Bei “Im Zentrum” wurde das fragwürdige Verhältnis zwischen Medien und Politik thematisiert. Die grüne Mediensprecherin fiel mit kuriosen Aussagen auf.
Wien, 15. November 2022 | Die Chat-Affäre rund um den ehemaligen Presse-Chefredakteur Rainer Nowak sowie den Ex-ZiB-Chef Matthias Schrom war am Sonntagabend Anlass für eine “ImZentrum”-Diskussion zum Thema Medien und Politik.
Mit klaren Worten zu den Chats von Matthias Schrom startete ORF-Radiodirektorin Ingrid Thurnher in die Runde. Was da geschehen ist, sei eine „Grenzüberschreitung“ gewesen. Sie habe Schrom allerdings sehr geschätzt.
Der Präsident des Presseclub Concordia und Journalist der „Salzburger Nachrichten“, Andreas Koller, bezeichnete das Problem in Österreichs Medienlandschaft hingegen mit der Struktur im Lande. Medien seien zu einem Teil davon abhängig, ob es von der Regierung Inserate oder eben keine gäbe. Über den Einfluss der Politik auf den ORF nahm er vor allem den Stiftungsrat ins Visier. Dieser sei ein „Skandal“, denn da habe „die Politik die Hand drauf“.
“Verhaberung” kennt man in Deutschland nicht
Mitglied der Chefredaktion der „Süddeutschen Zeitung“ und ehemalige langjährige „Standard“-Chefredakteurin, Alexandra Föderl-Schmid, zeichnete die Unterschiede zu Deutschland auf. Eine Verhaberung zwischen Medien und Politik, wie sie in Österreich der Fall ist, sei in Deutschland undenkbar. Es sei so zum Beispiel ein No-Go, dass ein Chefredakteur eines deutschen Mediums gleichzeitig der Geschäftsführer sei, so wie es bei der „Presse“ in Person von Rainer Nowak war, so Föderl-Schmid. Es herrsche zudem ein gänzlich anderes Verhältnis in Deutschland zwischen Politik und Medien. Die Begriffe “Verhaberung” und “Inseratenkorruption” kenne man dort gar nicht.
Als „Verharmlosung“ bezeichnete hingegen Kabarettist und Kolumnist Florian Scheuba den Begriff der „Verhaberung“, der immer wieder in der Diskussion genannt wurde. Er zitierte etwa den ehemaligen Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, der ihm sagte, dass „Österreich“-Chef Wolfgang Fellner auf ihn zugekommen sei und ihm klar in Aussicht stellte, positive Berichterstattung gebe es nur gegen mehr Inserate. Fellner dementierte in der Vergangenheit etwaige Vorwürfe vehement.
Grüne Mediensprecherin wird derb
Die Grüne Mediensprecherin Eva Blimlinger musste sich hingegen für den ORF-Sideletter, den die Grünen mit der ÖVP neben dem Koalitionsvertrag schlossen und die Aufteilung des Stiftungsrates vorgab, verteidigen. Blimlinger tat dies auf kuriose Weise mit einer derberen Wortwahl. Man hätte das machen müssen, weil sonst die Zeitungen die Grünen als „naive Trottel“ bezeichnet hätten.
Blimlinger wörtlich: „Also hätten wir das alles nicht gemacht, schreiben die Qualitätszeitungen, na gut, die grünen naive Trottel, sag ich jetzt etwas überzeichnet, die sich nicht einmal irgendwie überlegen, wie das mit dem ORF geht, wirklich naiv, lassen sich von der ÖVP über den Tisch ziehen. Wissen nicht wie Medienpolitik geht, schon gar nicht wie ORF-Politik geht.“
Es gebe somit nur zwei Möglichkeiten: „Entweder sind wir die naiven Idioten, oder die korrupten Idioten.“ Das nächste Mal, sollten die Grünen erneut in einer Regierung landen, werde man die Stiftungsratsaufteilung gleich ins Regierungsprogramm schreiben, anstatt in einen Sideletter. Na, immerhin.
(bf)
Titelbild: Screenshot: ORF