder sind da wirtschaftliche Sanktionen eingeschlossen, wie schauts da mit dem Iran oder Nordkorea aus?

        • 20 Millionen Tote durch die USA seit WKII und da war die Moral völlig Schnuppe. Entweder man hat “Moral” oder nicht. Und wie weit soll diese angebliche Moral gehen, bis zum eigenen Kälte- und Hungertod?

  5. Oh je,oh je, hab grad glesen das Österreich laut russischen Außenministerium keine diplomatische Vermittlerrolle zwischen Kiew und Moskau mehr einnehmen darf. Schuld daran sind “äußerst scharfe antirussische Wortmeldungen” unseres BP. Oleg Tjapkin (mühsam abgeschrieben) als zuständiger Abteilungsleiter für Österreich, ist erzürnt darüber dass unsere Neutralität auf Grund prowestlicher Agitation völlig ausgehöhlt sei und der Karli sich nun die Rettung von Weltfrieden aufzeichnen kann. Letzteres hat er zwar nicht gesagt aber Solches ergibt sich wohl aus seinen Worten. Bin überzeugt dass der Gickl, der alte Russ, gleich den Rosenkranz zu sich zitieren wird um ihm da einige Wahlkampfempfehlungen mitzugeben. Da wird einiges zukommen auf den Sascha Opa.

  6. Wenn ich mir diese Umfrage zu den Sanktionen und ihre Ergebnisse so anschaue; dann auf den Gedanken komme, mal die ZZ BP Umfrage gegen zu stellen …. dann wäre -gleiche Grundgesamtheit, gleiche Sample Größe- ja auch die Präsidentenwahl schon +/- ein paar Prozent schon für den Hrn. Wlazny gelaufen.
    So einfach sind wir nicht. (adapatiert VdB)

  7. “Die Sanktionen brauchen Zeit” Ja, sicherlich. Es braucht ja auch einige Zeit, bis man die Eltern in die Knie gezwungen hat, indem man die Annahme von Taschengeld und Nahrung verweigert.

  8. In einer Talkrunde mit unterschiedlichen Experten treffen die aktuellen Sanktionen nur 20 % der Oligarchen, welche das System Putin stützen.
    Sollte das stimmen, bin ich für weitere Verschärfung bzw. Ausweitung der Sanktionen.

    • Genau. Immer weiter eskalieren, bis kein inländischer Mittelbetrieb mehr existiert und die Mindestrentner in ihren Wohnungen erfroren sind.
      Wer glaubt, dass sich Oligarchen in dieser Situation nicht zu helfen wissen, hat das moderne globale Wirtschaftssystem noch nicht verstanden. Genau so wie es der Mafia seit Jahrzehnten gelingt, Gelder rund um den Globus verschwinden zu lassen, wird es den Oligarchen ebenso gelingen, die Nähe zur Mafia bringt auch hier Unterstützung.
      Sanktionen haben noch nie einen Krieg beendet oder eine Diktatur. Gegen Kuba existieren harte Sanktionen sei 60 Jahren, Santionen gegen den Iran bringen das Leiden in die arme Bevölkerung. Es leiden immer die Ärmsten, die Reichen nie.

  9. Das ist die gleiche Fähnchenschwingermentalität wie auch anfangs der Flüchtlingskrise 2015. Die Ernüchterung kam erst Jahre später, als die negativen Folgen nicht mehr zu beschönigen waren.
    Auch in diesem Fall wirkt einerseits die europaweite Message-Control aus US/Brüssel, andererseits die von ebendort verordnete Vollkaskopolitik, die die gravierenden negativen Folgen der Sanktionspolitik bis dato weitgehend von der Bevölkerung ferngehalten hat. Nachdem das aber nur eine kurzfristige Problemverlagerung in die Zukunft sein kann, wird hier genauso wie bei der Migrationspolitik die Stimmung noch kippen.

