Donnerstag, April 25, 2024

Owsjannikowa mit Tochter aus Russland geflohen

Die durch ihren Live-Protest gegen den Militäreinsatz in der Ukraine bekannt gewordene Fernsehjournalistin Marina Owsjannikowa ist mit ihrer Tochter aus Russland geflohen.

Moskau/Kiew, 17. Oktober 2022 | “Owsjannikowa und ihre Tochter haben Russland verlassen”, sagte ihr Anwalt Dmitri Sachatow am Montag. “Sie sind jetzt in Europa. Es geht ihnen gut.”

Internationale Bekanntheit erlangte die Mitarbeiterin des russischen Staatsfernsehen im März. Dort hatte sie in einer Live-Sendung ein Protestplakat gegen den Krieg in die Kamera gehalten. Darauf stand: “Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen”. Dafür bekam die bis dahin als linientreu geltende Redakteurin weltweit Anerkennung. In Russland wurden Geldstrafen gegen sie verhängt. Nach der Aktion lebte sie zwischenzeitlich im Ausland und berichtete für die deutsche Zeitung “Welt”.

Vor ihrer Flucht ins Ausland hatte Owsjannikowa nach Angaben ihres Anwalts die Wohnung verlassen, in der sie in Russland unter Hausarrest stand. Owsjannikowa werde sich zu einem späteren Zeitpunkt öffentlich zu ihrer Flucht äußern, “aber im Moment ist es nicht sicher”, sagte Sachatow.

Vor zwei Wochen war Owsjannikowa in Russland auf eine Fahndungsliste gesetzt worden, was darauf hindeutete, dass die 44-Jährige untergetaucht war. Gegen Owsjannikowa war im August wegen der “Verbreitung von Falschinformationen” über die russische Armee Anklage erhoben worden. Ihr drohen bis zu zehn Jahre Haft. Ein Moskauer Gericht stellte die Journalistin unter Hausarrest, der bis zum Beginn ihres Prozesses dauern sollte. Sie durfte auch keine Kommunikationsmittel nutzen.

(bf/apa)

Titelbild: NATALIA KOLESNIKOVA / AFP / picturedesk.com

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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8 Kommentare

  1. Die Russen haben sicher nicht mit diesem Wiederstand der Ukrainer gerechnet. Der Appetit auf weitere Länder haben sie V. Putin damit richtig verdorben. Die NATO ihrerseits würde die russische Armee in einer Auseinandersetzung schneller platt machen als die USA und ihre Verbündeten die irakische Armee 1991.
    Und sobald der Konflikt vorbei ist, wird es ganz interessant mit Reparationen und Schadensansprüchen.
    Aktuell wurden ca. 350 Milliarden russische Devisen eingefroren. Das ist dann schon mal eine Anschubfinanzierung für den Wiederaufbau der Ukraine.
    Wenn Russland für den Angriffskrieg gegen die Ukraine und
    auch noch für den Abschuss der Malaysian Airlines-Maschine zahlen muss, sind sie komplett pleite.

  2. Es gibt viele Möglichkeiten die Ukraine zu unterstützen und alle sollten genutzt werden.
    Die Zeit arbeitet für die Ukraine. Die Russen werden sich im Winter in grosser Zahl ergeben. Denn beim Rückwärtsgang droht Ihnen Haft oder gar der Tod. Bleibt also nur sich dem Feind zu ergeben, um wieder satt, trocken und warm zu werden.

  3. Eine wirklich gute Nachricht. So gerät sie auch nicht in Gefahr ihre wirklich sehr beeindruckende Courage noch zu bereuen.

  4. Flucht? Wenn man Sie hätte halten wollen, dann hätte sie nach der Aktion keine Auslandsreisen gemacht und dann wäre der etwas penible russische Grenzübertritt nicht ganz so einfach gewesen. Aber für eine Schlagzeile für eindimensional erwartungshungrige Leser reicht es.

    • Sie freut es nicht dass sie und ihre Tochter außer Gefahr sind? Oder vertretens gar die Meinung dass sie keine Konsequenzen zu erwarten gehabt hätte da Putin und sein Regime ja so kritikfähig sind.

      • Ich kritisiere das Medium mit der untertänigsten Verbeugung vor dem Meinungsdiktat.
        Der Dame wünsche ich alles Gute und bewundere Sie für ihren Mut. Sie wird sicher auch für uns eine Bereicherung sein, weil Menschen, die in Zeiten wie diesen eine eigene Meinung haben und sich gar trauen die auch öffentlich kundzutun, sind auch im Westen mittlerweile sehr selten.

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