Samstag, April 20, 2024

ORF-Redakteure wollen neue Chefs

Nach Chats

Eine Redaktionsversammlung am Donnerstag hat die Forderung nach einer Neuausschreibung aller drei Newsroom-Chefredakteursposten hervorgebracht.

Wien, 11. November 2022 | Die Redakteure des ORF reagieren auf die Chat-Affäre rund um den zurückgetretenen ORF2-Chefredakteur Matthias Schrom. Sie fordern eine Neuausschreibung der drei Chefredakteursposten im multimedialen Newsroom. Aber nicht nur das wurde in einer Versammlung am Donnerstag beschlossen.

Redakteure: Stiftungsrat darf bei Posten nicht mitreden

“Die Ereignisse der vergangenen Tage haben die Glaubwürdigkeit des ORF massiv erschüttert. Daher muss jetzt alles unternommen werden, das Vertrauen unseres Publikums wieder zurückzugewinnen”, heißt es in der Resolution wörtlich. Das gehe nur, wenn man die Chat-Affäre “transparent und öffentlich” aufarbeite. Die Ausschreibungen und Neubesetzungen für die Chefredakteursfunktionen sollten jetzt “möglichst rasch erfolgen”.

Die Ausschreibung müsse unabhängig und extern begleitet und die Bestellung frei von politischer Einflussnahme im Konsens mit der Redaktion getroffen werden. “Wünsche und Begehrlichkeiten aus dem Stiftungsrat dürfen bei diesen Besetzungen keine Rolle spielen”, heißt es. Den Rücktritt von Schrom begrüßen die ORF-Journalisten.

Schrom stolperte über Chats mit Strache

Dieser tauschte sich 2019 als ORF2-Chefredakteur mit Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zur inhaltlichen Ausrichtung der ORF-Berichterstattung und Personalwünschen der FPÖ aus. Strache missfiel ein “ZiB24”-Bericht. Schrom reagierte darauf mit Zustimmung: “Das ist natürlich unmöglich.”

Zur inhaltlichen Ausrichtung der ORF-Sender schrieb er: “Es ist schon bei uns genug zu tun und jeden Tag mühsam, aber langsam wird’s, und die, die glauben, die SPÖ retten zu müssen, werden weniger.” In der Folge ging es in dem Chat auch um zwei Personalwünsche vonseiten der FPÖ in Richtung ORF.

TV soll eigenes Medien-Magazin bekommen

Auch wird die Einführung eines regelmäßigen Medien-Magazins im TV gefordert. Bisher existiert im ORF lediglich auf “Ö1” ein monatliches Medienmagazin namens “Doublecheck”. Laut “Standard” arbeitet bereits der Satiriker Florian Scheuba an einem Konzept für ein TV-Medienmagazin. Ein solches Format wäre eine wesentliche Plattform für den ORF auch zur selbstkritischen Eigendarstellung, findet Scheuba. Dem Thema wolle er sich über Satire annähern. Am Konzept arbeite er mit der Satireplattform “Tagespresse” und der Rechercheplattform “Dossier”. Ob die Sendung auch realisiert wird, ist fraglich.

(mst/apa)

Titelbild: HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com

Markus Steurer
Markus Steurer
Hat eine Leidenschaft für Reportagen. Mit der Kamera ist er meistens dort, wo die spannendsten Geschichten geschrieben werden – draußen bei den Menschen.
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18 Kommentare

  1. Ich war leitender Mitarbeiter eines Privatraios. Aber ich bin trotzdem für ein ordentlich funktionierendes duales Mediensystem bei den elektronischen Medien (Hörfunk, TV, Internet&Social Media). Der öffentlich-rechtliche Bereich ist aus zwei Gründen wichtig:
    1. Im privaten Bereich können Eigentümer von heute auf morgen ihren Betrieb verkaufen, mit Schließung drohen – wie einst Mateschitz – wenn ein Betriebsrat geründet weren soll, Mitarbeiter:innen können im privaten Bereich mit wirtschaftlichen Argumenten unter Druck gesetzt werden, zugunsten eines Unternehmens oder einer Person zu berichten.
    2. Der öffentlich-rechtliche Bereich bietet nach wie vor die qualitativ beste Ausbildung an.
    Aber: Nur wenn jene Gremien des ORF, die die tatsächlichen Eigentümer repräsentieren – nämlich uns Beitragszahler – künftig anders, nämlich wirklich repräsentativbestellt werden, verdient der ORF diese Ausnahmestellung. Der ORF gehört UNS

  2. Ich hoffe doch, dass auch Herr Günter Mayr von der Wissenschaftsredaktion ausgetauscht wird, der im letzten Winter mindestens einmal wöchentlich so auf die Ungeimpften verbal eingedrochen hat, dass er kaum mehr Luft bekam und schon seine Krawatte lockern musste. Dieses absurde Verhalten hat Mayr auch noch beibehalten, als bereits allgemein bekannt war, dass die Impfung weder vor einer Erkrankung noch vor einer Weitergabe einer Infektion schützt. Hoffentlich kommt noch auf, mit wem Herr Mayr im Winter 21/22 so gechattet hat ….

