Donnerstag, April 25, 2024

Ein Sieg der Redaktionen – Kommentar

Kommentar

Die Teil-„Rücktritte“ von Nowak und Schrom zeigen: Öffentlicher Druck bei Missständen ist nie sinnlos. Redaktionen können sich gegen Verhaberung und Message Control wehren. Ein erster Schritt ist getan, weitere müssen folgen.

Benjamin Weiser

Wien, 07. November 2022 | Noch ist nicht klar, wie weit die Teil-„Rücktritte“ von Rainer Nowak („Die Presse“) und Matthias Schrom (ORF2) gehen werden. Es gibt intern teils immer noch Diskussionen, Schrom scheint noch um seine Zukunft im ORF zu kämpfen. Für Donnerstag ist eine erneute Redaktionsversammlung angesetzt. Was man schon jetzt sagen kann: Auf Dauer sind beide nicht haltbar.

Bis Montagvormittag waren Nowak und Schrom zwei der mächtigsten Medienzampanos in Österreich. Sie waren weniger Journalisten als „federnde Tänzer auf dem Parkett“, wie „Kleine“-Chef Hubert Patterer es eher wohlwollend ausdrückte. Jedoch ist das Parkett der Macht nicht das, auf dem Journalisten tanzen sollten. Sie sollten vielmehr den Gründen nachgehen, wer dort umherirrt und warum der eine oder andere ausrutscht. Nowak und Schrom sind aber selbst aufs Parkett gefallen, ihre eigenen Chats waren die Schleimspur.

Öffentlicher Druck bringt immer etwas

Doch sie wären beide nicht zur „Seite getreten“, wenn der öffentliche Druck nicht so hoch gewesen wäre – vor allem aus den eigenen Reihen. Es ist noch kein Ende der Message Control. Und es ist auch noch lange kein Ende der Verhaberung zwischen Politik und Medien. Aber es ist eine Kampfansage.

Von den betroffenen Medienhäusern ist der ORF derjenige Tanker, der bislang am besten mit der Chat-Affäre in den eigenen Reihen umgegangen ist. Dass sich ein Chefredakteur in der ZIB2 am Sonntag stellen muss, ist mutig – und nicht selbstverständlich. Auch der geistesgegenwärtige Redaktionsrat hat richtig reagiert und im Vorfeld der Redakteursversammlung vom Montag gut kommuniziert.

Die Styria-Spitze wiederum hat eher keine Bella Figura gemacht. Gewiss kann man den vermeintlichen, temporären Freibrief von CEO Markus Mair als Rutsche für „Presse“-Multichef Nowak werten, der diese jetzt auch heruntergerutscht ist. Elegant war’s nicht, denn Nowak bleibt offenbar Geschäftsführer. Bei der „Presse“ gilt allerdings wie beim ORF: Hätte sich die Redaktion nicht so vehement gegen die Zustände im eigenen Haus gewehrt, wäre vielleicht nichts passiert.

Grasl taucht durch

Die Frage ist: Was ist mit dem „Kurier“? Auch dort gibt es gute Leute, die sicher keine Lust auf ein „Weiter so“ haben. Die keine Lust haben, ihre Unabhängigkeit wegen der unverblümten Regierungsnähe ihrer Chefredaktion dauerhaft preisgeben wollen.

Natürlich stammen die Chats von Richard Grasl aus seiner Zeit beim ORF. Doch färbt das auch auf den „Kurier“ ab. Es ist ja kein Geheimnis, dass die Zeitung während der Kurz-Jahre politisch voll auf ÖVP-Linie war. Ob das allen Redakteurinnen und Redakteuren so gut gefallen hat (oder gefällt), ist höchst fraglich.

Auf „Standard“-Nachfrage reagierte Richard Grasl trocken auf die Vorhalte in den Chats. Von Einsicht keine Spur. Bis jetzt.

Titelbild: ZackZack / Crhistopher Glanzl

Ben Weiser
Ben Weiser
Ist Investigativreporter und leitet die Redaktion. Recherche-Leitsatz: „Follow the money“. @BenWeiser4
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77 Kommentare

  1. Die Frau Salomon vom Kurier ist schon längst überfällig. Wie sich die an die ÖVP anbiedert ist ja fast schon eine Nötigung.

  2. Sind oder waren das nun wirklich Qualtitäsmedien wie gestern der ZIB 2 Moderator zu sagen pflegte.
    Was aber ist die Qualtiät?
    Meiner Meinung nach sind das mindestens aber keine Aufdeckermedien mehr, sondern pure Zudeckermedien. Vielleicht hat er ja diese Qualtität gemeint?

  3. Es sei an dieser Stelle PP und ZZ herzlich für die wichtige Aufklärungsarbeit gedankt. Wichtig wird es auch sein weiter zu verfolgen, was aus den einstweiligen “Sidegestepten” wird. Selbst wenn kompromittierte Akteure ausgewechselt werden sollten, ist selbiges noch lange kein Garant dafür, dass die gut eingeübte und faule Praxis mit neuer Crew nicht fortgeführt wird…
    Es muss immer heller werden!

