Samstag, April 20, 2024

BMI-Gefallen für Bundespolizeidirektor? – Rätsel um ominöses Schild

Rätsel um ominöses Schild

Ein Hof der Rossauer Kaserne wurde offenbar nach Bundespolizeidirektor Michael Takàcs benannt, wie aus einer parlamentarischen Anfrage hervorgeht. Die SPÖ will wissen, wer das genehmigt hat und ob das Bundesdenkmalamt davon weiß.

Wien, 13. Oktober 2022 | Die historischen Innenhöfe der Rossauer Kaserne haben offenbar jüngst ein neues dekoratives Element erhalten: Wie aus einer parlamentarischen Anfrage des SPÖ-Sicherheitssprecher Reinhold Einwallner hervorgeht, wurde in einem der Kasernenhöfe ein Schild angebracht, das die Freifläche als „Michael Takàcs Hof“ ausweist, benannt nach dem frisch gebackenen Bundespolizeidirektor. Das berichtete die Tageszeitung „Kurier“ am Mittwoch.

Teil der Kritik Einwallners: Das Schild ist in Farbe und Gestaltung nicht von der üblichen Straßenbeschilderung in Wien zu unterscheiden: ein dunkelblauer Grund, darauf ein weißer Rahmen, in dem zunächst der Wiener Bezirk ausgewiesen ist – in diesem Fall der neunte – und dann die Ortsbezeichnung steht.

Festgeschraubt

Die Tafel dürfte im Rahmen von Feierlichkeiten angebracht worden sein, wie ein Foto vermuten lässt, das der Anfrage beiliegt. Auf dem Foto ist auch zu sehen, dass das Schild offenbar mit dicken Schrauben an der Ziegelfassade befestigt wurde. Deshalb möchte Einwallner wissen, ob für die Anbringung eine Genehmigung vom Bundesdenkmalamt eingeholt wurde und ob dabei Schäden am denkmalgeschützten Gebäude entstanden sind.

Eine Entscheidung für Straßenbenennungen muss normalerweise über diverse offizielle Stellen laufen. Einwallner will daher wissen, wer die Anbringung des Schildes genehmigte und wer etwaige Anträge dazu einbrachte. Er fragt auch: “Ist es in Ihrem Ministerium Usus, dass Verkehrsflächen nach soeben beförderten Beamt*innen benannt werden?”

“Freche Idee”

Auf “Kurier”-Anfrage sagte Takàcs, er habe das Schild zum Abschied geschenkt bekommen. Er ist sei 1. Juli Bundespolizeidirektor – übrigens eine neu geschaffene Stelle – und damit die zentrale Anlaufstelle im BMI  für die Landespolizeidirektionen und “Dachorganisationseinheit” der Polizei. Welchen Abschied er konkret meint, bleibt offen.

“Einerseits eine liebevolle, andererseits eine freche Idee”, so Takàcs gegenüber der Zeitung zum Schild. Amtlich sei es nicht, sondern “einfach ein Joke”. Er selbst wisse auch nicht, wer das Schild angebracht hat oder wie das überhaupt geschehen sei.

Das Schild soll laut “Kurier” im August über jenem Parkplatz im Hof angebracht worden sein, auf dem Takàcs immer sein Auto parkte. Die Zeitung zitierte einen Insider, dass das Schild zumindest bis zur Vorwoche noch “an Ort und Stelle” gehangen habe.

Ein Name mit Geschichte

Es ist nicht das erste Mal, dass Michael Takàcs‘ Name in der Öffentlichkeit für Aufregung sorgt. Er spielt eine Rolle in den sogenannten BMI-Chats, die ZackZack ab Jänner 2022 veröffentlicht hat. Im Juni berichtete ZackZack, dass Takàcs 2016 Köpfe rollen sehen wollte – dafür, dass ein Fahndungserfolg der Wiener Polizei nicht dafür genützt worden war, dem damaligen Innenminister Wolfgang Sobotka (ÖVP) eine Bühne zur Selbstinszenierung zu bieten.

ÖVP-verbundener Beamter

Die ÖVP-Verbundenheit von Takàcs ist kein Geheimnis. Er ist ÖVP-Gemeinderat in Groß-Enzersdorf und bekleidete seit 2013 mehrere Funktionen im Innenministerium, unter anderem als Kabinettschef-Stellvertreter. So weit, so potentiell unverfänglich.

Die öffentlich gewordenen Chats zwischen „Taki“ und dem damaligen Kabinettschef Kloibmüller sorgen aber zumindest für Fragen und hochgezogene Augenbrauen. Einwallner von der SPÖ jedenfalls hält in seiner Anfrage fest, es sei befremdlich, dass sich ein „im Dienst stehender Polizist aus dem ÖVP-Umfeld einen Hof widmen“ lasse.

UPDATE: Am 18. Oktober um 14.46 Uhr wurde die fehlerhafte Namensschreibweise “Takács” im Text auf “Takàcs” korrigiert. 

(pma)

Titelbild: GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com / Montage ZackZack

Pia Miller-Aichholz
Pia Miller-Aichholz
Hat sich daran gewöhnt, unangenehme Fragen zu stellen, und bemüht sich, es zumindest höflich zu tun. Diskutiert gerne – off- und online. Optimistische Realistin, Feministin und Fan der Redaktions-Naschlade. @PiaMillerAich
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3 Kommentare

  1. Die Etikette erlaubt es nicht, dass ein adeliger eine Tafel montiert. Fürderhin dürfte er nicht einmal sein eigenes Grab schaufeln, denn auch das Graben ist adeligen, seligen, gesalbten untersagt. So bringen wir ihm gebührenden Respekt entgegen. Lang lebe Taki der Erste. Der König ist das lebendige Gesetz. Verneigt und huldigt eure Majestät.

  2. Zur persönl. abgenötigten Lustabfuhr als Ode an’s System… (hinwi..en derf’ i net schreib’m… #sch)

  3. Im Artikel beschriebener ist eine der hässlichsten Ausgeburten der schwarzen Borgata. Aufgrund seiner Veranlagung (bedingungsloser Gehorsam gegenüber seinen Herrn, bereit jede (auch illegale) Order durchzuführen, würde auch seine Mutter auf Befehl verschachern…) ist selbiger prädestiniert, als Soldat in oberen Managementfunktion seiner Familie bedingungslos zu dienen. Interessant wäre auch eine Überprüfung seiner von der Familienakademie erworbenen Titel…
    Es muss dringend heller werden!

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