  3. Jetzt wurden zwei Marionetten ausgetauscht und ist anzunehmen, dass selbige gut versorgt werden. Am faulen und korrupten System hat sich noch gar nichts geändert…
    Es muss aber dringend heller werden!

      • Lieber Schoerky, ich würde vorschlagen, dass alle angestellten Journalisten eines Mediums, in freien und geheimen Wahlen, den von der Belegschaft gewünschten Chefredakteur kühren dürfen sollten.
        Damit wäre der parteipolitische Einfluss auf ein Minimum reduziert…
        Es muss dringend heller werden!

      • Ich würde nach dem Ausschlussverfahren vorgehen: Wer in den letzten 10 Jahren Mitglied einer Partei war, kommt für den Publikumsrat nicht infrage.

  4. Dieser völlig überflüssige Stiftungsrat bringt für einen wirklich unabhängigen ORF absolut gar nichts. Ausser politische Einflußnahme der Parteien.

    Die einzig richtige Konsequenz für den ORF wäre:
    SOFORT WEG MIT DEM STIFTUNGSRAT UND SEINEN POLIT PENSIONÄREN!!!

  5. Schafft endlich diesen unsinnigen Stiftungsrat ab. Na los, Grüne was ist mit euch? Lieber ein bisschen mit mauscheln, oder wie?

  6. Der Hessenthaler hätte sich einen Orden verdient und dürfte nicht im Gefängnis sitzen. Ohne Ibizavideo wäre Österreich schon längst tiefer im Korruptionssumf versunken und wir hätten mit Ungarn einen Gleichstand wenn nicht sogar überholt.Ich halte Puls24 für sehr neutral, wahrscheinlich auch deshalb, weil der Sender einer ausländischen Senderkette gehört. Die Deutschen sind da sehr sauber und nicht dermaßen korrupt wie das in Österreich der Fall ist.

    • I sag nur Spendenaffäre ( Kohl). Bevor er Spender nannte, trat er lieber zurück. Die CDU/CSU ist keinen Dreck besser. Dienen sich dem Kapital an wie unsere schwarze Borgota. Der Politische Unwille, diverse Skandale aufzuklären und Transparenz walten zu lassen ist sehr ausgeprägt…….
      Nur wenn es gar nicht mehr anders geht und der Druck steigt….
      Die Deutschen Politiker treten wenigstens zurück wenn gegen sie ermittelt wird, bei uns bleiben sie im Sessel kleben…..
      Das ist zumindest der Eindruck den ich habe.

  7. Das schau ich mir an🤣 Der Stiftungsrat wurde von Schüssel installiert und politisch besetzt, damit genau dieser Stiftungsrat die Posten vergibt und man nicht auf den ersten Blick Regierungsmotive erkennen kann. Genau aus diesem Grund wurde auch Lockl von den Pseudo-Grünen im Sideletter vor der eigenen Basis und der Bevölkerung verschwiegen. Sollten die Agenden des Stiftungsrates nicht im politisch gewohnten “Leistungsumfang” erbracht werden können, wird die Sigi aber böse werden und in ihrer Panik wieder auf die SPÖ draufhau’n.

    • Ich höre die Siegfried schon kreischen und sehe sie schon ihren Finger in Stellung bringen. 😵‍💫

    • Damit war auch die ganze Politik seit dieser Zeit ein schwerer Betrug vor allem dan den Wählern und deren Entscheidungsfindung, denn beim ORF handelt es sich ja um das Leitmedienunternehmen in diesem Land
      Aber auch diese zwischenzeitlich für mich schwer unseglich gewordene EU hat schwere Verantwortung hier zu tragen, denn mit ihr fing das alles erst so richtig an

      • Wir SIND die EU, bitte nicht das Türkisblaubraune Narrativ bemühen “Schuld ist die EU”. Ich persönlich bin froh dass wir drinnen sind, sonst hätten wir bei Schüssel+Haider, Kurz+Strache und jetzt unter der Dollfuß-Mausoleumsregierung gaaanz deppert aus der Wäsche geschaut. So kann man die diktatorischen Alleingänge der Bundeschaoten zumindest zum Teil von der EU einbremsen lassen.

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