      • Irgendwie optimistisch gedacht dass sich das wer antut. Außer sie richten sich eh nur an seine Fans hier. Hoffe schwer dass sie nicht dazugehören. 😉

    • … schreiben die Schwarzmaler:innen, die Dystopie affinen, a-sozialen Oportunist:innen, konservativen Geister – und bezahlten Trolle, um Ängste weiter schön am simmernden Köcheln zu halten (also aus einschlägig idologistischer Ecke, bzw. ab pol. Mitte rechts-reaktionär…)

      • Das Positive an dieser selbst verordneten Krise ist, dass manche sinnvolle Strukturänderungen – Energieträger, Elektromobilität, Lieferketten etc. -, die sonst durch den latenten Widerstand der Bevölkerung und der Industrie stark verzögert worden wären, nun schneller umgesetzt werden, hoffentlich. Es bleibt aber die Frage, ob der Schaden oder der Nutzen dieser Politik grösser ist.

        • Es ist wohl offensichtlich, dass und für wen der Schaden grösser ist. Russlands Kriegskasse ist so voll wie nie zuvor und die russische Handelsbilanz hat sich seit den Sanktionen stark verbessert. Wir kaufen übrigens nicht nur weiterhin russisches Öl und Gas (auf Umwegen), sondern insbesondere nun sogar vermehrt russische Brennstäbe für die AKW. Uranlieferungen sind pikanterweise von den Sankionen ausgenommen.

    • Schwachsinnspost !
      Ausländerproplematik mit Angriffskriegen gleich zu setzen, ist an Dumpfheit nicht zu überbieten.

  10. Bin ja schon froh wenn Österreich halbwegs glaubwürdig bleibt bezüglich Moral und Solidarität gegenüber Opfern von Krieg und Terror. Der naheliegende worst case ist aber, dass wir wieder einmal als scheinheilige “neutrale” Heuchler dastehen, die es sich einerseits mit Russland nicht gänzlich verscherzen will, andererseits als solidarisch mit der EU wahrgenommen werden möchte, um nicht in das Eck von Orban, Vucic und Kazcinsky gestellt zu werden. Nehammer gefällt sich aber immer offensichtlicher als großer Zampano, der gleichzeitig auf zwei Hochzeiten tanzt. Sorgt dies für schlechte Schlagzeilen, flüchtet er sich auf eine Dritte wo Ehen zwischen europäischen Hardlinern geschlossen werden, die dabei sind tausende Grenzkilometer mit Stacheldraht und scharfen Hunden – zwei und vierbeinige- zu errichten. Also ich glaub dass ich meine anfangs erwähnte Hoffnung an den Hut stecken kann.

    • Am Anfang Ihres Kommentars hatte ich noch Angst.

      Am Ende kann ich nur zustimmen.
      Nehammer + Orban + Vucic: https://kurier.at/politik/inland/wie-vucic-orban-und-nehammer-gegen-illegale-migration-vorgehen-wollen/402168057

      Ich spare mir jetzt eine Gegenrede zum Kurier-Artikel. Ist mittlerweile ohnehin sinnlos, weil die Rechten es sehr erfolgreich geschafft haben, ihre Agenda “Ausländer raus” als Ziel bei der Bevölkerung zu verankern. Dann kann man sich sonst viel leisten, solange “Österreich den Österreichern” und “Deutschland den Deutschen” und “… den …” auf die Fahnen geschrieben wird.

    • Glaubwürdig ? Indem man russisches Öl und Gas über Indien, China etc. zu überteuerten Preisen bezieht. Glaubwürdig, indem man von anderen Diktatoren kauft. Auch und gerade von Diktatoren, die selber Angriffskriege führen. Von Aserbeidschan, von den Saudis, die den Jemen verwüsten und verhungern lassen, die Frauen steinigen und öffentlich auspeitschen und aufhängen. Von Katar, wo fürdie WM Tausende Menschenrechtsverletzungen bekannt sind und viele Arbeiter starben. Wir sind glaubwürdig, wenn wir schweigen, wenn Erdogan Kurden massakrieren lässt und in Syrien einfällt.
      Wir kaufen Solarpanels, die von Uiguren in Straflagern produziert werden etc. der Platz hier reicht nicht aus.

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