Donnerstag, September 12, 2024

»Clowns, Demagogen und Spaßpolitiker«: Internationale Presse zu BP-Wahl

Internationale Presse zu BP-Wahl:

Internationale Medien kommentieren am Montag den Ausgang der Bundespräsidentenwahl in Österreich.

Wien/Zürich/München, 10. Oktober 2022 |

“Neue Zürcher Zeitung”:

“Der österreichische Bundespräsident Van der Bellen hat sich in den letzten Jahren als besonnener Krisenmanager erwiesen. Doch es ist ihm nicht gelungen, das Vertrauen in die Politik zu stärken: Fast die Hälfte der Wähler stimmte für gänzlich ungeeignete Kandidaten.”

“Süddeutsche Zeitung” (München):

“Die Erleichterung über das Ergebnis war im Van-der-Bellen-Lager nicht zu überhören. Frühere Bundespräsidenten waren bei ihrer Wiederwahl in der Zweiten Republik fast immer weit über 60 Prozent gekommen. Aber die Voraussetzungen in diesem Wahlkampf waren selbst für einen etablierten und scheinbar konkurrenzlosen Amtsinhaber, der sich in seinen sechs Dienstjahren viel Respekt erarbeitet hatte, ungewöhnlich. Anstelle von seriösen Gegenkandidaten etablierter Parteien, die im Nationalrat vertreten sind, hatten sich diesmal, bis auf einen Kandidaten der FPÖ, vorwiegend Vertreter von Kleinstparteien sowie parteilose Individualisten zur Wahl gestellt. (…)

Van der Bellen hatte sich den Fernsehduellen ebenso verweigert wie den Elefantenrunden, wofür er auch Kritik erntete, weil er damit den Diskurs Demokratieskeptikern und Demagogen überlassen habe. So war der TV-Wahlkampf dominiert gewesen von Politikern und Newcomern, die über die Entlassung der Regierung, den Austritt aus der EU und die Abschaffung aller Russland-Sanktionen schwadronierten, sich über Covid-Maßnahmen echauffierten und das “Establishment” angriffen. In Zeitungskommentaren war von “Clowns” und “Spaßpolitikern” die Rede gewesen.”

“Le Temps” (Genf):

“In einem Klima der politischen Instabilität wollte Alexander Van der Bellen Sicherheit geben: Seine reflektierten Reden, seine getragene Stimme, seine väterliche Figur erhielten das Vertrauen der Österreicher in deren Institutionen. (…) Auch wenn Alexander Van der Bellen während seiner Amtszeit niemals sein Engagement für den Klimaschutz oder Europa versteckt hat, mischte er sich doch nur selten in die politische Debatte ein, was ihm mitunter auch vorgehalten wurde. Doch es war zweifellos diese seinem Amt innewohnende Distanz, die aus dem früheren Abgeordneten und Grünen-Chef die bevorzugte politische Persönlichkeit der Österreicher gemacht hat. Alexander Van der Bellen wird nicht als ein Politiker wie jeder andere angesehen, und in einem Land, in dem das Vertrauen ins politische Personal erodiert, ist das eine gute Sache.”

“La Vanguardia” (Barcelona):

“Van der Bellen, ein Unabhängiger mit umweltbewusster Vergangenheit, gilt als Symbol der Stabilität angesichts der Inflation, der Energiekrise und anderer Folgen der russischen Invasion in der Ukraine und vermeidet es, mit dieser absoluten Mehrheit in einen zweiten Wahlgang zu gehen. Bei seiner Stimmabgabe am Vormittag in Wien antwortete er auf die Frage der anwesenden Journalisten, ob er genug Energie für weitere sechs Jahre als Staatsoberhaupt habe: “Sonst wäre ich nicht hier. Ich glaube, man unterschätzt die Energie, die einem die Position gibt”.”

(bf/apa)

Titelbild: ZackZack/Christopher Glanzl

Autor

  • Benedikt Faast

    Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.

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