Nach Chats
Eine Redaktionsversammlung am Donnerstag hat die Forderung nach einer Neuausschreibung aller drei Newsroom-Chefredakteursposten hervorgebracht.
Wien, 11. November 2022 | Die Redakteure des ORF reagieren auf die Chat-Affäre rund um den zurückgetretenen ORF2-Chefredakteur Matthias Schrom. Sie fordern eine Neuausschreibung der drei Chefredakteursposten im multimedialen Newsroom. Aber nicht nur das wurde in einer Versammlung am Donnerstag beschlossen.
Redakteure: Stiftungsrat darf bei Posten nicht mitreden
“Die Ereignisse der vergangenen Tage haben die Glaubwürdigkeit des ORF massiv erschüttert. Daher muss jetzt alles unternommen werden, das Vertrauen unseres Publikums wieder zurückzugewinnen”, heißt es in der Resolution wörtlich. Das gehe nur, wenn man die Chat-Affäre “transparent und öffentlich” aufarbeite. Die Ausschreibungen und Neubesetzungen für die Chefredakteursfunktionen sollten jetzt “möglichst rasch erfolgen”.
Die Ausschreibung müsse unabhängig und extern begleitet und die Bestellung frei von politischer Einflussnahme im Konsens mit der Redaktion getroffen werden. “Wünsche und Begehrlichkeiten aus dem Stiftungsrat dürfen bei diesen Besetzungen keine Rolle spielen”, heißt es. Den Rücktritt von Schrom begrüßen die ORF-Journalisten.
Schrom stolperte über Chats mit Strache
Dieser tauschte sich 2019 als ORF2-Chefredakteur mit Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zur inhaltlichen Ausrichtung der ORF-Berichterstattung und Personalwünschen der FPÖ aus. Strache missfiel ein “ZiB24”-Bericht. Schrom reagierte darauf mit Zustimmung: “Das ist natürlich unmöglich.”
Zur inhaltlichen Ausrichtung der ORF-Sender schrieb er: “Es ist schon bei uns genug zu tun und jeden Tag mühsam, aber langsam wird’s, und die, die glauben, die SPÖ retten zu müssen, werden weniger.” In der Folge ging es in dem Chat auch um zwei Personalwünsche vonseiten der FPÖ in Richtung ORF.
TV soll eigenes Medien-Magazin bekommen
Auch wird die Einführung eines regelmäßigen Medien-Magazins im TV gefordert. Bisher existiert im ORF lediglich auf “Ö1” ein monatliches Medienmagazin namens “Doublecheck”. Laut “Standard” arbeitet bereits der Satiriker Florian Scheuba an einem Konzept für ein TV-Medienmagazin. Ein solches Format wäre eine wesentliche Plattform für den ORF auch zur selbstkritischen Eigendarstellung, findet Scheuba. Dem Thema wolle er sich über Satire annähern. Am Konzept arbeite er mit der Satireplattform “Tagespresse” und der Rechercheplattform “Dossier”. Ob die Sendung auch realisiert wird, ist fraglich.
(mst/apa)
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