Freitag, April 19, 2024

Meinl V. haftet persönlich für Schaden von Meinl-Bank-Kunden

Julius Meinl V., der ehemalige Vorstand der mittlerweile in Konkurs befindlichen Meinl-Bank, haftet persönlich für den Schaden eines früheren Kunden der Bank.  Es ist das erste Mal, dass in Österreich ein Manager persönlich für den Schaden an einem Kunden seines Unternehmens belangt wird.

Wien, 27. Oktober 2022 | Das Oberlandesgericht (OLG) Wien bestätigt damit rechtskräftig ein Urteil des Handelsgerichts, wie die Tageszeitung “Die Presse” (Donnerstagsausgabe) schreibt. Es sei das erste Mal, dass in Österreich ein Manager persönlich für den Schaden an einem Kunden seines (früheren) Unternehmens belangt wird, so die Zeitung.

Anleger klagte

Das Verfahren gegen das Finanzinstitut an sich wurde unterbrochen, nachdem die Meinl Bank, die sich zuletzt Anglo Austrian Bank nannte, in Konkurs gegangen war. Ein Anleger, der Zertifikate von der 100-Prozent-Tochter Meinl European Land (MEL) mit Sitz auf der britischen Kanalinsel Jersey gekauft hatte, fühlt sich von einer Werbebroschüre falsch informiert. Er habe geglaubt, in sichere Immobilien zu investieren. In Wirklichkeit repräsentierten die Zertifikate aber Aktien der MEL. Der Geschädigte zahlte insgesamt 62.466,19 Euro, wovon er 20.000 Euro in Form von Dividenden wiedersah. Der Rest ging infolge der Finanzkrise 2007 verloren. Die Differenz klagte der Mann nun ein.

Dass die Zertifikate vor der Krise an Wert zulegten, lag nicht an steigenden Immobilienpreisen, sondern an Rückkäufen durch die MEL. Diese sprach beispielsweise im Februar 2006 in einer Ad-hoc-Meldung von einer Überzeichnung der Zertifikate. In Wirklichkeit hatten andere Gesellschaften mit Geldern der MEL die Titel kaufen müssen, um eine vollständige Platzierung zu erreichen. Das Gericht hielt nun fest, dass Meinl von der Gefahr eines Totalverlustes wusste und ihm zugleich bekannt war, dass die Broschüre “schönfärberisch” gestaltet war. Zudem sei auch massiv mit dem Familiennamen des Geklagten geworben worden, weshalb er nicht nur als Vorstandsvorsitzender sondern auch persönlich betroffen sei.

(bf/apa)

Titelbild: Roland Schlager / APA / picturedesk.com

Benedikt Faast
Benedikt Faast
Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.
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15 Kommentare

  1. tatsächlich hatten die anderen gesellschaften die papiere kaufen MÜSSEN, damit sie dann ihren verwaltungskunden, die zb konservativ veranlagt werden hätten sollen, volle wäsche untergemischt werden konnten, da der prospekt ja so schwammig war. als ich mit diesem produkt zum ersten mal konfrontiert worden war – bin ich aus dem lachen überhaupt nicht rausgekommen und mir war sofort klar, warum es eine feindliche übernahme der epicon investment ag gab. die hatten nämlich die dachfonds erfunden und vor allem die, die für die rückdeckungen der pensions-/abfertigungsrückstellungen zugelassen waren…. ohne worte wieviel volumen da in die kundenportfolios reinliefen…. UND der J5 hatte damals schon 150 mio kaution hinterlegen dürfen (über eine liechtensteiner partie) UND konnte im aufsichtsrat der epicon sitzen – wie geil ist das denn – und dann kamm noch der KGH ins spiel… noch geiler und die yachtausflüge und und und lang is hoit her

  2. Endlich mal ein Urteil. das allen Konsumentinnen und Kaffeetrinkerinnen zu Gute kommt!
    Julius braucht Cash! Daher jetzt im Angebot: Ganze Bohne oder Gemahlen
    .Julius Meinl
    ..Präsident
    ….500g…
    Statt 8,99
    ..Nur 4,99

  3. Selbiger ist einer prominenter Vertreter der white-collar crime. Das schwarze Schaf der prominenten Familie, seine Vorgänger würden sich im Wissen ob seines Gebahrens im Grabe umdrehen…
    Es muss immer heller werden!

    • Die FMA ist nicht für Betrug zuständig Siehe Skandal Urteil OGH bei AvW Betrug als die FMA es jahrelang nicht verfolgte… AvW Urteil war wohl “Wunsch” von XXXL Lutz Minister Schelling.

      • pardon – aber die FMA ist sehrwohl für die wertpapieraufsicht zuständig und da gehört auch kapitalmarktprospektlesekompetenz dazu. und bei AvW gings um ganz anderen anlegerbetrug als beim MEL! noch interessanter die AVISscheisse – wo sich die FMA für unzuständig erklärte. https://www.derstandard.at/story/1990136/amis-fonds-in-schwierigkeiten UND bsonders interessant: WER war da immer von der finanzprokuratur im amt – und warum bringt sich diese person mit ihrem fachwissen nicht merkbarer ein – sondern bsonders diskret und ganz sicher nicht für die bürger – sondern fürs amt. bürger heissen bürger, weils für den irrsinn bürgen. drum gibts bundesanleihen und keine bundesaktien. weil sonst würd der bürger echte dividenden kriegen und seis in form von kinderbetreuungsplätzen

        • Peschorn, Müller und der damalige Justizminister.
          Diese Herrn wurden von Herrn VdB alls unabhängige Expertenregierung eingesetzt.
          Wann wird das endlich ein Thema und endlich auch ein Vorwurf an VdB?
          Die Wahlen sind doch vorbei, dann könnte man ihn ja mit solchen Themen nun konfrontieren?

        • Unfassbarer Artikel des Standard über diese FMA
          Der Herr Müller ist wohl eine der steuerberen Zentralfiguren des Systems, welches natürlich auch international tätig und bestens vernetzte ist?

      • Ja gut erkannt.
        Aber hat das irgendetwas politisch ausgelöst?
        Wer ist dann für das zuständig? (Ich meine natürlich die Opfer aus den Bankenskandalen – die Konsumentenschützer? – Wenn ja, wo blieben dann diese bisher? Warum kein Massenklagen dort?)

  4. Das ist wirklich ein Unikum. Normalerweise kommen die Steuerzahler für Schäden auf, die auf Finanzmärkten entstehen.

    • Wurde mit AvW Skandal gesetzlich beendet… Egal ob FMA Schuld hat oder nicht.
      Somit: Geld investment in Österreich ist wie ein Gang ins Casino. Glücksspiel.

      • casino? du bist lustig! da gehts ehrlicher zu. weil spiel/wettschulden sind ehrenschulden. doch nicht im ernsthaften treiben auf kapitalmärkten – vor allem in österreich höhö this is part of the game! in den alten piefkemärchen werden die österreicher als diebisches zwergvolk am rande der alpen benamst …. in der schweiz wurde mir sofort kund getan, dass hinterm arlberg der balkan anfangt…. in KLOburg wurden manche zum gespött, weil sie keine schwarzgeldreserven haben/hatten hehe wie geil ist das denn?

    • die politiker sind genauso steuerzahler und meist in der 50% stufe. denen sind wohl ihre steuerleistungen gänzlichst blunzn. oder doch nicht. drum reisens dann viel im ausland ummadum und hoffen auf 183 tage-regeln hehe dann hast echt mehr brutto vom netto….

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