In Istanbul explodierte am Sonntag eine Bombe. Die türkische Führung macht militante Kurden dafür verantwortlich. Noch immer befinden sich Opfer in kritischem Zustand.
Istanbul, 14. November 2022 | Bei einem Bombenanschlag auf der beliebten Einkaufsstraße Istiklal Caddesi in Istanbul sind am Sonntag sechs Menschen getötet und mehr als 80 verletzt worden. Behörden zufolge wurden am Montag noch 31 Verletzte im Krankenhaus behandelt, darunter zwei in kritischem Zustand. Die türkische Regierung hat die syrisch-kurdische Miliz YPG aus Nordsyrien für den Anschlag verantwortlich gemacht. Diese ist eng mit der als Terrororganisation eingestuften kurdischen Arbeiterpartei PKK verbunden. Die PKK jedoch hat jegliche Verwicklung in den Anschlag bestritten.
Istanbul und andere türkische Städte sind immer wieder Ziel von politisch motivierten Anschlägen geworden, hinter denen militante kurdische, aber auch islamistische Gruppen steckten. Auf derselben Einkaufsstraße starben 2016 bei einem Bombenanschlag fünf Menschen, 36 weitere wurden verletzt.
46 Festnahmen und ein Geständnis
Die Polizei hat im Zusammenhang mit dem Anschlag 46 Personen festgenommen. Darunter soll laut Polizei auch eine Syrerin sein, die die Bombe platziert haben soll. Bei einer Vernehmung soll sie angegeben haben, von militanten Kurden in Syrien ausgebildet worden zu sein. Der Polizei zufolge hat sie außerdem zugegeben, über die nordsyrische Region Afrin in die Türkei gereist zu sein.
Dem türkischen Innenminister Süleyman Soylu zufolge ist der Befehl für den Anschlag aus der nordsyrischen Stadt Kobani gekommen. Dort hat die Türkei immer wieder gegen die syrisch-kurdische Miliz YPG gekämpft, die von der türkischen Führung als Ableger der kurdischen Arbeiterpartei PKK gesehen wird.
PKK bestreitet Beteiligung
Die PKK bestreitet, in den Anschlag verwickelt gewesen zu sein, und hat erneut betont, sie nehme keine Zivilisten ins Visier. Sie ist international als Terrororganisation eingestuft, anders als die YPG. Die USA arbeiten etwa mit der YPG in Syrien im Kampf gegen den IS zusammen, haben aber formell keinen Kontakt zur PKK.
Wegen der Kooperation zwischen USA und YPG hat Innenminister Soylu Kondolenzwünsche der USA nach dem Anschlag abgelehnt. Er warf Washington erneut vor, „Terrororganisationen“ in Nordsyrien zu unterstützen.
(pma)
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