Donnerstag, Oktober 3, 2024

Kritisierter »Exxpress« erhält 700.000 Förderung

Die Entscheidung der Digital-Transformationsförderung ist da: “Oe24” kassiert für einen Newsletter 300.000 Euro. Die ÖVP-nahe Website “Exxpress”, die eine vom Presserat als “antisemitisch” eingestufte Karikatur verteilt hat, erhält 700.000 Euro.

Wien, 22. November 2022 | Knapp 53 Millionen Euro schüttet die Medienbehörde RTR in Form der Digital-Transformationsförderung dieses Jahr aus. Am Dienstag wurde bekannt, welche Medien mit der Gießkanne vollgespritzt wurden. Die Förderung, für die reine Online-Medien wie ZackZack nicht berechtigt waren, soll vor Weihnachten noch ausbezahlt werden.

“Oe24” erhält für Newsletter 300.000 Euro

Auf der Webseite der RTR sind die Fördersummen und die jeweiligen Projekttitel ersichtlich. Zu den größten Fördernehmern zählt etwa der Krone Verlag, der für diverse Projekte bei “Kronen Zeitung” und krone.tv insgesamt ca. 4,5 Millionen Euro Förderung erhält. Für den Radiosender Kronehit fließen rund 940.000 Euro. An Russmedia gehen rund 4 Millionen Euro, davon ca. 2 Millionen Euro für die “Vorarlberger Nachrichten”. Der Kurier Zeitungsverlag kommt auf rund 3,9 Millionen Euro. Davon entfallen rund 2,9 Millionen Euro auf den “Kurier” und zugehörige Portale wie k.at oder film.at, 509.000 Euro auf “profil” und 523.000 Euro auf schauTV. Die Moser Holding kommt auf ca. 3,5 Millionen Euro, wobei der Großteil für die “Tiroler Tageszeitung” (2,4 Millionen Euro) fließt.

“Der Standard” kommt auf rund 3,2 Millionen Euro. Die “Salzburger Nachrichten” bekommen 2,8 Millionen Euro. Die Gratiszeitung “Heute” kommt auf rund 2,5 Millionen Euro – ebenso hoch die Fördersumme für die “Oberösterreichischen Nachrichten”. Titel der VGN Medien Holding wie “Woman”, “News” oder “Trend” erhalten insgesamt 2,2 Millionen Euro. Die “Kleine Zeitung” erhält ca. 1,9 Millionen Euro, die ProSiebenSat.1Puls4-Gruppe rund 1,7 Millionen Euro, “Die Presse” ca. 1,6 Millionen Euro. Die Wochenzeitung “NÖN” kommt auf 1,2 Millionen Euro.

Die Mediengruppe Österreich kassiert rund drei Millionen Euro durch die Förderung. Allein 300.000 Euro stellt die Regierung “Österreich” für einen Newsletter zur Verfügung. Der Fernsehsender “oe24.tv” erhält 548.000 Euro.

ÖVP-nahe Website erhält 700.000 Euro

Auch der ÖVP-nahe “Exxpress” wird mit 700.000 Euro bedient. Die Website fiel durch teils kopierte Wikipedia-Artikel und pro-russische Propaganda auf. Zuletzt geriet man wegen einer Karikatur in Kritik, die das Dokumentationarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) als “Bilderrepertoire des Antisemitismus” bezeichnete. Auch der Geschäftsführer des Presserates, Alexander Warzilek, stufte die Karikatur als “diskriminierend und antisemitisch” ein. Die grüne Mediensprecherin kritisierte zudem, dass man sich auf Holocaust-Leugner in Artikel beziehe.

Zwar handelt es sich um eine Website, da aber auch Bewegtbild erzeugt wird, erhält man die Förderung. So bekommt der “Exxpress” 44.000 Euro für eine “Lehrredaktion”. Von wem dort gelernt werden soll, ist aus der Förderung nicht ersichtlich.

NEOS-Kritik an “Exxpress”-Förderung

“Eine dreiviertel Million Euro für ein Medium wie ‘Exxpress’, das antisemitische Karikaturen veröffentlicht, ist ein klares Zeichen einer völlig verfehlten und mutlosen Medienpolitik und das genaue Gegenteil der von ÖVP und Grünen versprochenen Qualitätsoffensive”, reagierte NEOS-Mediensprecherin Henrike Brandstötter auf die Förderentscheidung. Ein “Unding” sei, dass der Geschäftsführer der RTR “freihändig und über die Beiräte hinweg” Förderungen vergeben könne, merkte Brandstötter an und forderte die Veröffentlichung von Begründungen für die Förderentscheidungen.

(bf/apa)

Titelbild: APA Picturedesk

Autor

  • Benedikt Faast

    Redakteur für Innenpolitik. Verfolgt so gut wie jedes Interview in der österreichischen Politlandschaft.

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