  4. Von einem Sieg der Redaktionen zu schreiben, finde ich ein bisschen überhöht.
    Was wurde gewonnen?
    Es wird sich zeigen, ob sich die kritischen Journalisten vermehrt getrauen, ihre spitzen Federn zu schwingen.
    Ich getrauen mich die Prognose abzugeben, das sich nichts ändern wird, zu mächtig ist das Geld, was da dahinter steht.

    Für ein geglücktes Leben

      • Ich würde meinen, die Konzentration des Geldes und somit der Einfluss auf die Medien, liegt schon eine geraume Zeit zurück.
        Ich möchte nur auf die vielen Steuer-Paper’s (zB Pandora usw) verweisen, die innerhalb weniger Tage aus den Medien verschwunden sind.
        Die Gedenkstätte der Journalistin auf Malta, an der ich in Demut verweilen dürfte.
        Aber eines ist mir gewiss, auch diese Konzentration des Geldes wird sich einmal auflösen.

        Für ein geglücktes Leben

  5. Die zackzack-user kennen sich ja aus: ist der Herr Grasl nicht der aufrechte und moralisch einwandfreie Mann, der vor 2 Jahren mit einem Motorboot besoffen am Wörther See einen Freund totgefahren hat? Bitte um Aufklärung, danke!

        • Herzlichen Dank für die Auskunft! Ich habe das Gerücht einmal gehört, aber dann war tiefstes Schweigen, kein Laut über diese “besoffene Gschicht” (diesmal NICHT Ibiza, sondern traurig wahr)! Und dieses verkommene Subjekt will jetzt wieder groß auf den Tisch hauen mit Moral und Anstand? Vergessen wir nicht, er wollte sogar einmal ORF-Generalintendant werden und wäre es um ein Haar geworden!

          • Rechtskräftig als Totschläger verurteilt. Einer Haft konnte er durch die Arbeitsbescheinigung beim Kurier via Fußfessel entgehen. Ich behaupte: Wir hätten Jahre unbedingt bekommen. Und ich vermute, man hätte uns den Vorsatz zugeschrieben. Vorsätzlich alkoholisiert und so..

  6. Die Presse (Leitartikel Nowak 2016)
    Klare harte Haltung, sachlicher diplomatischer Ton: So muss Österreichs Strategie in der Flüchtlingsfrage sein. Dann würden wir etwas bewegen.

    Es war ein bemerkenswerter TV-Auftritt. Sebastian Kurz gelang am Sonntagabend in der ARD-Diskussionssendung von Anne Will ein Drahtseilakt: Er erklärte Österreichs harte Position in der Flüchtlingsfrage durchaus stringent, aber ohne jenen aggressiven, emotionalen Ton anzuschlagen, den wir von Populisten, im deutschen Fernsehen zuletzt leider auch von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner, kennen.

  7. „Warum vertuscht ihr denn diesen Skandal?“
    Warum wir den Namen eines prominenten Beschuldigten im Fall eines tödlichen Bootsunfalls nicht nennen
    (Florian Klenk Falter 2017)

  8. Die nazis bezeichneten gegner als ungeziefer, das ausgemerzt werden müsse.
    ein orf angestellter, der von meinen gis beiträgen bezahlt wird, bezeichnet sozialisten als zecken.
    sieht wer einen unterschied? ich nicht.
    weg aus allen öffentlichen posten mit ihm.
    mir ist speiübel.

  9. Kommt ein Redakteursaufstand im Kurier?
    Der Kurier-Redakteursausschuss protestiert gegen eine Geschichte, die Online-Chef Grasl vor zwei Wochen geschrieben hatte.

  10. Lauter feine Menschen:
    Flaschenweise Wein, Bier, Gin Tonic und Rum auf Ex. Dass der im Bootsdrama wegen grob fahrlässiger Tötung schuldig gesprochene Unternehmer (46) aus Niederösterreich danach nur 0,882 Promille im Blut hatte, grenzt fast an ein Wunder.

    Der Familie des Opfers, Manfred Schroll, ist wichtig festzuhalten, dass der Getötete keine Schuld am Unfall trägt. Die Veröffentlichung der Urteile soll genau das zeigen. Denn der Hauptangeklagte hatte im Erstprozess und der Berufungsverhandlung behauptet, dass Schroll ins Lenkrad gegriffen habe. Eine Behauptung, die vor Gericht nicht zu halten war.

    • und, die vp hat ihn wieder mit offenen armen aufgenommen.
      als was kann man diese schwarzen brüder bezeichnen, ohne eine ehrenbeleidigungsklage zu riskieren?

      • Als
        *korrupte
        *zersetzende
        *sektenähnliche
        *gefährliche
        Vereinigung, die nach dem
        Par. 278a StGb
        Be- und VERURTEILT werden sollte.

        Für alle og. Charakteristika kann der Wahrheitsbeweis mit Leichtigkeit erbracht werden.

        I hope that helps.

  11. Sobotka muss zu Wörthersee-Unfall Rede und Antwort stehen
    Parlamentarische Anfrage zu Bericht über “Ministerweisung”, die es laut Innenminister und Polizei nicht gegeben hat (wer war damals wohl dabei?)

    Renate Graber /Standard
    8. September 2017, 22:30

  12. Wenn die Medien von der ÖVP gesteuert und mit unseren Steuergeldern dafür bezahlt wurden, dann müssen doch auch die österreichischen Medien schon lange zu Huren der Reichen mutiert haben?

  13. Schrom ist bisher nur in den Urlaub gegangen, sonst gar nichts.

    Deutlichere Konsequenzenzen müssen da noch unbedingt folgen.

  14. Vielleicht, aber nur Vielleicht, denken öster. Journalisten etwas um und versuchen , wie Zackzack, unabhängigen Journalismus.
    Es wäre sehr zu hoffen.

    • Ja die große Frage dazu ist, wann werden die österreichischen Medien wieder solche Medien sein, wie man sie vor vielleicht zwanzig Jahren kannte und wie man sehr lange nicht glauben konnte und wollte, dass es diese so nicht mehr gibt?

  15. Bin schon neugierig, wann es den Adabei Rainer vom Profil trifft. Wegen dem mein Profilabo gekündigt.

    • Das Maß war schon lang überg ‘gschwappt, sonst hätte er ja nicht das arme Opfer am Gewissen…

  16. Einsicht hat noch niemand gezeigt. Entschuldigungen betreffen (Jahre zu spät!!) den “Eindruck”, den die Chats hinterlassen, nicht die Chats selbst, nicht die Interventionen und Schleimereien. Nicht die Übernahmeunterstützungen.

    Österreich war auf Umbau zur faschistischen Republik getrimmt. Und DIESE und noch viele andere Journalist:innen haben daran mitgearbeitet und geholfen! Und das ist untragbar für eine Demokratie. Bis heute gibt es keine Eingeständnisse, welche demokratiepolitische Verheerung angerichtet wurde. Von Journalist:innen nicht und von Politiker:innen nicht.

    • Sagen Sie, nur so aus Interesse:
      Stehen Sie auf öffentliche Auspeitschungen?
      Aus Ihrem gestrigen (ähnlichen) link, ebenfalls ohne Warnung und den daraus resultierenden ho. Reaktionen, nichts gelernt?

        • Chère Madame, da handelt es sich um ein Missverständnis:
          Meine rhetorische Frage bezog sich auf die Tatsache, daß wolfi schon gestern einen Photolink ho. veröffentlichte, dessentwegen ich ihm (in meinem Horror) eine öffentliche Auspeitschung als “gelindes Mittel” angedroht hatte.

          • Hab ich schon verstanden. Ich hab eben die Bilder bzw. die abgebildeten Feschak gemeint. Was wollen Sie für eine Warnung? “Vorsicht schöne Menschen”?
            ^^

    • Danke😂Hanni im Lodenjanker, mit Hammer und Sichel! Der St. Pöltner Adler sprengt noch alle Ketten. Immerhin, die Hose hat sie schon voll! Das gespendete Dirndlkleid fehlt ihr!

  17. So ist es Herr Weiser. Was mir in diesem Zusammenhang völlig fehlt, ist der Beginn der Aufarbeitung betreffend Mitwirkung der bekannten korrupten Medien bei der Verbreitung zahlloser lebensgefährlicher Lügen über die “sicheren Zwangsimpfungen” gegen Covid. Dass die durchaus bekannten Medien nicht unabhängig sind, ist jedenfalls keine Überraschung. Das halbherzige “Köpferollen” beim zwangsgebührenfinanzierten Grünfunk und der Presse ist in Wahrheit ein Blendwerk, die wirklichen Bomben kommen erst noch…..

    • In der ÖVP ist mittlerweile der Hotspot der Korruption lokalisiert worden. In dieser Partei kennt mittlerweile jeder einen, der durch die Korruption positiv vorangekommen ist. In diesem Fall nützen tatsächlich auch Impfungen nicht!

      • Was vielleicht(!) hülfe, ist die

        *komplette Pulverisierung dieser mafiösen Vabrechapartie, *Fernhaltung von den Sautrögen für MINDESTENS 2 Perioden
        *mit nachfolgender Neugründung durch UNBELASTETE Personen, sollten die in irgendeinem Winkel zu finden sein.
        I highly doubt it.

  18. Und jetzt stelle man sich vor, welch Druck auf die Politik gemacht würde, gäbe es nicht Inseratenaufträge im 100te-Millionenbereich. Da wäre vieles in den letzten Jahren aufgeflogen oder gar nicht passiert.

    • Wieder darf ich an dieser Stelle die Frage anbringen und wie viele Opfer gab und gibt es daraus und welche weiteren Schäden?

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